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Gina Lückenkemper und ihre Staffelkolleginnen konnten ihr Glück kaum fassen.

© imago/Chai v.d. Laage/IMAGO/CHAI

Leichtathleten machen wieder Hoffnung: Hohe Funkenschläge in Tokio

Deutschlands Athleten blamierten sich vor zwei Jahren in Budapest. Bei der WM in Tokio rehabilitierten sie sich. Aber ist deswegen alles gut? Natürlich nicht!

Martin Einsiedler
Ein Kommentar von Martin Einsiedler

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Sind die Deutschen wieder wer in der Leichtathletik? Ein bisschen hat es den Anschein. Bei den Weltmeisterschaften in Tokio belegten die deutschen Athleten mit zahlreichen Top-8-Platzierungen, darunter fünf Medaillen, zusammen mit Großbritannien den vierten Platz in der Nationenwertung.

Vor allem dieser letzte Wettkampftag am Sonntag: Gold durch Leo Neugebauer, Bronze für die Frauenstaffel über 100 Meter mit einer Gina Lückenkemper als Schlussläuferin, die schneller als alle anderen war.

So mancher deutsche Leichtathletik-Fan mochte da an vergangene Zeiten gedacht haben. An Zeiten, in denen der Systemkampf der beiden deutschen Staaten in einen erbitterten Wettstreit auf der Tartanbahn und demzufolge viele Erfolge mündete.

Alles längst vorbei, aber vielen eben immer noch im Gedächtnis. Deshalb war es umso bitterer, dass die deutschen Athleten (in hoher Anzahl angereist) bei den vorangegangenen Weltmeisterschaften in Budapest leer ausgegangen waren.

Ist nun, nach Tokio, alles wieder gut? Das ist eine Frage der Perspektive. Wer sich eine schwarz-rot-goldene Brille aufsetzt, ist vermutlich nicht zufrieden. Spitzensportler wie eben Neugebauer oder Gina Lückenkemper trainieren schon lange in den USA, weil sie dort bessere Bedingungen vorfinden als hierzulande.

In Deutschland sind die Förderung und auch die gesellschaftliche Anerkennung der Sportart im Vergleich zu den Top-Nationen nicht ausreichend. Eltern überlegen sich genau, ob sie eine leistungssportliche Karriere ihrer Kinder in der Leichtathletik unterstützen wollen. Das Vorhaben birgt viele Risiken.

Helfen würde eine erfolgreiche deutsche Olympiabewerbung. Das Großereignis würde dem deutschen Spitzensport und allen voran der Leichtathletik einen großen Schub geben. Das haben die vergangenen Jahre gezeigt. Die Briten und die Franzosen profitierten sehr davon. Doch für Olympische Spiele muss hierzulande erstmal die Bevölkerung überzeugt werden – und danach das Internationale Olympische Komitee. Die Erfolgsaussichten sind gering.

Aber unabhängig davon: Die Weltmeisterschaften von Tokio machen wieder Hoffnung. Einige von Deutschlands Besten sind noch sehr jung, wie etwa der erst 23 Jahre alte Hammerwerfer Merlin Hummel, Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (26) oder die Siebenkämpferin Sandrina Sprengel (21). Die deutschen Leichtathleten strahlen nicht mehr so hell wie vor 30 Jahren. Aber einige sprühen hier und da noch hohe Funken.

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