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„Man sieht ihm nicht an, dass er erst 21 ist“: Leopold Querfeld reift beim 1. FC Union Berlin zum Anführer
Beim Pokalfight gegen Bayern verwandelte der Innenverteidiger zwei Elfmeter gegen Manuel Neuer. Es ist der nächste Schritt der bemerkenswerten Entwicklung des Österreichers.
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Leopold Querfeld sagte es, als sei es das normalste der Fußballwelt. „Das waren meine ersten beiden Elfmeter im Profibereich“, erzählte der Österreicher nach der 2:3-Niederlage seines 1. FC Union Berlin im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München. „Ich habe mir vorgenommen, dass ich Verantwortung für die Mannschaft übernehme und cool bleibe unter Druck.“
Es gibt einfachere Aufgaben, als sich aus elf Metern mit Manuel Neuer zu duellieren, doch Querfeld erledigte den Job exzellent. Den ersten Strafstoß schoss er mit Vollspann links unten in die Ecke, beim zweiten guckte er den über lange Jahre besten Torhüter der Welt gekonnt aus. Damit brachte er Union zweimal wieder in Schlagdistanz und beinahe hätte er mit einem Kopfball kurz vor Schluss sogar noch die Verlängerung erzwungen. Doch auch wenn es am Ende nicht für die Pokalüberraschung reichte, stand Querfeld im Fokus.

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„Leo hat darauf gewartet, dass er mal darf“, sagte Steffen Baumgart. Zu Beginn der Saison hatte Unions Trainer Querfeld und Stürmer Andrej Ilic zu den Elfmeterschützen des Teams erklärt. Der serbische Stürmer hatte Ende September gegen den Hamburger SV verschossen und fehlte gegen die Münchner angeschlagen. „Wir üben Elfmeter das eine oder andere Mal nach dem Training, aber es ist natürlich etwas komplett anderes, ob ich vor 20 Mitspielern schieße oder vor 22.000 Zuschauern“, sagte Querfeld.
Querfelds steiler Aufstieg
Dem Druck hielt er souverän stand und dies ist ein weiteres Zeugnis für seine bemerkenswerte Entwicklung. Seit er vor anderthalb Jahren von Rapid Wien nach Berlin-Köpenick gewechselt ist, hat sich der Innenverteidiger bei Union unverzichtbar gemacht. In der vergangenen Saison spielte er sich in der Verletzungspause von Kevin Vogt im Zentrum der Dreierkette fest und gab diese Position anschließend nicht mehr ab.
Querfeld überzeugt mit einer für sein Alter unüblichen Reife. Ganz fehlerfrei spielt er natürlich nicht, am Mittwoch etwa zu sehen beim 0:2, als er sich von Harry Kane zu leicht wegschieben ließ. Meist besticht er aber mit Übersicht und Zweikampfstärke. Zudem strahlt er in der Offensive immer wieder Torgefahr aus. Unvergessen bleibt sein Fernschuss in den Winkel beim spektakulären 4:4 gegen den VfB Stuttgart, das im April dieses Jahres als Tor des Monats ausgezeichnet wurde.
Seine zwei Elfmeter gegen die Bayern kommen für solche Ehren nicht infrage, sind aber Zeugnis seiner weiteren Evolution. Vom Leistungsträger entwickelt sich Querfeld immer mehr zum Führungsspieler. „Man sieht Leo nicht immer an, dass er erst 21 ist“, sagte Baumgart.
In Zukunft dürfte die Rolle des Wieners noch größer werden. Mit Danilho Doekhi und Diogo Leite verfügen seine beiden Nebenmänner in der Dreierkette über auslaufende Verträge und werden Union aller Voraussicht nach spätestens im Sommer verlassen. Einen der beiden, vermutlich Leite, könnten die Berliner bereits im Winter abgeben, um zumindest noch ein paar Millionen Euro Ablöse zu kassieren.
Ohne die zwei erfahrenen Innenverteidiger würde Querfeld zum eindeutigen Abwehrchef aufsteigen. So entschlossen, wie er Mittwoch am Elfmeterpunkt aufgetreten ist, ist ihm auch diese Rolle zweifellos zuzutrauen.
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