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Zweiter Versuch. Italiens Rossi traf gegen Neuer erst per Nachschuss.

© dpa

Nationalmannschaft: Manuel Neuer: Präsent und beinah unbezwingbar

Manuel Neuer glänzt gegen Italien mit starken Paraden – inzwischen kann sich das ganze Land auf ihn als Nummer eins verständigen.

Einem Mann wie Gianluigi Buffon passiert es selten, dass er sich von der Stimmung mitreißen lässt und dabei sein Ziel aus den Augen verliert. In seinem Fall aber lagen zumindest mildernde Umstände vor. Auf den Rängen feierten die italienischen Fans das 1:1 gegen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wie den WM-Titel vor fünf Jahren, sie sangen dieselben Lieder wie im Sommer 06, und ihre besondere Verehrung galt Buffon, der nach einem halben Jahr Verletzungspause in die Squadra Azzurra zurückgekehrt war.

Der Torhüter, inzwischen 33 Jahre alt, war der letzte Überlebende aus jener Mannschaft, die 2006 an selber Stelle das WM-Halbfinale gegen die Deutschen gewonnen hatte. Buffon schien von den Emotionen davongetragen zu werden, dann fiel ihm ein, dass er noch etwas zu erledigen hatte. Auf dem Weg in die Kabine drehte er sich plötzlich um, er ging zu Manuel Neuer und umarmte ihn.

Es war nur eine kleine Geste, aber sie besaß eine hohe symbolische Kraft. Buffon, der weltbeste Torhüter des vergangenen Jahrzehnts, erwies seinem mutmaßlichen Nachfolger die Ehre. Manuel Neuer, 24, werden seit Jahren glänzende Karriereaussichten nachgesagt; mehr und mehr wird er solchen Prophezeiungen inzwischen gerecht. „Er hat jetzt zwei überragende Spiele in Dortmund gemacht“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. Erst trieb Neuer den BVB im Revierderby gegen Schalke zur Verzweiflung, fünf Tage später bewahrte er die Nationalelf im selben Stadion vor einem richtig bösen Ende im Duell mit den Italienern.

Es waren nicht viele Bälle, die auf sein Tor kamen, doch in jedem einzelnen Moment erwies sich Neuer als hoch konzentriert: beim Volleyschuss von Daniele De Rossi kurz vor der Pause genauso wie später gegen Marco Borriello, als der Torhüter seine Fußspitze hervorschnellen ließ und den Ball zur Ecke lenkte. Nur Giuseppe Rossi konnte ihn bezwingen, doch auch der benötigte für das 1:1 zwei Versuche, ehe der Unüberwindliche überwunden war.

Auf Manuel Neuer kann sich inzwischen das ganze Land verständigen. Selbst die Dortmunder Fans feierten den Torhüter ihres Erzfeindes, und die Hymnen, die auf den Schalker gesungen werden, klingen immer süßer. Löw erlebte seinen Torhüter gegen Italien „überragend gut“, attestierte ihm Ausstrahlung und Mut: „Man hat bei ihm nie das Gefühl, dass er zögert.“ Neuer verfügt über eine Gabe, die für einen Torhüter ungewöhnlich ist: Mit seiner unglaublichen Präsenz kann er ein ganzes Spiel prägen. Das alles ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Neuer noch vor einem Jahr gar nicht für die Hauptrolle vorgesehen war. Vor dem Länderspiel gegen Argentinien im März hatte der Bundestrainer René Adler zu seiner Nummer eins erkoren. Doch der Leverkusener verletzte sich kurz vor der WM, verpasste das Turnier in Südafrika und musste seinen Konkurrenten an sich vorbeiziehen lassen. Die Weltmeisterschaft hat Neuer noch einmal einen Schub gegeben. „Er war schon vorher ein sehr guter Torwart“, sagt Joachim Löw.

René Adler ist immer noch ein sehr guter Torwart. Trotzdem redet niemand mehr von ihm.

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