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Aufhören wenn es am Schönsten ist. Die Spieler von RB München feiern Doppeltorschützen Mark Voakes.

© Imago Images / GEPA pictures

Marathonspiel in der DEL: Im Eishockey gibt es keine Sperrstunde

Als zwischen München und Augsburg die Entscheidung fällt, hat selbst das Parkhaus schon geschlossen. Die Verlängerung ist dennoch die fairste Lösung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Es war kurz vor Mitternacht, als es unruhig wurde im Münchner Eisstadion. Das Parkhaus im Olympiapark schließt Punkt null Uhr. Viele Zuschauer verließen die Arena, um ihr Auto umzuparken. Manch ein Eishockeyfan wird es wohl kaum wieder pünktlich in die Halle geschafft haben, als dort Mark Voakes die Fans von RB München erlöste. Um 0.06 Uhr am Donnerstagmorgen erzielte er das Siegtor zum 2:1 im ersten Play-off-Halbfinalspiel gegen Augsburg – vier Stunden und 36 Minuten nach dem ersten Bully am Mittwoch, in der dritten Verlängerung, Spielminute 102. 

Eishockey bis zum Umfallen, das ist in den Play-offs ein normaler Programmpunkt. Das Spiel von München war zwar das siebtlängste in der Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), aber es ist durchaus üblich, dass die Spiele etwas länger dauern, wenn sich die Teams dann von der Spielstärke nahe sind. Selbst in der Zweiten Liga gibt es das, vor ein paar Tagen dauerte ein Play-off-Spiel zwischen Freiburg und Bad Tölz 107:48 Minuten. Der DEL-Rekord liegt bei 168 Spielminuten. Macht das Sinn oder geht so etwas nicht zu Lasten der Gesundheit der Spieler?

Gesundheitsfördernd sind solche Spiele natürlich nicht, sagt der Berliner Sportmediziner Thorsten Dolla, einst auch Mannschaftsarzt im Eishockey bei den Capitals. Trainingszustand und Regeneration sowie richtige Ernährung seien wichtig, aber die Profis in der DEL hätten da inzwischen sehr gute Grundlagen. Dem Normalsterblichen seien viereinhalb Stunden Anstrengung in einer „Intervallsportart“ aber nicht anzuraten, sagt Thorsten Dolla. Denn: „Man muss auch dazu sagen: Hochleistungssport ist kein Gesundheitssport.“

Schön anzusehen war es am Mittwoch am Ende nicht immer, das sah vom Tempo nicht immer nach Eishockey aus. Kein Wunder, bezieht die Sportart ja ihre Dynamik auch aus dem Umstand, dass normalerweise nach spätestens 40, 50 Sekunden gewechselt wird. Aber nach viereinhalb Stunden Spielzeit helfen auch Wechsel nach 20 Sekunden nicht mehr, erstaunlicherweise waren die Spieler noch nicht von Krämpfen geplagt.

Penaltyschießen ist Glückssache

Das Gute am Ausgang des Spiels von München: Die bessere Mannschaft hat gewonnen. München war physisch stärker. Die Augsburger sind nicht mit so einem Kader gesegnet, wie es die Münchner sind – von der Quantität starker Spieler können sie nicht mithalten. Münchens Sieg war ein Sieg mit Kraft und er könnte programmatisch werden für den Rest der nach dem Modus „Best of seven“ gespielten Serie, die am Freitag in Augsburg dann weitergehen soll.

Verlängerungen im Profi-Eishockey sind sportlich gesehen, eine faire Art der Findung eines Siegers. Fünfminütige Verlängerung – seit einiger Zeit mit Drei gegen Drei ausgespielt – und das Penaltyschießen haben doch einen Hauch von Zinnober. Die DEL traut dieser Art der Entscheidungsfindung selbst nicht so recht, daher läuft es in den Play-offs eben – wie international üblich – so lange, bis ein Tor für den Sieger fällt. Nun braucht es nur noch jemanden, der im Olympiapark von München den Parkhausbetreibern die Regeln der Play-offs erklärt: Sperrstunde 24 Uhr gibt es im Eishockey eben nicht.

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