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Drin! Mario Götze schießt das Tor zum WM-Titel.

© Reuters

WM 2014 - Sieg im Finale gegen Argentinien: Mario Götze macht Deutschland zum Weltmeister

1954, 1974, 1990, 2014: Vor genau einem Jahr ist Deutschland zum vierten Mal Fußball-Weltmeister geworden. Im Finale gegen Argentinien musste das Team von Trainer Joachim Löw in die Verlängerung, ehe Mario Götze das Spiel mit seinem Tor entschied. Wir blicken in unserem Spielbericht zurück auf einen großen Abend.

Drei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit endete die große internationale Karriere eines großen Fußballers. Miroslav Klose, der Rekordtorschütze der WM-Geschichte, verließ unter tosendem Beifall den Platz. Für ihn kam Mario Götze, der bis dahin eine durchwachsene Weltmeisterschaft erlebt hatte. Und der seit Sonntagabend, im zarten Alter von 22 Jahren, zu den großen Heroen des deutschen Fußballs gehört. In der zweiten Halbzeit der Verlängerung erzielte Götze den Treffer zum Titel. Und was für einen. Mit der Brust nahm der Münchner eine Flanke von André Schürrle an, und noch ehe der Ball den Boden berührte, spitzelte er ihn an Argentiniens Torhüter Sergio Romero zum 1:0 für die Deutschen ins Tor.

Der Treffer bescherte der Nationalmannschaft den vierten WM-Titel nach 1954, 1974 und 1990. Es ist die Krönung für eine Generation von Fußballern, die mit der Nationalmannschaft oft nahe dran war, die Angelegenheit bisher aber nie zu Ende bringen konnte. Es ist auch die Krönung für Bundestrainer Joachim Löw, der lange ein Verfechter des schönen Spiels war, sich in Brasilien aber so pragmatisch gab wie nie zuvor – und der nun den Vorwurf entkräftete, mit ihm sei nichts zu gewinnen.

Dabei hatte das Finale schon schlecht angefangen, bevor es überhaupt angefangen hatte. Eigentlich hatte Löw zum dritten Mal hintereinander dieselbe Startformation aufs Feld schicken wollen. Doch dann verließ Sami Khedira eine gute halbe Stunde vor Spielbeginn, nach kurzer Zwiesprache mit Mesut Özil, den Platz, während seine Kollegen ihr Aufwärmprogramm fortsetzten. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid musste wegen Wadenproblemen sein Mitwirken am WM-Finale stornieren.

Für Sami Khedira kam Christoph Kramer - und verletzte sich

Für Khedira rückte Christoph Kramer in die Mannschaft. Der Mönchengladbacher, mit der Erfahrung von insgesamt vier Länderspielen gesegnet, stand gegen Argentinien zum ersten Mal bei dieser WM in der Startelf. Doch schon nach einer halben Stunde musste der Mittelfeldspieler benommen vom Platz, nachdem er schon in der Anfangsphase bei einem Zusammenprall mit Ezequiel Garay zu Boden gegangen war. Löw brachte André Schürrle fürs linke offensive Mittelfeld und zog Mesut Özil auf die Halbposition im rechten Mittelfeld.

Es war in einer Phase, als es für die Nationalmannschaft nicht besonders gut lief. Die Argentinier gaben das Mittelfeld bereitwillig frei, um die Deutschen zu locken. Und die Deutschen ließen sich locken. Schon in der ersten Viertelstunde kamen die Südamerikaner zu drei Kontergelegenheiten, bei denen die weit aufgerückten deutschen Verteidiger in der Rückwärtsbewegungen arg ins Schwimmen gerieten. Nach einer halben Stunde hatten die Deutschen 65 Prozent Ballbesitz, aber er brachte wenig ein, weil ihr Gegner gut organisiert verteidigte.

Die Argentinier wirkten anfangs insgesamt griffiger

Die Argentinier wirkten in dieser Phase insgesamt griffiger, und sie hatten auch die erste richtig gute Gelegenheit, dank freundlicher Unterstützung der Deutschen. Toni Kroos wollte einen Ball zu Torhüter Manuel Neuer zurückköpfen, übersah dabei aber Argentiniens Mittelstürmer Gonzalo Higuain, der etwas überhastet abschloss und den Ball am Tor vorbeischoss. Zehn Minuten später setzte sich Lionel Messi an der rechten Seite gegen Mats Hummels durch, zog in den Strafraum und passte an Neuer vorbei in die Mitte – der nicht nur in dieser Situation überragend starke Jerome Boateng klärte gerade noch vor Ezequiel Lavezzi.

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Fehlender Einsatz war den Deutschen ganz sicher nicht vorzuwerfen. So oft sind sie in den vergangenen Jahren kurz vor dem Ziel gestrauchelt. Diesmal wollten sie die Angelegenheit unbedingt zu Ende bringen. Als die Spieler vom Warmmachen in die Kabine zurückkehrten, hatte Bastian Schweinsteiger nur Augen für den goldenen Pokal. Der Münchner begrüßte den Spanier Carles Puyol, der die Trophäe in einem ledernen Köfferchen trug; für die hübsche Frau daneben, das brasilianische Model Gisèle Bündchen, schien er sich gar nicht zu interessieren.

Was den Deutschen lange fehlte, war ein bisschen spielerische Leichtigkeit, eine Idee gegen die Defensive der Argentinier, die allerdings auch so gut spielten wie nie zuvor bei dieser Weltmeisterschaft. Erst gegen Ende der ersten Hälfte wurden die Deutschen etwas fordernder. Toni Kroos kam in zentraler Position zum Abschluss, brachte aber nur ein harmloses Schüsschen zuwege; kurz darauf verpasste Miroslav Klose in der Mitte nur knapp eine Flanke von Philipp Lahm. Die beste Gelegenheit aber hatte Benedikt Höwedes in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Nach der dritten Ecke für die Deutschen wuchtete er den Ball mit dem Kopf gegen den Pfosten.

Kurz vor der Pause trifft Benedikt Höwedes den Pfosten

Zu Beginn der zweiten Halbzeit musste aber zunächst die Nationalmannschaft wieder einen Moment des Schreckens überstehen. Messi kam, perfekt frei gespielt, unbedrängt zum Schuss, setzte den Ball aber knapp am langen Pfosten vorbei. Die Argentinier traten manchmal für Minuten offensiv überhaupt nicht in Erscheinung, wurden dann aber quasi aus dem Nichts gefährlich. So auch nach einer knappen Stunde, als Higuain einen langen Ball zu erlaufen versuchte, Neuer aus seinem Tor eilte und denkbar knapp vor dem Angreifer mit der Faust klärte.

Das Spiel lebte weniger von feinen Spielzügen und atemberaubendem Kombinationsfußball, es lebte von der Spannung, begleitet vom Lärm der 74.738. Die beiden bisherigen WM-Finals zwischen beiden Ländern waren jeweils ziemlich eindeutige Angelegenheiten gewesen. 1986 dominierten die Argentinier mit Diego Maradona auf der Höhe seiner Schaffenskraft, vier Jahre später hatten die Südamerikaner der deutschen Wucht wenig entgegenzusetzen. Am Sonntag in Maracana begegneten sich zwei Teams auf vergleichbarem Niveau, ohne sich ein derart langweiliges Strategiespiel zu liefern, wie es Argentinien und Holland im Halbfinale getan hatten.

Die Argentinier gewannen ab Mitte der zweiten Halbzeit jedoch mehr und mehr an Dominanz, das Geschehen verlagerte sich nun zunehmend in ihre Hälfte. Es gelang der Mannschaft von Joachim Löw kaum einmal, einen Angriff gezielt zu Ende zu spielen so wie in der 82. Minute, als Kroos es von der Strafraumgrenze mit einem Schlenzer versuchte und knapp das Tor verpasste. Der letzte Pass, der Abschluss blieb meistens hängen. Auch die Standards, zuletzt eine Stärke, verpufften in der zweiten Halbzeit wirkungslos.

Wie schon die beiden vorangegangenen WM-Endspiele ging auch das 2014er Finale in die Verlängerung. Und die begann furios. Gleich nach dem Anpfiff scheiterte Schürrle nach guter Vorarbeit des eingewechselten Mario Götze an Argentiniens Torhüter Sergio Romero, Özils Nachschuss wurde geblockt, den folgenden Konter unterband Boateng mit einer herzhaften Grätsche gegen Messi im Mittelkreis. Aufs Elfmeterschießen wollte sich keine der beiden Mannschaften verlassen - und das gab es ja auch nicht: weil Mario Götze der Fußballnation einen magischen Moment schenkte.

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