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Hat den Durchblick. Martin Gould spielt als einer der wenigen Snookerprofis mit Brille. Beim German Masters steht er nach einem klaren Auftaktsieg im Achtelfinale.

©  World Snooker

German Masters im Snooker: Martin Gould will seinen Titel verteidigen

Im Vorjahr gewann Martin Gould im Berliner Tempodrom sein erstes großes Turnier und viele Sympathien bei den Zuschauern. In der ersten Runde konnte er an die guten Leistungen anknüpfen.

Martin Gould machte am Mittwoch eine neue Erfahrung. „Einen Titel zu verteidigen, das kenne ich ja gar nicht“, sagte der Vorjahressieger des German Masters nach seinem klaren 5:0-Erstrundensieg gegen den Waliser Jamie Jones. Wie sich der 35-Jährige der Aufgabe stellte, war allerdings ganz im Stile eines Champions. „Ich bin da heute rausgegangen und habe mir gesagt, du willst noch nicht nach Hause fahren. Und wenn du ein Gewinner sein möchtest, musst du auch mit dem entsprechenden Selbstverständnis auftreten.“

Genau dieses Selbstverständnis hatte Gould lange Zeit in seiner Snookerkarriere gefehlt. Gould war mittendrin, aber nie wirklich dabei, wenn es um Titel ging. Bis er im letzten Jahr die Gunst der Stunde nutzte. Im Tempodrom fehlten 2016 viele Stars beim German Masters oder schieden frühzeitig aus. Gould biss sich durch, wackelte auch kurz vor der Ziellinie nicht mehr und holte sich seinen ersten und bislang einzigen Sieg bei einem Weltranglistenturnier. Ein Jahr später ist Gould mit der klaren Zielstellung nach Berlin zurückgekehrt, den Pokal wieder mit nach Hause zu nehmen. „Ich denke schon, dass ich hier erneut gewinnen kann. Aber ich muss von Match zu Match denken.“

Zwischenzeitlich hatte er aufgehört, um seine kranke Mutter zu pflegen

Den ganz großen Karriereschub hat ihm der Titel in Berlin allerdings nicht gegeben. Nach seinem Erfolg schaffte er es bei großen Turnieren nicht mehr wirklich weit. Gould spielt wieder die Rolle des Mitläufers, auch wenn er selber sagt: „Die Saison nach dem Sieg beim German Masters war nicht so schlecht. Jeder Spieler hat Aufs und Abs, aber man versucht es immer wieder in die richtige Richtung zu lenken.“ Gould klingt dabei selbstbewusst, zumindest in dieser Hinsicht hat sich der früher eher schüchtern wirkende Profi verändert.

Längst vergessen scheinen seine Anfangsjahre, als er kaum genug Geld zusammenbekam, um offene Rechnungen zu bezahlen. Zwischenzeitlich hatte er sogar schon aufgehört, weil er seine krebskranke und inzwischen verstorbene Mutter pflegte. Ihr widmete er im vergangenen Jahr auch den Titelgewinn – mit Tränen in den Augen und dem Blick gen Himmel. „Ich hoffe, dass sie irgendwie zugeschaut hat, vielleicht ja mit einem Whisky in der Hand“, sagte er damals bei der Siegerehrung. Bei den Fans im Tempodrom hat sich Gould durch seine bewegenden Worte viel Renommee erworben. Diese Zuneigung gibt er gern zurück. „Irgendwas in Berlin passt einfach zu mir. Es kann schon sein, dass das auch etwas mit den deutschen Fans zu tun hat. Wenn du das spürst, willst du einfach gut spielen“, sagte er am Mittwoch.

Vier weitere Runden muss Gould gewinnen, um seinen Coup zu wiederholen. Zu den ganz großen Favoriten zählt er allerdings auch diesmal nicht. Aber dass er die vermeintliche Außenseiterrolle gut beherrscht, hat er schon einmal bewiesen. Und seinen Flug hat Gould wie schon im vergangenen Jahr erst für den Tag nach dem Finale gebucht.

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