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Sport: Massives Misstrauen?

Stefan Hermanns über Kevin Kuranyis vermeintlichen Gruß an Mirko Slomka

Fälschlicherweise gilt Fußball immer noch als ein sehr einfaches Spiel. Dabei handelt es sich um eine höchst komplexe und vor allem komplizierte Sportart. Simpel ist oft nur die Beschäftigung mit dem Fußball. Nehmen wir den Fall Kevin Kuranyi: Der hat im ersten Spiel nach der Entlassung von Trainer Mirko Slomka vier Tore geschossen, und was folgern nun alle daraus: dass Kuranyi wohl gottfroh sein muss, nicht mehr von Slomka gegängelt zu werden.

Als ob es so einfach wäre.

Die Wahrheit ist, dass Kuranyi sehr deutlich sein Unverständnis über Slomkas Entlassung geäußert hat. Natürlich muss man solchen Aussagen nicht glauben, aber warum hätte der Stürmer seinem Trainer gram sein sollen? Weil der ihn immer hat spielen lassen, auch als seine Glück- und Formlosigkeit fast pathologische Züge annahm? Slomka hat so lange an Kuranyi festgehalten, bis sich selbst in der Mannschaft Widerstand regte. Aber vier Tore sagen nun mal mehr als tausend Worte.

Fußball ist ein Spiel des Willens, das stimmt. Trotzdem neigt das Publikum dazu, dessen Bedeutung, vor allem im Negativen, zu überschätzen: Wer nicht anständig spielt, hat eben nicht gewollt. Mit mangelndem Willen aber ist Kuranyis gerade zu Ende gegangenes Formtief ganz sicher nicht zu erklären. Wenn ein Nationalspieler weiß, dass er sich in der Saison vor einem großen Turnier wie der Europameisterschaft keinen Unwillen leisten darf, dann ist es Kevin Kuranyi.

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