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Medaille bei den Paralympics 2024: Krummbein/Helmreich rudern zu Bronze
Der Mixed-Zweier Krummbein/Helmreich holt in Paris Bronze für Deutschlands Para-Ruderer. Der Mixed-Vierer landet nach Fotofinish auf Platz vier.
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Der geschätzte Wassersportliebhaber, der es am Sonntagmorgen rechtzeitig aus seinem Pariser Hotelbett hinausgeschafft hat, wird dafür am Tag der Finalläufe im Para-Rudern sogar zweifach belohnt.
Zum einen ist es ihm vergönnt, den knapp ein Kilometer langen Fußweg von der Bahnstation des östlich von Paris gelegenen Vororts Vaires-Sur-Marne zurückzulegen, bevor die glühende Mittagssonne heraufgezogen ist. Zum anderen droht er nicht die spannenden Medaillenentscheidungen zu verpassen, bei denen auch die deutschen Ruderer zum Favoritenkreis gehören.
So lang die Anreise zur neu gebauten Wassersportstätte sein mag, so schön ist sie auch. Von der Bahnstation wird man durch eine schnurgerade Allee geführt, auf deren gepflasterter Straße das Fanvolk der Paralympics in Paris links und rechts vom Flair einer südfranzösischen Kleinstadt verwöhnt wird. Hinter sorgsam gepflegten kleinen Bäumen reihen sich zweistöckige Wohnhäuser.
Auch das deutsche Team nimmt die circa eine Stunde lange Anreise aus dem paralympischen Dorf jeden Wettkampftag aufs Neue auf sich, in der Hoffnung, sich an diesem Sonntag zu belohnen.
Nach drei Wettkampftagen ist die Bilanz des deutschen Verbands insgesamt ausbaufähig. Platz 39 im Medaillenspiegel dürfte den ein oder anderen daheimgebliebenen Zeitungsleser die Nase rümpfen lassen. Erinnerungen an die vergangenen Wochen werden wach, in denen besagter Medaillenspiegel, da noch bei den Olympischen Spielen, Reizstatistik der Nation wurde. Kollektive Schnappatmung setzte ein, die „Welt“ titelte: „Deutschland historisch am Tiefpunkt.“ Und das soll was heißen.
Da kommen die Para-Ruderer an diesem Sonntag also gerade rechtzeitig, um die Bilanz aufzubessern. Der Mixed-Zweier mit Hermine Krummbein und Jan Helmreich hatte einen phänomenalen Vorlauf hingelegt und qualifizierte sich vor dem favorisierten Boot des Vereinigten Königreichs fürs Finale. Im Mixed-Vierer hingegen, einer anderen aussichtsreichen Disziplin, dominierte das britische Boot die Konkurrenz im Vorlauf mit einer neuen Weltbestzeit. Die deutschen Vizeweltmeister mit Susanne Lackner, Valentin Luz, Marc Lembeck und Kathrin Marchand sowie Guide Inga Thoene erreichten als Zweitplatzierte das Finale.
Um 12:10 Uhr startet das Boot mit Krummbein/Helmreich zusammen mit den anderen fünf Finalisten, bei herausfordernden 30 Grad Hitze und Gegenwind. Es kristallisiert sich schnell ein Dreiergespann aus dem australischen, englischen und deutschen Boot heraus.
Die schlanken Ruderboote flitzen über das Wasser Richtung prall gefüllter Haupttribüne, auf denen besonders die Franzosen nach ihrem Boot auf dem großen Bildschirm Ausschau halten. Nachdem die Halbmarke erreicht ist, zeichnet sich eine Führung des australischen Boots ab, dahinter die Briten, danach die Deutschen. Nach einer zwischenzeitlichen ganzen Bootslänge Rückstand auf Silber, packt der Zweier Krummbein/Helmreich einen atemberaubenden Schlussspurt aus – und am Ende fehlen zwölf Hundertstel zu Platz zwei.
Ähnlich läuft es dann beim deutschen Vierer, der im darauffolgenden Rennen startet. Nach einem unsauberen Beginn muss das deutsche Team einen Rückstand auf die Führungsgruppe (USA, Großbritannien, Frankreich) aufholen. Auch hier gelingt ein Schlussspurt, der abermals ein Fotofinish erzwingt, aber am Ende Platz vier bedeutet.

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Auf der Tribüne gibt es kein Halten mehr, als auf dem Bildschirm der dritte Platz für Frankreich angezeigt wird und ein Meer aus blau, weiß, roten Fahnen erscheint.
Unter den deutschen Athletinnen und Athleten könnte die Stimmungslage nach dem Rennen kaum unterschiedlicher sein. Die erst 20-jährige Hermine Krummbein ist „unfassbar stolz“ über den Gewinn von Bronze, Jan Helmreich witzelt in der Mixed Zone schon über das Gewicht seiner Medaille und freut sich über die neue Leistungsdichte in der Weltspitze.
Das Viererboot steht nachher ohne Medaille da, niedergeschlagen, Ratlosigkeit macht sich breit. Ein paar Trainingseinheiten waren aufgrund von Verletzungen verpasst worden und gaben möglicherweise den Ausschlag.
Am Ende des Wettkampftages stehen beide deutsche Teams eine Position schlechter dar, als es die Vorläufe haben vermuten lassen; das Para-Ruderboot wird also nicht Zugpferd der Deutschen in Paris. Um das Aufpolieren des Medaillenspiegels werden sich wohl andere kümmern müssen.
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