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Michael Teuber gewann seine siebte Medaille bei den Paralympics.

© dpa/Jens Büttner

Medaillenset für Para-Radsportler: Gold Hausberger, Silber Teuber, Bronze Zeyen-Giles

Michael Teuber ist eine echte Größe des Para-Sports. In Paris gewann der 56-Jährige seine siebte Medaille bei den Paralympics. Auch zwei Frauen hatten Grund zur Freude.

Von Anna Höhne

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Die zwei wichtigsten Dinge, die man laut Para-Radsportler Michael Teuber braucht, um so lange wie er erfolgreich im Leistungssport zu sein, sind zum einen die Liebe zur eigenen Sportart und zum anderen der Wettkampfgeist. Am Radfahren liebe er die Vielseitigkeit. Man könne herausfordernde Touren fahren und gleichzeitig die Landschaft bewundern. Außerdem habe ihm der Ausdauersport immer schon gelegen und er wolle auch nach über 20 Jahren als Sportler noch austesten, was alles möglich ist.

Bei den Paralympics seien die Medaillen sein klares Ziel. Diesen Ehrgeiz und dieses „Feuer im Blut“, das man brauche, um dieses Ziel zu erreichen, habe er allemal – und das auch als „Old-School-Sportler“. Dass die Spiele in Paris „eher im hinteren Bereich“ seiner Karriere einzuordnen sind, sei klar, sagt der 56-Jährige. Ans Aufhören könne er aktuell trotzdem noch nicht denken, denn „es zählt immer nur der nächste Wettkampf“.

Der Plan, sich voll und ganz auf die bevorstehenden Wettkämpfe zu konzentrieren, scheint aufgegangen zu sein: Am Mittwochmorgen holte Michael Teuber die Silbermedaille für das Team Deutschland. Die 14,1 Kilometer lange Strecke mit 140 Höhenmetern legte Teuber in einer Zeit von 21:18,14 Minuten zurück und blieb damit etwa 38 Sekunden hinter Dauer-Konkurrent Ricardo Ten Argiles aus Spanien zurück. Enttäuscht ist Teuber deswegen aber nicht, er sei „überglücklich“ sich die Silbermedaille gesichert zu haben.

Auch die deutschen Frauen sind im Einzelzeitfahren am Mittwoch aufs Treppchen gerast: Maike Hausberger gewann Gold, Annika Zeyen-Giles sicherte sich Bronze. Damit war das Medaillenset für das deutsche Team im Para-Radsport komplett.

Die Straßenrennen seien eben ein tolles Event, auch wenn die Triathletinnen und Triathleten es mit der Location natürlich etwas besser getroffen hätten, ergänzt Teuber lachend. Die Straßenrennen finden nämlich, anders als der Triathlon, nicht direkt im Herzen von Paris, sondern im circa 16 Kilometer entfernten Clichy-sous-bois statt. Dass der Bayer hier am Mittwoch überhaupt starten kann, ist jedoch trotz seiner vielen Erfolge nicht selbstverständlich.

Erst im März hatte Teuber während des Trainings auf den kanarischen Inseln einen schweren Unfall. Er kollidierte mit einem Auto und zog sich dabei unter anderem einen offenen Schlüsselbeinbruch, mehrere Rippenbrüche und einen Wirbelbruch zu: „Das war schon richtig kacke“, sagt er. Nach einigen Wochen im Krankenhaus begann er so schnell wie möglich wieder mit dem Training. Seine Form sei trotzdem erstmal im Keller gewesen, und er habe sich langsam zurück arbeiten müssen. Schlecht vorbereitet sei er deswegen aber nicht. Auf dem Papier habe er sogar mehr trainiert als vor den paralympischen Spielen in Tokio 2021 und in diesem Jahr schon über 13.000 Kilometer auf dem Sattel zurückgelegt.

Ob die Disziplin, die er an den Tag gelegt habe, auch etwas gebracht hat, könne man final immer erst nach dem Rennen beurteilen. Spätestens am Mittwoch in Paris wird also deutlich: Die harte Arbeit hat sich gelohnt. Trotz des starken Comebacks habe der Unfall sein Verhältnis zum Radsport aber verändert: „Die Angst fährt mit und das kostet mich vielleicht auch die eine oder andere Sekunde in einer Kurve.“ Der Sportler ist seit einem Autounfall mit 16 Jahren inkomplett querschnittgelähmt.

Durch den im Trainingsunfall zugezogenen Wirbelbruch sei Teuber von einer weiteren Lähmung nicht so weit entfernt gewesen, da sei etwas mehr Respekt nur verständlich. Grundsätzlich würde er die Sicherheit im Straßenverkehr für Radfahrer in Deutschland als „relativ gut“ einschätzen. Im Ausland sei die Situation oft deutlich schlimmer und es brauche mehr „Rücksichtnahme und Respekt“ von Seiten der Autofahrer.

Auf die Spiele in Paris habe er sich trotz allem sehr gefreut. Das ganze Feeling während der Paralympics sei eben etwas sehr Besonderes. Allein das Leben im paralympischen Dorf, gemeinsam mit Tausenden anderen Athletinnen und Athleten, gebe einem das Gefühl, ein Teil von etwas Größerem zu sein. An die paralympischen Spiele in London 2012 käme Paris laut Teuber allerdings nicht ganz heran. Großbritannien sei als Gastgeber „super sympathisch“ gewesen und habe vor allem den Inklusionsgedanken auf brillante Art in den Mittelpunkt gestellt. Damals sei es gelungen, „diese Fortführung von olympischen zu paralympischen Spielen als Einheit zu begreifen“.

Damit sei nicht zwingend gemeint, dass die olympischen und paralympischen Spiele in Zukunft eine einzige große Sportveranstaltung werden sollten. Dafür sei der Organisationsaufwand für eine einzige Stadt vermutlich viel zu groß. In den letzten Jahren wurden, so Teuber, der seit den Spielen 2000 in Sydney dabei ist, zwar einige Meilensteine erreicht, was die Präsenz der Paralympics und das Zusammenwachsen von Olympia und Paralympics betrifft, es gäbe aber noch Luft nach oben.

Allein im Hinblick auf die mediale Berichterstattung falle auf, dass sie „so gut wie sie ist, trotzdem natürlich hinter den olympischen Spielen weit zurückbleibt“. Solange es diese Trennung der Spiele gäbe, könne man nicht von einer inklusiven Veranstaltung sprechen. Vor Los Angeles 2028 bleibt also noch einiges zu tun und so wie es jetzt aussieht, könnte Teuber auch in vier Jahren noch einmal zeigen, was er kann.

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