Sport: Meister, aber keine Champions
SCC-Volleyballer geraten zum falschen Zeitpunkt in ein Formtief
Berlin. Mirko Culic wusste, dass der Jahresbeginn voller Tücken steckt. Der Trainer des Deutschen Volleyball-Meisters hatte deshalb vorsorglich seine Spieler gewarnt. „Mitte Januar bis Mitte Februar müssen wir unsere beste Form erreicht haben“, betonte Culic fast gebetsmühlenartig. Das Pokalfinale in Dessau und die Champions League – dort wollte der SCC glänzen. Eine hehres Vorhaben, aber schlecht ausgeführt. Ging das Pokalfinale gegen den VfB Friedrichshafen noch ziemlich unglücklich mit 2:3 verloren, so war nur drei Tage später der Auftritt im letzten Champions-League-Spiel bei Polens Titelträger Pamapol AZS Czestochowa ein einziges Fiasko. 0:3 (8:25, 23:25, 10:25) gingen die Charlottenburger unter. Im ersten und letzten Satz raffte sich die Mannschaft nicht einmal mehr zu ernst zu nehmendem Widerstand auf.
„Das stinkt mir gewaltig“, schimpfte SCC-Manager Kaweh Niroomand. „Man kann ja mal 0:3 verlieren. Aber zwei Sätze mit nur acht und zehn Gegenpunkten abzugeben, dafür fehlt mir das Verständnis, dafür muss man sich schämen.“ Die Wirkung ist fatal für den immer noch international um Anerkennung ringenden deutschen Volleyballsport: Da der SCC Gruppenletzter wurde, erhält der Deutsche Volleyball-Verband für die nächste Saison nur noch einen Startplatz in der Champions League – statt wie bisher zwei. Nur wenn der SCC Meister wird, darf er wieder an der Champions League teilnehmen, die dem Verein in den drei Heimspielen mit insgesamt über 6500 Zuschauern einen unverhofften Boom beschert hat.
Über verpasste Chancen zu lamentieren bringt dem SCC wenig. Die Mannschaft startet schon am kommenden Sonntag (15 Uhr, Sömmeringhalle) gegen Mendig in die zweite Bundesliga-Runde, in der nur noch die ersten sechs der Tabelle in Hin- und Rückspiel um eine möglichst günstige Platzierung für die dann folgenden Play-offs streiten. Dass der SCC möglicherweise sein derzeitiges Formtief konserviert und in eine Niederlagenserie hineinschlittert, hält Niroomand für unwahrscheinlich. „Es steckt genügend Substanz in der Mannschaft. Wenn sie nur 70 bis 80 Prozent ihres Potenzials abruft, gewinnen wir ja trotzdem die Spiele in der Bundesliga.“ Genau da liegt wiederum das Dilemma der Charlottenburger. National werden sie im Allgemeinen zu wenig gefordert. Bei den großen internationalen Auftritten sind sie dann überfordert. Wie am Mittwoch in Polen.