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Bayern München: Meister im Mittelmaß

Die Bayern lassen den Ball kreiseln, aber sie treffen das Tor nicht mehr. Nach dem 1:2 gegen Tabellenführer Mainz klagt die Chefetage über zu wenig Leidenschaft und Laufbereitschaft.

Mittelmaß also. Zehn Punkte hinter dem ungeschlagenen Tabellenführer aus Mainz. Es sind keine schönen Tage für den Deutschen Meister und seinen Trainer Louis van Gaal, der sich in seiner Analyse seit Wochen nur wiederholen kann: Dass es eindrucksvoll ist, wie der FC Bayern München Spiel für Spiel über 60 Prozent Ballbesitz verbuchen kann, immer wieder passable Möglichkeiten herausspielt, jedoch wenig Zählbares daraus zieht. „Fußball ist ein Spiel, um Tore zu machen“, sagte van Gaal also lapidar: „Und Mainz hat zwei sehr schöne Tore gemacht.“ Fast hätte der Holländer „drei“ sagen können, denn auch das Eigentor der Mainzer zum zwischenzeitlichen Ausgleich bei ihrem überraschenden 2:1 (1:1)-Sieg am Samstagnachmittag in München, als der Schwede Bo Svensson seinen Torwart Christian Wetklo übertölpelte, war durchaus sehenswert.

Die Bayern hingegen trafen nicht. Wieder einmal. Zum dritten Mal in Serie vor heimischer Kulisse in der Liga. Gleich in der ersten Minute sprang Ivica Olic aussichtsreich am Ball vorbei, Bastian Schweinsteiger setzte seinen Fernschuss knapp neben das Tor, Miroslav Klose köpfte erst drüber, dann an den Pfosten. „Es ist schwer für uns, wenn so viele Spieler unter ihrer normalen Verfassung sind“, klagte van Gaal. Miroslav Klose ergänzte: „So ein schlechtes Spiel haben wir unter diesem Trainer noch nicht gemacht. So viele Fehlpässe habe ich noch nicht erlebt.“ Klose wurde wieder einmal ausgewechselt, wieder einmal gegen Mario Gomez.

Alarmierend dürfte für die Münchener Verantwortlichen weniger gewesen sein, dass Gomez auch in diesem Spiel kein Tor schoss. Es war vielmehr die Tatsache, wie wenig den Mittelfeldspielern gegen die aggressiven und kaltschnäuzigen, jedoch keinesfalls überragend spielenden Mainzer einfiel. „Ich dachte, dass wir den Schalter in Hoffenheim umgelegt haben. Nun wird es schwieriger, als wir gedacht haben“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger. Die Bayern verließen sich zu sehr auf ihre Kunst des Ballkreiselns; mit dem forschen Offensivpressing der Mainzer Lewis Holtby, Adam Szalai und Sami Allagui hatte vor allem das sonst starke Sechserduo Schweinsteiger/van Bommel große Probleme. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge beklagte: „Mainz spielte mit großer Laufbereitschaft, Leidenschaft und Aggressivität. Diese Attribute haben wir vermissen lassen.“

Vielen im Verein wird langsam klar, dass die Künstler Frank Ribéry (Bänderriss) und Arjen Robben (Muskelriss) dem Bayern-Spiel mehr fehlen, als sie das vor Wochen wahrhaben wollten. Zumal auch Thomas Müller die Spiele derzeit nicht im Alleingang gewinnen kann und Toni Kroos zu unbeständig ist, um die Mannschaft aus zentraler Position in schwierigen Situationen zu führen. Trainer Louis van Gaal sieht schwere Wochen auf seine Mannschaft zukommen: „Es wird nicht einfach, da wieder rauszukommen.“ Mit Blick auf das Champions-League-Spiel am Dienstag beim FC Basel fordert sein Kapitän Mark van Bommel: „Wir müssen nun die Kurve kriegen. Da kann uns keiner helfen.“

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