zum Hauptinhalt
Burak Isikdaglioglu vom Fußballklub BAK im Poststadion in Berlin.

© IMAGO/Funke Foto Services

„Merz hat mit Stadtbild-Aussage recht“: Diesem Mann aus dem Berliner Fußball spricht der Bundeskanzler aus der Seele

Burak Isikdaglioglu vom Fußballklub BAK bezeichnet sich als „gut integrierten Berliner mit Migrationshintergrund“. Von Merz fühlt er sich verstanden – nur die AfD fürchtet er.

Stand:

Für seinen „Stadtbild“-Kommentar erntet Bundeskanzler Friedrich Merz derzeit viel Kritik, doch im Berliner Lokalsport gibt es jemanden, der ihm zustimmt. Burak Isikdaglioglu vom Fußballverein Berliner AK meint: „Merz hat recht. Er spricht vielen Menschen aus der Seele – auch mir. Als gut integrierter Berliner mit Migrationshintergrund sehe ich dahinter keinen Rassismus.“

Isikdaglioglu ist Zweiter Vorsitzender des Berliner AK, dessen erste Mannschaft in der Oberliga spielt. Die Spiele finden im Poststadion in Moabit statt, wo Isikdaglioglu sich dafür einsetzt, dass nicht nur sportliche Themen auf der Agenda stehen, sondern auch gesellschaftliche. Im vergangenen Jahr bei der EM fand im Poststadion beispielsweise das Pride House für queere Fußballfans statt. Gemeinsam mit Makkabi Deutschland hat der Berliner AK außerdem das Projekt „move2respect“ ins Leben gerufen, das jüdische und muslimische Jugendliche zusammenbringt.

Dass Merz kürzlich sagte, man habe „im Stadtbild noch dieses Problem“ und deshalb sei man dabei, „in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen“, empfanden viele Menschen als verletzend und diskriminierend. Doch Isikdaglioglu meint: „Der Bundeskanzler adressiert Kriminalität, Drogenhandel, Obdachlosigkeit, Vandalismus und Müll. In Berlin und im ganzen Land muss sich etwas grundlegend ändern. Die Menschen wollen die Wohlfühloase Deutschland zurück. Viele empfinden ein Unsicherheitsgefühl, das erlebe ich auch auf den Fußballplätzen.“

Drogengeschäfte neben den Fußballplätzen

Aus eigener Erfahrung kennt er die Zustände auf den oftmals maroden Sportplätzen. Dort hätten verbale und körperliche Angriffe in den vergangenen Jahren zugenommen, sagt Isikdaglioglu. Teilweise würden Drogen unmittelbar neben den Plätzen gehandelt und konsumiert, wo Kinder und Jugendliche trainieren. „Vieles wird schöngeredet, aus Angst, Rassismus vorgeworfen zu bekommen. Man hat Sorge zu sagen: Vereine aus Bezirken mit sozial schwachem Hintergrund sind häufig auffälliger als Vereine aus Charlottenburg-Wilmersdorf.“

Man sieht auf offener Straße, wie jemand sich eine Spritze setzt – und trotzdem wird kaum etwas dagegen unternommen.

Burak Isikdaglioglu

Mit Blick auf den Sport würde er sich wünschen, dass verbale und körperliche Übergriffe konsequenter verfolgt werden und der Berliner Fußball-Verband sich nicht davor scheue, Probleme auf Sportplätzen klar zu benennen. „Aber auch die gesamte Stadt muss sicherer werden, im Zweifel braucht es bessere Überwachungsmöglichkeiten“, so Isikdaglioglu. „Meine Frau und ich sind sehr gern in Kreuzberg, Neukölln und am Alex unterwegs, aber zu bestimmten Zeiten wird es ungemütlich. Man sieht auf offener Straße, wie jemand sich eine Spritze setzt – und trotzdem wird kaum etwas dagegen unternommen.“

Seine größte Sorge: Wenn die demokratischen Parteien nicht aktiv werden und diese Probleme benennen, profitiert davon die AfD. „Wenn wir nicht aktiv Lösungen suchen, spielt das der AfD in die Karten. Ich habe große Angst davor, dass die Partei am Ende bei 30 Prozent steht.“

Das Problem von „Gewalt, Müll und Kriminalität in der Stadt“ adressierte kürzlich auch Berlins Regierender Bürgermeister. Er betonte aber auch, dass man dies nicht an einer Nationalität festmachen könne und hob Berlins Vielfalt positiv hervor. Die Kritik an Merz’ Formulierung kann Isikdaglioglu sogar nachvollziehen. „Da hätte er sich deutlicher ausdrücken und klarmachen sollen, was er mit Stadtbild konkret meint. Damit ist er einigen auf die Füße getreten, die dachten, er meint Türken und Araber per se. Aber ich bin froh, dass Merz Probleme anspricht, die sein Vorgänger ignoriert hat. Im besten Fall verhindert er damit die AfD.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })