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Fußball-Randale in Italien: Milan flüchtet ins Ausland

Der AC Mailand flüchtet vor den "Geisterspielen" ins Ausland. Zumindest seine Champions-League-Partie gegen Celtic Glasgow will Milan am 7. März im schweizerischen Genf oder in Frankreich vor Publikum austragen.

Rom - Von der Uefa gab es Grünes Licht für das Vorhaben. Milans San Siro-Stadion dagegen bekam wie 24 andere Arenen vom Sicherheitsrat in Rom die Rote Karte gezeigt. Nur die sechs Stadien in Rom, Genua, Siena, Cagliari, Turin und Palermo entsprächen vor der am Wochenende wieder startenden Meisterschaft den gesetzlichen Sicherheitsvorschriften und sind demnach fürs Publikum freigegeben. Alle Abendspiele wurden auf den Nachmittag vorverlegt. Trotz ihrer heftigen Kritik am Geisterspiel-Beschluss der Regierung bestätigte Milans Vize-Präsident Adriano Galliani im Namen der Liga am Abend offiziell: "Wir spielen am Samstag und Sonntag."

Elf Spiele vor leeren Rängen

"Binnen 48 Stunden teilen wir mit, in welchen Stadien vor Publikum gespielt werden darf", erklärte Italiens Vize-Polizeichef Antonio Manganelli. Elf von 21 Erst- und Zweitligaspielen würden vor leeren Rängen angepfiffen, berichtete die "La Gazzetta dello Sport". Der Sicherheitsrat will die durchgefallenen Stadien noch im Detail prüfen. Einige könnten die geforderten Arbeiten noch rechtzeitig abschließen. Unter dem Eindruck der tödlichen Krawalle in Catania hatte die Regierung Spiele vor Publikum in nicht gesetzeskonformen Stadien per Dekret verboten.

Unterdessen schien der gewaltsame Tod des Polizisten Filippo Raciti offenbar aufgeklärt. Ein von der Staatsanwaltschaft unter Mordverdacht festgenommener 17-Jähriger soll ein Teilgeständnis abgelegt haben. Dies berichtete das italienische Fernsehen unter Berufung auf die Polizei in Catania. Sein Anwalt Giuseppe Lipera dementierte am Abend aber vehement, dass sein Mandant die Tat zugegeben habe. Er habe lediglich eingeräumt, dass er bei den Ausschreitungen dabei gewesen sei, nicht aber Raciti angegriffen zu haben.

Donadoni: "Maßnahmen sind nötig"

Wegen der neuen Sicherheitsvorschriften steht auch Italiens Länderspiel am 28. März gegen Schottland in Bari auf der Kippe. Das "Stadio San Nicola" gehört zu den Arenen, die nicht den schon vor zwei Jahren verabschiedeten Pisanu-Gesetzen entsprechen. Der Fußballverband übt dennoch einen Schulterschluss mit der Regierung. "Die Maßnahmen sind nötig", sagte Nationaltrainer Roberto Donadoni.

Von den zur neuerlichen Krisensitzung in Rom versammelten Club-Präsidenten kommt dagegen weiter heftige Kritik. "Absurd" sei das Publikumsverbot, wetterte Udines Clubchef Giampaolo Pozzo. "Ohne Fans ist es kein Fußball mehr", klagte auch Milan-Stürmer Filippo Inzaghi. Galliani beklagte das negative Urteil zum Mailänder Stadion als "ungerecht". Nach Neapel droht nun auch Livorno mit Streik: "Entweder alle Stadien werden gleich behandelt oder wir streiken", sagte Livornos Stürmer Cristiano Lucarelli.

An Stadien wird mit Hochdruck gearbeitet

Sportministerin Giovanna Melandri rief die Clubs zur "Zusammenarbeit auf, um die Gewalttäter zu isolieren". Da nun überall mit Hochdruck an den Stadien gearbeitet wird, machte Innenminister Giuliano Amato den Clubs wieder Hoffnung: "In einem Monat werden die Dauerkartenbesitzer wieder ins Stadion können." Dies fordern die wegen der fehlenden Einnahmen und des Imageschadens immer nervöser werdenden Clubs ab sofort. "Der italienische Fußball ist nur noch die Hälfte wert", sagte ein Wirtschaftsexperte.

Mit der Krise in Italien beschäftigt sich nun auch die Uefa intensiver. Ein Vertreter des Dachverbandes nahm bereits an der Sicherheitsratssitzung in Rom teil, Uefa-Präsident Michel Platini will sich bald mit dem für Justiz und Sicherheit zuständigen Vize-Präsidententen der Europäischen Union, Franco Frattini, treffen. (Von Bernhard Krieger, dpa)

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