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Mit jungen Talenten und bewährtem Sturmduo: Unions Sehnsucht nach Kontinuität
Aus einer turbulenten Saison mit einer Niederlagenserie, Trainerwechsel und Systemumstellung möchte der 1. FC Union die richtigen Lehren ziehen. Und künftig noch mehr auf den Nachwuchs setzen.
Stand:
Auch vier Tage nach dem letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga ließ sich die abgelaufene Saison des 1. FC Union für Horst Heldt nur schwer einordnen. „Es gab Höhen und Tiefen“, sagte der Geschäftsführer des Erstligisten. Die Köpenicker haben eine Spielzeit hinter sich, in der man sich zu Beginn in der Nähe der Europapokalplätze aufhielt und das mit dem neuen Wunschtrainer Bo Svensson. Dann folgte allerdings eine Negativserie, die Heldt dazu veranlasste, sich im Winter von Svensson zu trennen. „Diese Entscheidung war aus unserer Sicht nicht anders möglich“, sagt der Geschäftsführer rückblickend.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte Nachfolger Steffen Baumgart schließlich das Ruder herumreißen und den Unioner Fans doch noch die ersehnte undramatische Saison bescheren. „Wir hatten unsere Momente, wo wir in einer kritischen Situation waren, aber am Ende haben wir am 30. Spieltag die Liga gehalten“, zog Heldt eine abschließende Bilanz.
Kein Wunder also, dass sich Trainer Baumgart am Mittwoch nach diesen zwei insgesamt eher schwierigeren Spielzeiten zu keiner mutigen Ansage bezüglich seiner Ziele mit Union hinreißen lassen wollte. Ob er mittelfristig Richtung Champions League schiele, beantwortete er also mit einem klaren „Nein“.
Wir müssen den Verein so lange wie möglich in der Bundesliga halten, dann entwickelt er sich automatisch.
Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Union
Es sei extrem wichtig, dass man den Fokus allein auf die Bundesliga richte. „Wir müssen den Verein dort so lange wie möglich halten, dann entwickelt er sich automatisch“, erklärte Baumgart. „Wir sehen es an Freiburg, Mainz oder Augsburg, es geht da um Infrastruktur und viele andere Sachen, die man erst über einen langen Zeitraum verbessern kann und dazu brauchst du die Bundesliga.“
Für Hollerbach ist noch kein Angebot bei Union eingegangen
Dass Union letztlich recht früh in der Saison den Klassenerhalt sicherte, lag zum einen am Sturmduo Benedict Hollerbach und Andrej Ilic. Letzterer hatte unter Svensson noch keine Chance erhalten, obwohl er laut Heldt auch da schon angedeutet habe, wozu er in der Lage ist. „Steffen hat dann auf ihn gesetzt und das war ein Schlüssel, warum wir die Liga gehalten haben.“
Die Kombination aus dem schnellen Hollerbach als Ergänzung und Ilic als Zielspieler erinnerte in Teilen an noch erfolgreichere Zeiten mit dem Sturmduo Kevin Behrens und Sheraldo Becker, mit dem man sich vor zwei Jahren für die Champions League qualifizierte.
Demnach habe Union laut Heldt „natürlich ein Interesse daran“, Hollerbach und Ilic zu halten. Bei beiden sei aber noch genug Zeit, das zu entscheiden. Der 25-jährige Ilic ist vom französischen Erstligisten OSC Lille ausgeliehen. Die Berliner sollen eine Kaufoption in Höhe von fünf Millionen Euro haben.
Für Hollerbach, der Baumgart zufolge nicht ohne Grund Begehrlichkeiten anderer Klubs weckt, sei noch kein Angebot bei Union eingegangen. „Wenn sich ein Verein meldet, beschäftigen wir uns damit und dann treffen wir eine Entscheidung“, gab sich Heldt betont entspannt.
Die insgesamt starke Rückrunde unter Baumgart hat zum anderen mit der Rückkehr zu Altbewährtem zu tun. Hatte der Trainer zunächst auf Viererkette umgestellt, damit aber kaum Erfolg gehabt, ließ er zuletzt wieder mit Dreier- respektive Fünferkette spielen. Das Ergebnis waren acht Spiele ohne Niederlage.
Einen großen Anteil daran hatten junge Spieler wie Leopold Querfeld, aber auch erfahrene wie Christopher Trimmel. „In den Momenten, wo es kritisch gewesen ist, hat uns schon das Alter schon geholfen, das darf man nicht vergessen“, sagte Heldt. Die Berliner hatten in der vergangenen Spielzeit eines der älteren Teams der Liga.
Union möchte künftig mehr auf den Nachwuchs setzen
Künftig sei ein guter Mix im Kader aus erfahrenen und jungen Spielern entscheidend. Insgesamt wollen man aber vermehrt auf den Nachwuchs setzen. „Das haben wir auch schon in der letzten Saison versucht, einzuläuten.“
Mit Aljoscha Kemlein, der seinen Vertrag gerade verlängerte, Tom Rothe und Leopold Querfeld haben sich einige junge Spieler unter Baumgart etabliert. David Preu kam im letzten Spiel zu seinem Startelfdebüt. Es ist ein Vorteil für Union, dass Baumgart „herausragend gern“ mit jungen Profis arbeite, so Heldt.
Spielerisch sieht Baumgart in der nächsten Saison vor allem im vorderen Bereich Verbesserungspotenzial – trotz des Sturmduos Hollerbach und Ilic. „Wir haben eine Offensive, die ich mir von der erzielten Anzahl an Toren anders vorstelle“, sagte Baumgart.
Es gehe daneben vor allem um Weiterentwicklung des bisherigen Erfolgskonzeptes und eine grundsätzliche Idee, wie man künftig als Union Berlin auftreten möchte. Vieles sei allerdings auch davon abhängig, was in den nächsten Tagen auf dem Transfermarkt passiert. „Wir sind gut vorbereitet auf den Sommer und wissen, wo wir hinwollen. Alles andere kommt danach.“
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