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Am ersten Wettkampftag beim Rollstuhlfechten in Paris sichert sich Maurice Schmidt im Säbel die Goldmedaille.

© dpa/Julian Stratenschulte

„Das war ein unglaublicher Moment“: Para-Fechter Maurice Schmidt holt sensationell Gold

Am ersten Wettkampftag des Rollstuhlfechters setzt es für den Deutschen gleich die Goldmedaille. Darauf hatte er sich seit Wochen akribisch vorbereitet.

Von Carla Vitón Tamayo

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Alle waren sie dabei. Seine Freundin, seine Schwester, seine Adoptiveltern, seine leibliche Mutter, weitere Freunde aus seiner Karriere, eine andere Rollstuhlfechterin als Volunteer. Als Maurice Schmidt am späten Dienstagabend seinen lauten Jubel in die Weite des Grand Palais von Paris schrie, konnten ihn alle hören.

Im Säbel-Finale bei den Paralympics waren besonders die ersten Punkte zwischen Schmidt und seinem Gegner Piers Gilliver aus Großbritannien hin und her gegangen – der Brite führte nach der ersten Runde mit 8:7 Punkten. Doch nach einer kurzen Pause konnte Schmidt davonziehen und landete sensationelle acht Treffer in Folge. 15:8 für Schmidt. Der 25-Jährige hatte Gold gewonnen.

„Das war ein unglaublicher Moment“, sagte Schmidt nach seinem Finalduell: „Ich hab’s noch nicht ganz begriffen. Dass es so gut funktioniert, grade nach der Pause – jede Aktion hat gepasst und plötzlich waren 15 Punkte auf meinem Konto.“

Die Anspannung war spürbar, als der Rollstuhlfechter am Dienstagabend in den prachtvollen Bau geschoben wurde. Der Applaus war groß – im Säbel ging es für Schmidt um die erste paralympische Medaille.

Das Klirren der Säbel und Jubelschreie waren laut hörbar, während das Publikum gebannt das Finale verfolgte. In der silbernen Kampfkleidung wirkte Schmidt nahezu majestätisch, während er in dem Prachtbau und Zuschauermagneten Grand Palais souverän einen Angriff parierte – auf seiner Maske repräsentativ das Schwarz-Rot-Gold von Deutschland.

„Ich habe genau gehört, wie meine Freundin geschrien hat. Das hat mir auch nochmal Power gegeben fürs Finale“, sagte Schmidt, der in Paris bereits an seinen zweiten Paralympics teilnimmt – in Tokio belegte er 2021 im Säbel und Degen jeweils den zehnten Platz. „In Tokio war ich dabei, um dabei zu sein“, hatte der Student aus Stuttgart vor dem Turnier in Paris gesagt: Jetzt sei er bereit.

„Maurice hat alles umgesetzt und intelligent gefochten – das sehen wir heute am Ergebnis“, sagte Trainer Alexander Bonder, der Maurice Schmidt kennt, seitdem dieser 12 Jahre alt ist. „Wir haben fast zwei Wochen für jeden Gegner gebraucht – wir wussten genau, wo die Fehler bei jedem waren.“ Beim Trainer lagern zu Hause vier Mappen mit Analysen und über 100 Stunden Videomaterial.

„Das Besondere an Maurice ist, dass er schnell lernt und das Erlernte in kürzester Zeit umsetzen kann“, sagte Gavrila Spiridon, ein anderer Trainer, der Schmidt seit dem ersten Tag seiner Fechtkarriere im Jahr 2012 trainiert. Seitdem hat sich Schmidt rasant hochgearbeitet und gilt schon etwas länger als bester deutscher Rollstuhlfechter. Spiridon erzählt von der Euphorie, die Schmidt unentwegt an den Tag legt.

Seit 2014 konnte sich der mit Dysmelie geborene Athlet durchweg bei deutschen und internationalen Meisterschaften Erfolge feiern. Zuletzt bei der EM dieses Jahres, wo er sich im Degen den dritten Platz erkämpfte. Die Goldmedaille bei den Paralympics übertrifft jedoch jeglichen bisherigen Erfolg von Schmidt. Am Freitag hat er im Degen die Chance auf eine weitere Medaille – und hofft erneut auf die Unterstützung von zu Hause. „Ich bin allen dankbar für alle, die mich unterstützt haben. Ich kann es noch immer nicht glauben. Ich habe keine Worte dafür momentan“, sagte er.

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