
© Monika Skolimowska/dpa
Eisbären vor Spiel sechs in Nürnberg: Mit neuer Kraft im Powerplay ins Finale?
Die Eisbären können am Sonntag mit einem Sieg in die Finalserie der Deutschen Eishockey-Liga einziehen. Zwar ging auswärts in Nürnberg bisher wenig, aber es gibt für alles ein erstes Mal.
Stand:
Uwe Krupp war bereit für eine Veränderung. Nach 61 Saisonspielen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) stellte der Trainer der Eisbären Berlin seine Powerplay-Formationen um. Nicht gezwungenermaßen, sondern ganz freiwillig. Und so erlebte Marcel Noebels am Freitagabend beim 5:4-Sieg nach Verlängerung im fünften Play-off-Halbfinale gegen die Nürnberg Ice Tigers eine nicht mehr für möglich gehaltene Premiere. Der deutsche Nationalstürmer durfte sein erstes Tor in Überzahl in dieser Spielzeit bejubeln. In den Monaten zuvor hatte er fast durchweg zuschauen müssen, wie seine Kollegen sich viel zu oft vergeblich mühten, den personellen Vorteil in einen Treffer umzumünzen.
„Wir wollten jetzt etwas ändern, nicht um ein Zeichen zu setzen, sondern um uns die beste Möglichkeit zu geben, ein Tor in Überzahl zu schießen. Und das hat heute gut geklappt“, begründete Krupp seine Maßnahme. Nach den jüngsten Offensivleistungen von Noebels und seinem Sturmpartner Louis-Marc Aubry kam der Eisbären-Trainer schlichtweg nicht mehr an den beiden formstarken Angreifern vorbei. Aubry führt die Scorerwertung in den Play-offs mit 16 Punkten in zehn Spielen an, Noebels liegt mit 13 Punkten auf Rang drei. „Louis und ich, wir haben uns das erarbeitet und es ist es ein gutes Gefühl, im Powerplay zu treffen. Man hat ja gesehen, wie schwer es ist ohne Überzahltor, Spiele zu gewinnen“, sagte Noebels.
Am Freitagabend traf nicht nur Noebels mit einem Mann mehr auf dem Eis, später gelang auch noch Frank Hördler ein Treffer im Powerplay. Von drei Chancen wurden von den Berlinern zwei genutzt, dazu kassierten sie nicht eine Strafzeit. So wurde auch das bisher wacklige Unterzahlspiel gar nicht erst getestet.
Drei der bisher fünf Spiele gingen in die Verlängerung
Am Sonntag im sechsten und vielleicht schon letzten Spiel der Serie dann wieder in Nürnberg (15 Uhr/live bei Sport 1) wollen die Eisbären allerdings noch eine weitere Schwäche abstellen – auswärts haben sie in diesen Play-offs bisher nur eines von vier Spielen gewinnen können, bei den Ice Tigers gingen beide Partien verloren. „Wir müssen versuchen, am Sonntag auch mal in Nürnberg in Führung zu gehen“, sagte Marcel Noebels. Zumal in den fünf absolvierten Spielen des Halbfinals immer die Mannschaft am Ende siegreich war, die das 1:0 erzielte.
Allerdings entwickeln die Spiele in dieser Serie zuweilen eine schwer fassbare Dramaturgie. Am Freitagabend waren die Eisbären mehrfach obenauf, nur um am Ende doch in die Verlängerung zu müssen, in der auch das Glück zumindest eine gewisse Rolle spielt. „Selbst wenn man führt, ist nie etwas sicher. Das ist aber das Schöne am Eishockey, das alles sehr schnell passiert – mal für und mal gegen uns“, sagte Marcel Noebels. Zumindest geht die Tendenz im Moment ein bisschen in Richtung Berlin: „Es ist keine leichte Aufgabe, in Nürnberg zu gewinnen. Aber wir haben jetzt zwei Matchpunkte. Einen davon sollten wir nutzen“, sagte Noebels.
Auch Uwe Krupp erinnerte daran, dass die Ice Tigers nun zum Siegen verdammt sind. „Es steht 3:2 – Nürnberg muss uns jetzt zweimal schlagen, um weiterzukommen“, sagte er. Zurücklehnen gelte für seine Mannschaft allerdings nicht: „Wir fahren sicher nicht nach Nürnberg, um dort zu verlieren.“ Zumindest dürfte es am Sonntagnachmittag nicht langweilig werden. Drei der fünf Spiele der Serie gingen in die Verlängerung, nur im ersten Spiel stand es im letzten Drittel nicht wenigstens einmal Unentschieden. Ein bisschen erinnert die Dramatik damit an das Viertelfinale der Vorsaison zwischen Mannheim und Berlin, das die Eisbären erst im siebten Spiel der Overtime für sich entscheiden konnte.
Ganz so spannend brauchen es die Berliner diesmal sicher nicht. In jedem Falle sind sie auf alles vorbereitet. Und sie können auch in dieser späten Phase der Saison noch mit neuen Spielzügen überraschen. Mitunter sogar sich selbst. Das Powerplay-Tor von Marcel Noebels ist dafür das beste Beispiel.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: