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Köpenicker Held: Sebastian Polter sichert mit zwei Toren den ersten Saisonsieg für den 1. FC Union

© dpa

Update

Union Berlin schlägt RB Leipzig: Mit Protest und Polter - erster Saisonsieg für Union

Sebastian Polter beschert dem 1. FC Union mit zwei Treffern den ersten Saisonsieg - und Favorit RB Leipzig kassiert so die erste Niederlage. Die Berliner Fans machen ihren Unmut gegen den Gästeklub mit einer speziellen Aktion sichtbar.

Um 13.45 Uhr setzte der Regen ein. Nass wurde dabei aber niemand im Stadion An der Alten Försterei, es war ein Konfetti-Regen. Genau 15 Minuten hatten die Fans des 1. FC Union im Spiel gegen Rasenballsport Leipzig gewartet, hatten geschwiegen und sich schwarze Müllsäcke aus Plastik über den Oberkörper gezogen. Alles aus Protest gegen den Kontrahenten und dessen Struktur. RB wird von einem Getränkegiganten aus Österreich unterstützt, die Leipziger Fußballer sollen in erster Linie zu Zwecken der Produktbewerbung dienen. Aus Sicht der Berliner und vieler anderer Fußballfans symbolisiert RB die Kommerzialisierung des Sports in ihrer reinsten Form.

Als weitere Protestform wurden Spruchbänder im Stadion aufgehängt, darauf stand: Fußball braucht Mitbestimmung, Treue, Stehplätze, Emotionen, Ehrenamt, Financial Fairplay, Tradition, Transparenz, Leidenschaft, Geschichte, Unabhängigkeit. Alles Dinge, über die RB Leipzig aus Berliner Sicht nicht verfügt. Das Konfetti flog, um zu zeigen, wie Fußballkultur für Unions Fans sein sollte: bunt, lebendig, frei.

Natürlich war es in den 15 Minuten zuvor nicht mucksmäuschenstill gewesen vor 21 366 Zuschauern in der Alten Försterei. Weil jede Protestaktion meistens einen Gegenprotest auslöst, sangen die rund 2000 mitgereisten Fans aus Leipzig, was ihre Kehlen hergaben.

"Eine große Befreiung"

Vor dem Hintergrund dieser aufgeheizten Atmosphäre hätten sich Unions Fußballer kaum einen besseren Zeitpunkt für den ersten Saisonsieg aussuchen können. Durch zwei Tore von Neuzugang Sebastian Polter gelang dem Zweitligisten gegen den bis dahin ungeschlagenen Aufsteiger und Tabellenzweiten RB Leipzig ein 2:1 (0:0).

Trainer Norbert Düwel sprach von einer „großen Befreiung, weil wir uns zum ersten Mal belohnt haben“. Obwohl es kaum Torraumszenen gab, war das Spiel auf seine Weise interessant. Die Zweikämpfe wurden intensiv geführt, beide Mannschaften mussten einen hohen läuferischen Aufwand betreiben, um den Gegner in Zaum und die Räume eng zu halten. Das gelang vor allem den Berlinern mit zunehmender Spielzeit immer besser. „Unser Plan ist aufgegangen, wir haben ihn bis auf eine Ausnahme zu hundert Prozent umgesetzt“, sagte Düwel. Rechtsverteidiger Christopher Trimmel erklärte: „Wir waren perfekt eingestellt und wussten, dass wir gegen diesen Gegner nicht mit kurzen Pässen aus der Abwehr spielen sollten, weil sie ein aggressives Pressing betreiben.“

Sebastian Polter blieb cool

Leipzig bestimmte trotzdem die Anfangsphase, Kapitän Daniel Frahn kam im Duell mit Unions Torhüter Daniel Haas zu Fall, Schiedsrichter Tobias Stieler entschied aber nicht auf Elfmeter, sondern zeigte dem Leipziger Angreifer die Gelbe Karte für eine Schwalbe. Union kam in der ersten Halbzeit kein einziges Mal gefährlich vor das gegnerische Tor. An der Rollenverteilung änderte sich auch in der zweiten Halbzeit zunächst nichts. Leipzig versuchte, das Spiel zu kontrollieren, konnte sich aber zu selten in Tornähe durchsetzen. Union wurde mit zunehmender Spielzeit immer mutiger.

Einen Konter über Sören Brandy schloss Sebastian Polter zu überhastet ab. Die Leihgabe von Mainz 05 sollte aber kurz darauf sein Erfolgserlebnis haben. Einen Freistoß von Benjamin Köhler wuchtete Polter aus kurzer Distanz über die Torlinie – die Alte Försterei glich einem Tollhaus. Die Freude währte nur kurz, weil wenig später der agile Yussuf Poulsen mit einem sehenswerten Lupfer den Ausgleich zum 1:1 erzielte. Unions Verteidiger Toni Leistner hatte zuvor gepatzt. Union wollte sich aber nicht mit dem Remis begnügen und suchte die Entscheidung. Die fiel, als Verteidiger Fabian Schönheim auf der linken Seite einen Pass in die Tiefe spielte, genau in den Lauf von Polter. Der blieb cool und erzielte das 2:1. In der Alten Försterei war es nun mindestens so laut wie um 13.45 Uhr – nur Konfetti war keines mehr da.

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