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In München kann man verlieren, aber irgendwann muss auch mal mehr gehen für den HSV – vor allem offensiv.

© Imago/Sven Simon

Nach 0:5-Klatsche beim FC Bayern : Dem HSV ist in der Bundesliga bereits mächtig schwindelig

Drei Spiele, kein Sieg, null Tore – der Hamburger SV wirkt nach dem Aufstieg bisher in Liga eins überfordert. Und schon fragen sich die ersten Anhänger: Wie soll der Klub mit diesem Team die Klasse halten?

Von Tammo Buschmann

Stand:

„Jabba-dabba-duuu“ gellt es bei Bayern-Toren durch die Münchner Arena. Die Tormusik des deutschen Rekordmeisters hat, wie kaum eine zweite, die Eigenschaft, sich in des Gegners Köpfe zu bohren. Je öfter Jacques Offenbachs „Galop infernal“ durch die Lautsprecher schrillt, desto stärker wird bei den Leidtragenden der Eindruck, dass sich zu den abgehackten Streicherzügen nun auch das manische Lachen eines Horrorclowns gesellt.

Der Hamburger SV hatte sich dieser Münchener Geisterbahn, die alle paar Wochen über eine Gästemannschaft rollt, qua seiner Ligazugehörigkeit in den letzten Jahren entzogen.

Doch wer dachte, das Gesetz des vergangenen Jahrzehnts, als der FC Bayern die Hamburger wahlweise mit 6:0, 8:0 oder 9:2 nach Hause geschickt hatte, müsste somit neu ausgehandelt werden, wurde nach rund drei Minuten eines Besseren belehrt: da hatte Serge Gnabry am Samstag bei der Neuauflage des einstigen Nord-Süd-Gipfels bereits die Münchner Führung erzielt.

Nach einer halben Stunde lagen die Bayern bereits mit vier Toren vorn. Der HSV war völlig überfordert, fand keinerlei Mittel. Dass es am Ende „nur“ ein 5:0 für den deutschen Rekordmeister wurde, könnte an der Vergangenheit von Bayern-Trainer Vincent Kompany gelegen haben. Der Belgier hatte einst in Hamburg gespielt und vielleicht Mitleid mit dem alten Arbeitgeber. In der zweiten Halbzeit nahmen die Münchner den Fuß jedenfalls ordentlich vom Gas und schonten sich für größere Aufgaben.

In Hamburg, auch das ist klar, war eine deutliche Niederlage bei den Bayern eingepreist, oder man hatte zumindest damit gerechnet. Dennoch bestätigt der Saisonstart und insbesondere die offensive Zahnlosigkeit immer mehr die Sorgen der eigenen Anhänger: Ist dieser HSV wirklich bundesligatauglich?

Ein Tor hat der HSV in dieser Saison bisher nicht erzielt

Denn den Hamburgern gelang in den ersten drei Partien noch kein einziger Treffer. Das mag auch an den Ausfällen von Linksaußen Jean-Luc Dompé und Stürmer Yussuf Poulsen liegen, die bisher nur zu Kurzeinsätzen kamen. Doch auch diese werden wohl keine Wunderwerke vollbringen können. In der Statistik der „Expected Goals“ stellte der HSV beim FC Bayern mit einem mageren Wert von 0,6 immerhin schon seine bisherige Saison-Bestmarke auf.

Das Problem: Auch defensiv steht der HSV nicht wirklich sattelfest. Machte der Hamburger Defensivverbund im Auftaktspiel bei Borussia Mönchengladbach noch einen ordentlichen Eindruck, taten sich im Stadtderby gegen den FC St. Pauli bereits erhebliche Mängel auf. Individuelle Fehler, schlechtes Timing beim Rausrücken. Beim FC Bayern folgte nun vorerst der Totalcrash. Mit dem Tempo der Bundesliga kommen Hamburgs Verteidiger aktuell noch nicht mit.

Die zu dieser Saison öffentlich formulierte Ausrichtung, als Aufsteiger defensiver und aus einer stabilen Hintermannschaft heraus zu agieren, greift noch nicht. Nicht wenige monieren die Abkehr vom 4-3-3 zur neu implementierten 5-2-3-Formation. Das neue System würde einigen Spielern ihrer Stärken berauben und das Angriffsspiel der Hanseaten zu stark limitieren.

Gleichzeitig konnte und hat auch niemand erwartet, dass der HSV den Ballbesitzfußball und Spielwitz aus Zweitliga-Zeiten ins Oberhaus würde übertragen können.

So gehört auch zur Wahrheit, dass der HSV sich nach siebenjähriger Abwesenheit, anders als Mitaufsteiger Köln, in der Nahrungskette Bundesliga ganz hinten einreihen muss. Die Startelf des HSV wurde im Sommer beinahe komplett kernsaniert, vieles muss und – so die Hoffnung – wird sich noch einspielen.

Gegen den FC Bayern standen in Fabio Vieira und Luka Vuskovic zwei Spieler im Anfangsaufgebot, die noch keine zwei Wochen beim HSV unter Vertrag stehen. Mit Aboubaka Soumahoro und Alexander Rössing-Lelesiit begannen in München ein 18- und ein 20-Jähriger.

Doch der HSV sollte sich mit dem Punkten nicht mehr allzu viel Zeit lassen, schließlich warten mit dem 1. FC Heidenheim und dem 1. FC Union in den kommenden Wochen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt.

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