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Preuß zeigt im heimischen Ruhpolding, dass sie das Zeug zur Gesamtweltcupsiegerin hat.

© imago/GEPA pictures/IMAGO/GEPA pictures/ Thomas Bachun

Nach siebtem Podestplatz im Biathlon: Preuß auf Kurs für Gesamtweltcupsieg

Franziska Preuß wird in ihrem Wohnort Ruhpolding Zweite im Einzelrennen. Es gibt viel Grund zur Freude – aber auch Ärger über den Stadionsprecher.

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Die deutsche Hoffnung im Biathlon ist zurück. Erst am Donnerstag hat Franziska Preuß wieder einmal bewiesen, dass sie das Können hat, sich dieses Jahr den Gesamtweltcupsieg zu holen.

Vor tausenden Fans sicherte sich die 30-Jährige den zweiten Platz im Einzel in Ruhpolding und damit ihren siebten Podestplatz des Winters. Dabei war der Weg dahin für die Bayerin alles andere als leicht: aus gesundheitlichen Gründen, aber auch durch Ablenkungen eines Stadionsprechers.

Wegen anhaltender gesundheitlicher Rückschläge musste Preuß die Saison 2022/23 bereits frühzeitig abbrechen und verzichtete auf die Teilnahme an den Weltmeisterschaften 2023 in Oberhof. Beim Weltcup-Saisonauftakt 2023/24 in Östersund lief Preuß zweimal auf den zweiten Rang und übernahm vorübergehend das Gelbe Trikot der Gesamtweltcupführenden.

Damit war sie die erste deutsche Biathletin seit Laura Dahlmeier 2017, die das Weltcup-Gesamtklassement anführte. Nur um danach wieder mit Entzündungen der Nebenhöhlen und ihrer zweiten Covid-19 Infektion zu kämpfen, und musste das Training wieder einmal pausieren.

Der letzte Schuss war eine Zitterpartie.

Franziska Preuß, Biathletin

Umso wichtiger war ihr Start in den Winter 2024: Im Dezember feierte Preuß beim Sprint in Hochfilzen ihren zweiten Sieg in einem Einzel-Weltcuprennen. Sie übernahm erneut das Gelbe Trikot. Und konnte sich am Donnerstag in ihrer Heimat Ruhpolding gebührend belohnen: Sie lag nur 35,7 Sekunden hinter der fehlerfreien Französin Lou Jeanmonnot. Diese ist auch Preuß' größte Konkurrentin in der Gesamtwertung. Dritte wurde die Schweizerin Amy Baserga (0 Fehler/+ 43,1 Sekunden).

„Mir sind Felsbrocken runtergefallen. Man macht sich selber Druck. Umso schöner, wenn es wieder klappt. Ich habe mir das so gewünscht“, sagte Preuß bestens gelaunt nach Platz zwei im schweren Weltcup-Einzel über 15 Kilometer.

„Man will es verteidigen, solange es geht. Die Krux ist, jetzt locker zu bleiben. Ich freue mich aber über jedes Rennen, das ich in Gelb laufen darf“, sagte Preuß. Auf der Tribüne drückten neben ihrem Partner auch die Eltern, Schwester und einige Freunde die Daumen.

Stadionsprecher sorgt für Irritation

Obwohl das Rennen nicht ganz so locker verlief, wie erhofft: Preuß zeigte sich im Nachhinein sichtlich irritiert von dem Stadionsprecher. „Ich habe in der Kabine noch gesagt, dass ich am schlimmsten finde, wenn sie genau sagen, an welchem Stand du bist“, erklärte Preuß am ARD-Mikrofon über den Stadionsprecher. Vorab habe Sportdirektor Felix Bitterling wohl darum gebeten, dass dieser die deutschen Damen am Schießstand explizit nicht ankündigen soll.

Strahlende Siegerinnen im Schnee: Franziska Preuß, Lou Jeanmonnot (Frankreich) and Amy Baserga (Schweiz) (v.l.).

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„Und was passiert? Er sagt, Franziska Preuß auf Stand 16, und ich habe es gehört. Dann kam Musik und so fehlte das letzte My an Konzentration“, berichtete Preuß. Dabei sind die Skijäger den Lärm von vielen Fans durchaus gewohnt.

Dass sie danach noch zweimal fehlerfrei blieb, „freut mich doll, der letzte Schuss war schon eine Zitterpartie“, sagte Preuß, die sich auch auf ihre schnellen Ski verlassen konnte. Ihr Lebensgefährte Schempp, selbst Massenstart-Weltmeister und zweimal mit olympischem Silber dekoriert, freute sich mit ihr. „Sie hat schon tolle Ergebnisse geholt. Aber vor heimischem Publikum ist es noch mal was Besonderes“, sagte Schempp.

Kampf um Gesamtweltcupsieg spitzt sich zu

Wäre Preuß wie Jeanmonnot fehlerfrei geblieben, hätte sie ihren dritten Saisonerfolg gefeiert. So holte die Französin mit ihrem vierten Sieg in diesem Winter einige Punkte im Kampf um den Gesamtweltcup auf Preuß auf.

Das einst fast 200 Zähler große Polster von Preuß auf die Französin beträgt mittlerweile „nur“ noch 101 Punkte. Dennoch wird Preuß in der kommenden Woche im Gelben Trikot mit Vorsprung zur WM-Generalprobe nach Antholz reisen.

Zweitbeste Deutsche im erst zweiten Weltcup-Rennen ihrer Karriere war überraschend Stefanie Scherer. Die 28-Jährige, die im März 2020 im finnischen Kontiolahti 62. im Sprint geworden war, landete nach einem Fehler auf Rang 23. „Ich war schon ganz schön nervös“, sagte Scherer.

Selina Grotian, Massenstart-Siegerin im Dezember in Frankreich, musste sich nach drei Fehlern diesmal mit Rang 24 zufriedengeben. „Die Matten waren etwas angeeist. Ich will es nicht auf die Matten schieben, aber ich konnte nicht richtig ruhig stehen“, sagte die 20-Jährige.

Ihre Zimmerkollegin Vanessa Voigt wurde nach ihrer Krankheitspause zuletzt in Oberhof mit mehr als sechs Minuten Rückstand auf die Siegerin nur 70. Der 27-Jährigen fehlt es aufgrund der Erkrankungen noch an Substanz.

Für sie gilt es, sich mit Blick auf die WM vom 12. bis 23. Februar im schweizerischen Lenzerheide langsam wieder in Topform zu bringen. Sophia Schneider kam als 59. ins Ziel. Julia Tannheimer (19) musste wegen eines leichten bronchialen Infekts kurzfristig passen.

Zum Abschluss der deutschen Wochen stehen am Samstag die Frauenstaffel (14.20 Uhr/ARD) und am Sonntag die beiden Massenstarts (12.30 und 15.00 Uhr, alles ARD) an, ehe es zur WM-Generalprobe nach Antholz geht. (mit dpa)

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