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„Es ist ein Genuss, wieder zu spielen“: Fabian Reese ist bei Hertha BSC zurück im Mannschaftstraining
Seit Juli muss Hertha BSC auf Fabian Reese, den besten Spieler der Vorsaison, verzichten. Jetzt hat er erstmals wieder mit seinen Kollegen trainiert. Wenn auch noch mit Einschränkungen.
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Kalt war’s, nass war’s. So ungemütlich eben, wie es im November auf dem Schenckendorffplatz nur sein kann. Doch als die Profis des Berliner Fußball-Zweitligisten Hertha BSC am Dienstagvormittag begannen, sich für die anstehende Trainingseinheit einzulaufen, da wirkte Fabian Reese irgendwie, nun ja: euphorisch.
Mit federndem Schritt legte er los. Nach einer halben Runde um den Platz hatte er sich, von ganz außen kommend, an die Spitze des Trosses vorgearbeitet: den Rücken durchgedrückt, die Brust raus. Als wollte er sicher gehen, dass er auch von niemandem übersehen wird: Hallo, ich bin wieder da.
Das triste und unwirtliche Novemberwetter? „Egal“, sagt Reese nach der Einheit, die fast eindreiviertel Stunden gedauert hat. „Es kann jeden Tag so sein, Hauptsache, ich kann wieder spielen.“
Mehr als vier Monate hat Herthas Offensivspieler darauf warten müssen, dass er wieder mit seinen Kollegen spielen darf. Mitte Juli, im Testspiel bei Energie Cottbus, war ihm bei einem üblen Foul das Sprunggelenk kaputtgetreten worden. Es folgten: Operation, Krankenhaus, Reha, individuelles Training – und nun endlich: die Rückkehr in den Kreis der Mannschaft.
Für das erste Mal nach vier Monaten sah das ganz ordentlich aus. Es fühlte sich auch ganz ordentlich an.
Fabian Reese von Hertha BSC über sein Trainingscomeback
„Ja, Hammer. Lang ist’s her“, sagt Reese nach seinem Trainingscomeback. „Wenn man sieht, durch was für eine Leidenszeit man bei so einer Verletzung geht, dann ist das erste Training mit der Mannschaft wirklich ein Genuss.“ Obwohl er vorerst nur „teilintegriert“ ist, wie es in der Fußballersprache heißt.
Bedeutet: Reese ist zwar wieder dabei, aber noch nicht wieder komplett mittendrin. Bei Zweikämpfen muss er aus Rücksicht auf das Sprunggelenk noch etwas Vorsicht walten lassen.
Deshalb trägt der 26-Jährige beim „Acht gegen acht“ zwischen einem Team in Gelb und einem in Blau ein rotes Leibchen und steht als Passempfänger und -geber am Rand. Und in der abschließenden Spielform ist er ebenfalls der freie Mann, der im Mittelfeld ungestört seine Kreise ziehen darf. Die Gegenspieler halten gebührenden Abstand.
„Bei so einer komplexen Verletzung ist es nicht so, dass es von heute auf morgen top ist“, sagt Reese. Muskulär sei er gut aufgebaut, konditionell hingegen müsse er trotz des harten Rehatrainings noch ein bisschen nachholen. Und trotzdem: „Für das erste Mal nach vier Monaten sah das ganz ordentlich aus. Es fühlte sich auch ganz ordentlich an.“
Neben Reese ist auch Innenverteidiger Linus Gechter nach seiner Schlüsselbeinoperation inzwischen wieder im Mannschaftstraining. Genau wie Ibrahim Maza, der nach dem Spiel in Darmstadt leicht angeschlagen war und deshalb seine Reise zur algerischen Nationalmannschaft stornieren musste.
Leistner und Demme trainieren individuell
Toni Leistner und Diego Demme sind am Dienstag ebenfalls auf dem Platz, allerdings kommen sie erst, als ihre Kollegen schon fast fertig sind, und trainieren nur individuell. Ein Einsatz am Samstag, im Heimspiel gegen den Zweitligaaufsteiger SSV Ulm, ist damit keine Option.
Das gilt nach der langen Pause selbstverständlich auch für Fabian Reese. Der Angreifer, in der vergangenen Saison mit neun Toren und achtzehn Assists für Hertha einer der auffälligsten Spieler der Zweiten Liga, soll behutsam und ohne Termindruck aufgebaut werden.
Es gibt keinen Zeitplan
Dabei würden viele Fans der Berliner ihn am liebsten so schnell wie möglich wieder auf dem Platz sehen. Zuletzt war über ein Comeback im Achtelfinale des DFB-Pokals spekuliert worden, in dem Hertha am 4. Dezember beim 1. FC Köln antreten muss.
Einen solchen Zeitplan aber gibt es nicht. „Ich schaue von Tag zu Tag und bin einfach nur happy, wieder näher am Team zu sein“, sagt Reese. Vor zwei Tagen, so berichtet er, habe er noch nicht gewusst, „ob ich heute trainieren kann. Aber gestern lief es gut.“
So wird es auch in Zukunft erst einmal sein: Wie reagiert das Sprunggelenk auf die Belastung? Was ist im Training geplant? Ist seine Teilnahme da überhaupt sinnvoll?
Reese hat auch während seiner Pause versucht, den Kontakt zu seinen Kollegen aufrechtzuerhalten. Bei Heimspielen saß er immer auf der Tribüne, selbst auswärts war er gelegentlich dabei. „Es waren die schönsten und schlimmsten 90 Minuten der Woche, wenn wir gespielt haben“, sagt er. „Die schönsten, weil man irgendwie dieses Kribbeln gespürt hat. Und die schlimmsten, weil man nicht mitwirken konnte, sondern an die Couch oder Tribüne gefesselt war.“
Aktuell rangiert Hertha in der Zweiten Liga auf Platz elf. Mittelmaß also. Doch auf den zweiten Blick sind es vor dem Duell mit dem Vorletzten Ulm eben auch nur vier Punkte auf Platz zwei. Der Aufstieg ist noch lange nicht verspielt, und mit einem gesunden Fabian Reese in der Form des Vorjahres würden die Chancen vermutlich erheblich steigen.
„Wir haben eine gute Struktur, wir haben ein intaktes Team“, sagt er. „Da meinen Platz finden, dem Team helfen, wenn es mich braucht, und gemeinsam erfolgreich sein: Das steht über allem.“
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