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Looks good on the dancefloor: Angelique Kerber im Duett mit Novak Djokovic.

© AFP/Bob Martin

Nach Wimbledon-Sieg: Kerber und die Nachricht von Steffi Graf

Zu viel Bling-Bling ist im Zuge der Party nach ihrem Wimbledon-Sieg nicht die Sache von Angelique Kerber. Über eine Nachricht ihres Idols freut sie sich aber.

Am Sonntagnachmittag hatte Angelique Kerber etwa 50 verschiedene Abendkleider anprobiert, die der All England Club in seinem opulenten Fundus zur Auswahl hat. Die Siegerinnen und Sieger von Wimbledon können sich bei Bedarf ihre festliche Abendgarderobe für das traditionelle Champions Dinner am Sonntagabend ausleihen. Denn wer hat schon die große Ballrobe in seinem Tennisgepäck dabei? Kerber jedenfalls nicht. „Ich habe mich dann für ein ganz elegantes, schlichtes, langes Kleid ohne zu viel Bling-Bling entschieden“, erzählte sie. „Für mich passt das einfach am Besten zu Wimbledon.“

Im leuchtend roten Abendkleid strahlte Kerber dann auf dem violettfarbenen Teppich vor dem imposanten Guildhall Hotel im Zentrum Londons. Sie war die Ballkönigin. Gemeinsam mit Novak Djokovic wurde sie als Champion nochmals offiziell geehrt und Kerber durfte dann auch endlich wieder die goldene Venus Rosewater Dish, die Siegertrophäe, in Händen halten – behalten allerdings darf sie sie nicht. Sie bekommt eine deutlich kleinere Replik, doch das ist Kerber egal: „Die gebe ich nicht mehr her.“

Aber auch einen Tag nach ihrem Wimbledonsieg fiel es Angelique Kerber immer noch schwer, wirklich zu realisieren, was sie da geschafft hatte. Monatelang gab es nur einen einzigen Gedanken in ihrem Kopf: ’Ich will ein starkes Comeback schaffen.’ Nur dieses Ziel zählte. „Es hat so an mir gezerrt“, gestand Kerber, „ich habe jetzt gemerkt, wie platt ich mental und emotional bin. Wie viel Kraft mich das in den letzten Monaten gekostet hatte. Aber ich fühle, dass langsam alles von mir abfällt.“

Ein wenig hatte sich Kerber bereits in der Nacht nach ihrem Triumph locker gemacht. Bis es schon langsam hell wurde über London feierte sie mit ihrer Familie und ihrem Team in der Bar des Soho House. Und dabei checkte sie zumindest ein paar der unzähligen Gratulationen und Mitteilungen, die Kerber auf ihrem Handy erhalten hatte. Eine Nachricht freute sie besonders: die von Steffi Graf.

Graf hatte 1996 zuvor als letzte Deutsche in Wimbledon triumphiert

„Sie hat geschrieben, dass sie das Match verfolgt hat und sich mit mir freut. Ich hätte den Sieg verdient. Und dass ich es genießen soll.“ Graf hatte 1996 zuvor als letzte Deutsche in Wimbledon triumphiert und in der Vergangenheit immer mal wieder Kerber mit Ratschlägen und Aufmunterungen zur Seite gestanden, wenn sie es brauchte.

Der 30-Jährigen bedeutete das viel, Graf war ihr Kindheitsidol. Nach ihren ersten beiden Grand-Slam-Siegen 2016 bei den Australian Open in Melbourne und den US Open in New York hatte ihr Graf auch Glückwünsche geschickt. „Es ist immer wieder schön, wenn ich so eine Nachricht von Steffi bekomme“, freute sich Kerber, „gerade hier in Wimbledon, wo ich die Nächste nach ihr bin. Und dann bei 200 Nachrichten eine von ihr zu bekommen, das ist etwas Besonderes.“

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Doch eigentlich sind Partys, Galas und der ganze Rummel gar nicht so Kerbers Ding. So freute sie sich viel mehr auf den Heimflug ins polnische Puszczykowo, zu ihren Großeltern, die sie ihr Leben lang unterstützt und immer an sie geglaubt hatten. „Ich denke, wir werden bei dem herrlichen Wetter bestimmt draußen grillen oder meine Oma kocht“, freute sich Kerber.

Am Dienstag geht der Trubel allerdings zunächst noch ein bisschen weiter, da muss die Wimbledonsiegerin schon wieder bei einer Pressekonferenz in Stuttgart Rede und Antwort stehen. „Danach versuche ich aber auf jeden Fall zumindest ein paar Tage Urlaub zu machen“, sagte Kerber. Damit es dann endlich mit der ersehnten Ruhe klappt.

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