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Drüber! Armand Duplantis am Dienstag in Budapest.

© dpa/Tamas Vasvari

Nächster Weltrekord von Armand Duplantis: Ein grenzenlos guter Leichtathlet

Der Stabhochspringer Duplantis stellt seinen 13. Weltrekord auf und die Frage ist: Wie viel mehr ist noch möglich? Die beiden Bundestrainer sagen: Es gibt noch Luft nach oben.

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Wie weit, wie schnell, wie hoch kann es überhaupt noch gehen? Ist nicht irgendwann eine Grenze erreicht? Diese Frage stellt sich vor allem in der ursprünglichsten aller Sportarten, der Leichtathletik.

Die Antwort ist mehr denn je: Eine Grenze scheint es kaum zu geben. Die Athletinnen und Athleten leisten immer Außergewöhnlicheres. Ganz besonders: Armand Duplantis, den alle nur „Mondo“ nennen.

Am Dienstag war es wieder so weit. Ein gewohntes Bild. Der 25-Jährige verschränkte breit die Arme vor der Brust und blickte herausfordernd in die Zuschauerränge der Arena in Budapest, als wollte er sagen: Seht her, ich hab‘ es wieder getan!

Duplantis hatte wenige Sekunden zuvor eine Höhe von 6,29 Metern überquert. So eine Höhe hat noch nie zuvor ein Stabhochspringer übersprungen. Für Duplantis war es bereits der 13. Weltrekord. Anschließend sprach er davon, dass er 6,40 Meter anpeile. Das ist kaum vorstellbar. Oder vielleicht doch?

Ich konnte mir vor zehn Jahren nicht vorstellen, dass jemand auch nur annähernd so hoch springt wie Duplantis heute.

Michael Kühnke, Leitender Bundestrainer Stabhochsprung 

„Ich konnte mir vor zehn Jahren auch nicht vorstellen, dass jemand auch nur annähernd so hoch springt wie Duplantis heute“, sagt Michael Kühnke im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Kühnke ist beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) angestellt und hat die Aufsicht über die besten Stabhochspringer Deutschlands, allesamt hoch veranlagte Athleten – die wiederum allesamt von ihrem Leistungsniveau so wahnsinnig weit weg sind von Duplantis.

Emmanouil Karalis (links) ist derzeit noch am ehesten dran an Duplantis - doch die beiden trennen immer noch Welten.

© AFP/ATTILA KISBENEDEK

Dieser springt in einer anderen Liga. „Er ist ein Jahrhundert-Talent“, sagt Kühnke. „Es gehen einem bei ihm die Superlative aus.“ Er glaube nicht, dass er es noch erleben werde, dass jemand die Rekorde von Duplantis noch toppen werde. „Aber das habe ich bei Bubka auch schon gedacht.“

Köhnke spricht von Sergej Bubka, dem ukrainischen Ausnahmesportler, der in den Achtziger- und Neunzigerjahren scheibchenweise Rekord um Rekord gesprungen ist. Er legte insgesamt 35 Weltrekorde auf, seine Bestleistung waren übersprungene 6,15 Meter.

Doch jetzt ist Duplantis da. Und der springt noch einmal viel, viel höher. Sein Geheimnis: „Es sind viele Faktoren, seine unheimliche Anlaufgeschwindigkeit, die Stabhärte im Verhältnis zu seinem Körpergewicht und vor allen Dingen diese unglaubliche mentale Stärke.“ Das sagt der frühere deutsche Rekordhalter im Stabhochsprung Andrei Tivontschik, der inzwischen als Bundestrainer Stabhochsprung beim DLV fungiert.

Ich sehe bei ihm noch Luft nach oben.

Andrei Tivontschik, Stabhochsprung-Bundestrainer.

Tivontschik ist fest davon überzeugt, dass Duplantis 6,35 Meter oder etwas mehr überspringen wird. „Ich sehe bei ihm noch Luft nach oben“, sagt er. „Er kann noch mehr Energie seiner immensen Anlaufgeschwindigkeit in den Sprung überführen.“ Außerdem könne Duplantis den Stab noch höher greifen.

Das Besondere an Duplantis ist, dass er die Motivation so hochhalten kann, obwohl er sich seit Jahren im Wettkampf mit sich selbst befindet. Für die meisten anderen Athleten ist die Konkurrenz meist schon vorbei, ehe Duplantis mit der Einstiegshöhe beginnt. Lediglich der Grieche Emmanouil Karalis schaffte es zuletzt häufiger mal, sechs Meter zu überqueren. Aber eine echte Gefahr stellt er nicht für Duplantis dar.

Dieser ist zum Ausnahmeathleten geworden, weil ihm seine Eltern – die beide aus dem Leistungssport kommen – schon im Kindesalter eine Stabhochsprunganlage in den Garten gestellt hatten.

Die komplizierteste Disziplin der Leichtathletik ist für Duplantis im wahrsten Sinnen des Wortes ein Kinderspiel. Nur er traut sich, seinen Stab mit derart viel Geschwindigkeit in den Absprungkasten zu bugsieren und sich dann in die Höhe zu katapultieren. Die natürliche Scheu, die Athleten vor dem Absprung haben, ist ihm fremd. Oder anders formuliert: Wo andere Respekt haben, verspürt Duplantis Vorfreude aufs Fliegen.

Sicher scheint: Die Grenze ist für Duplantis noch nicht erreicht. Aber 6,40 Meter? Das glauben weder Kühnke noch Tivontschik. Die Geschichte der Leichtathletik aber lässt folgenden Schluss zu: Irgendwann, vielleicht in ferner Zukunft, vielleicht aber auch schon bald, werden auch die Rekorde des Jahrhunderttalents Armand Duplantis geknackt werden. Von dem nächsten Wunderkind.

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