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Dortmunds Trainer Lucien Favre und Paderborns Trainer Steffen Baumgart kommen zu einer Pressekonferenz auf das Podium.

© Bernd Thissen/dpa

Nächtliche BVB-Krisensitzung: Lucien Favre bleibt vorerst Trainer bei Borussia Dortmund

Bis tief in die Nacht tagten die Klubbosse des BVB. Das Ergebnis: Trainer Favre wird auch gegen den FC Barcelona am Mittwoch auf der Bank sitzen.

Sportdirektor Michael Zorc wirkte fassungslos, die Miene von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wie versteinert. Die erneut desolate Vorstellung von Borussia Dortmund beim 3:3 (0:3) gegen das Bundesliga-Schlusslicht SC Paderborn hinterließ bei den Klubbossen sichtbar Wirkung. Nach der verhinderten Blamage tagten sie noch im Stadion bis tief in die Nacht – wohl auch, um über die Zukunft von Trainer Lucien Favre zu beraten.

Zorc bestätigte am Samstag dann, dass Favre auf jeden Fall beim Spiel in der Champions League gegen den FC Barcelona am Mittwoch auf der Bank der Borussia sitzen wird. Die Mannschaft versammelte sich am Samstag auf dem Trainingsgelände im Dortmunder Stadtteil Brackel hinter verschlossenen Türen, ohne die Vereinsführung. Erst mit zwei Stunden Verspätung begann sie mit dem geplanten Auslauftraining.

Nicht auszuschließen, dass sich die Vereinsspitze noch vor der Jahreshauptversammlung des Revierclubs am Sonntagvormittag ausführlicher zur Zusammenarbeit mit Trainer Favre erklärt. Denn der Versuch der Mannschaft, sich für die Schmach im Ligagipfel zwei Wochen zuvor beim FC Bayern (0:4) zu rehabilitieren, schlug mächtig fehl. Vor allem die erste Halbzeit mit Gegentoren durch Streli Mamba (5./37.) und Gerrit Holtmann (43.) glich einem Offenbarungseid, der in der jüngsten BVB-Geschichte seinesgleichen sucht. „Man hat sich richtig geschämt. So dürfen wir nie, nie wieder auftreten. Das war absolute Scheiße“, bekannte Kapitän Marco Reus.

Später Ausgleich kann BVB-Fans nicht besänftigen

Selbst die Tore von Jadon Sancho (47.), Axel Witsel (84.) und Marco Reus (90.+2) zum glücklichen Remis konnten die Fans nicht besänftigen. Mit lauten Pfiffen und vereinzelten „Favre-raus“-Rufen bekundeten sie ihren Unmut. „Diese Pfiffe gab es heute absolut zu recht“, kommentierte Abwehrchef Mats Hummels, „das war von uns in fast allen Belangen einfach viel zu wenig.“ Und auch in den sozialen Medien kippt die Stimmung gegen Favre.

Die Gründe für die anhaltende Talfahrt des selbsterklärten Titelaspiranten sieht Hummels jedoch weniger bei Favre als vielmehr bei der Mannschaft. „Ich würde mal ganz deutlich sagen, dass das nichts mit der Trainerposition zu tun hat, wenn wir einfach ohne Druck die Bälle herschenken.“ Ähnlich äußerte sich Nationalspieler Reus: „Der Trainer stellt uns immer gut ein, aber wir bekommen es nicht auf den Platz. Jeder muss sich an die eigene Nase fassen. Darüber müssen wir reden, nicht über unseren Trainer.“

Dicker Hals. Marco Reus war mächtig wütend nach dem 3:3 gegen Paderborn.
Dicker Hals. Marco Reus war mächtig wütend nach dem 3:3 gegen Paderborn.

© Ina Fassbender/AFP

Fraglich ist, ob diese Fürsprache zum Verbleib von Favre beiträgt. Der 62 Jahre alte Schweizer war ähnlich niedergeschlagen wie Zorc: „Wir werden das zusammen analysieren, das ist sehr, sehr nötig. Das kann nicht so weitergehen.“ Seinen Glauben an einen Verbleib beim BVB hat er jedoch noch nicht aufgegeben: „Das einzig Gute war, dass wir nach dem 0:3 eine Reaktion gezeigt haben. Ich versuche weiter, positiv zu denken.“

Auf die Frage, ob er sich von seinem Team im Stich gelassen gefühlt habe, antwortete er: „Nein, nein, ich stehe immer hinter meiner Mannschaft. Aber natürlich sind wir alle enttäuscht. Diese Leistung ist schwer zu erklären.“

Mehr und mehr gehen dem Coach die Argumente aus. Trotz der üppigen Sommer-Investitionen in den Kader von 130 Millionen Euro entwickelt sich sein Team im Vergleich zur vergangenen Vizemeister-Saison eher zurück. Gleichwohl spricht zumindest noch ein Argument für Favres vorläufigen Verbleib. Schließlich steht schon am Mittwoch das nächste Spiel in der Champions League beim FC Barcelona an. Für einen möglichen Nachfolger wäre eine solch schwere Partie ein denkbar ungünstiger Start. (Tsp, dpa)

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