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Nagelsmann und die Nominierung: EM-Tickets in Häppchen-Form
Julian Nagelsmann bleibt ein ungewöhnlicher Bundestrainer. Wenn alle Namen für das Heimturnier verkündet sind, wird ihn manche Personalie aber noch beschäftigen.
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Nico Schlotterbeck in der Tagesschau, Jonathan Tahs Bild auf einer Torte im Social-Media-Clip. Julian Nagelsmann geht wieder einmal einen besonderen Weg. Mit der Vergabe der EM-Tickets nach dem Salami-Prinzip überrascht der Bundestrainer. Spätestens am Donnerstag (13.00 Uhr) mit dem offiziellen Termin in Berlin werden dann alle Kandidaten für das Heimturnier bekannt sein. Einige personelle Fragen nimmt Nagelsmann aber dennoch mit in die EM-Vorbereitung und möglicherweise sogar mit ins Turnier.
Die Bekanntgabe der WM- und EM-Aufgebote war immer ein großes Geheimnis. Mit mehr oder weniger großem Brimborium wurden die Kader verkündet. Jetzt mehrere Spieler einzeln und vorab zu benennen, ist ein kluger Kniff von Nagelsmann und dem DFB. Über mehrere Tage wird der Fokus auf das Thema gelenkt, das EM-Fieber wird weiter angeheizt. Nagelsmann bleibt so auch Herr des Geschehens.
Fest steht: Nico Schlotterbeck ist dabei. Größere Hoffnungen auf eine Reaktivierung kann sich Mats Hummels deswegen nicht machen. Im Gegensatz zu seinem elf Jahre älteren BVB-Kollegen passt der 24 Jahre alte Schlotterbeck in die ausgerufene Änderung der Personalphilosophie. Er ist ein passendes Backup und ein integrativ wirkender Herausforderer der Stammkräfte Tah und Antonio Rüdiger. Von diesem Prinzip jetzt schon wieder abzuweichen, würde Nagelsmann bei seinen Spielern unglaubwürdig machen. Nagelsmann trägt dem Dortmunder Momentum mit dem Triumphzug ins Champions-League-Finale mit der Schlotterbeck-Berufung Rechnung und vermeidet einen großen öffentlichen Aufschrei.
Was für Hummels gilt, gilt auch für Leon Goretzka (29) vom FC Bayern. Die Stammplätze auf der Sechserposition sind an Toni Kroos und Robert Andrich vergeben. Gibt es da noch einen Platz für Goretzka? Wohl kaum.
Leroy wird alles EM tun, um bei der EM dabei zu sein.
Bayerns Trainer Thomas Tuchel über Leory Sané
Bleibt Nagelsmann bei seinem Personalkonzept, dann hat nicht nur März-Gewinner Maximilian Mittelstädt sehr gute EM-Aussichten. Auch die VfB-Kollegen Deniz Undav und Waldemar Anton bekamen vom Bundestrainer ihren EM-Job zumindest schon skizziert. Chris Führich ist als Vierter im Quartett ohnehin schon länger dabei.
Den Uefa-Beschluss, wieder 26 statt 23 Spieler im Kader zu erlauben, findet Nagelsmann nicht gut. Eine zu große Gruppe birgt auch Gefahren, meint der Bundestrainer. Dennoch dürfte er sein Kontingent ausschöpfen. Als Variante gilt, dass Nagelsmann zunächst mit gut 20 Spielern in die Vorbereitung startet. Die derzeit vier Teilnehmer des Champions-League-Endspiels mit EM-Garantie von Dortmund und Real Madrid (Kroos, Rüdiger, Füllkrug, Schlotterbeck) würden später nachkommen. Spätestens am 7. Juni um Mitternacht muss Nagelsmann sein Turnier-Aufgebot bei der Uefa melden.
Geht das Turnier-Leiden für Leroy Sané weiter?
Schon seit Wochen kann Flügelstürmer Sané wegen Problemen am Schambein beim FC Bayern nur eingeschränkt spielen und trainieren. „Leroy ist aktuell wieder in Schmerzbehandlungen“, sagte Trainer Tuchel, der keine EM-Prognose stellen konnte. „Leroy wird alles für die EM tun.“ Das ist verständlich, wäre ein EM-Aus doch besonders bitter für den 28-Jährigen. Große Turniere sind nämlich ein Kreuz für ihn. Nach dem Schnupper-Debüt als Jungstar bei der EM 2016, folgten die überraschende Ausbootung für die WM 2018, eine EM 2021 ohne Glanz und Torerfolg und kurz vor dem Start der verunglückten WM-Mission 2022 in Katar eine Knieblessur, die ihn bremste und behinderte.
Dauerhafte Knieschmerzen bei Jamal Musiala, Oberschenkelblessur bei Florian Wirtz. Die gesundheitlichen Probleme seines Wirbel-Duos können Nagelsmann nicht unbesorgt lassen. Die EM-Teilnahme von beiden 21-Jährigen scheint derzeit nicht in Gefahr. Doch wie fit werden die „Zauberer“ beim Heimturnier sein? „Ich spiele die letzten Monate mit Schmerztabletten und Spritzen“, sagte Musiala. Immerhin kann er sich nach dem Bayern-Aus in der Champions League bis zum Start der Vorbereitung komplett schonen.
Wirtz will hingegen noch zwei Endspiele spielen mit Bayer Leverkusen. Am 22. Mai in der Europa League gegen Atalanta Bergamo, drei Tage später im DFB-Pokal gegen den 1. FC Kaiserslautern.
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