zum Hauptinhalt
Jamal Musiala wird immer wichtiger für die Nationalmannschaft. Auch, weil er mittlerweile die einfachen Tore macht.

© imago/Kessler-Sportfotografie/IMAGO/Jürgen Kessler

Nagelsmanns Gratwanderung: Jamal Musiala und die Belastungssteuerung in der Nationalelf

Jamal Musiala zeigt in dieser Saison eine beeindruckende Entwicklung – sowohl bei Bayern als auch in der Nationalmannschaft. Mit seiner Spielweise trägt er zunehmend Verantwortung.

Stand:

Jamal Musiala fackelte nicht lange und zog aus 27 Metern mittig vor dem gegnerischen Tor ab. Der Ball senkte sich langsam und sprang schließlich von der Unterkante der Latte ins Tor. Sein Treffer zum 1:0-Sieg des FC Bayern München über den FC St. Pauli am vergangenen Samstag war einer der schönsten des zehnten Spieltages der Fußball-Bundesliga.

Dabei passt ein solches Traumtor eigentlich gar nicht zu Musiala in dieser Saison. Seine bisherigen fünf Tore erzielte er meist auf einfache Art und Weise. „Ein Punkt, der sich ein bisschen geändert hat, ist der, dass ich öfter in die Box reingehe. Auch wenn jemand anderes schießt, um die einfachen Tore zu kriegen“, sagte Musiala am Dienstagmittag in Frankfurt, wo sich die deutsche Nationalmannschaft derzeit auf die beiden letzten Gruppenspiele in der Nations League vorbereitet.

Wenn es am Samstag (20.45 Uhr, RTL) in Freiburg gegen Bosnien-Herzegowina geht und drei Tage später das Auswärtsspiel in Ungarn ansteht, würde Bundestrainer Julian Nagelsmann wohl auch die einfachen Tore nehmen, um zu gewinnen. Immerhin fehlt mit Deniz Undav der Doppeltorschütze vom 2:1-Sieg im Hinspiel gegen Bosnien-Herzegowina und auch sonst befinden sich im aktuellen Aufgebot einige angeschlagene Spieler. „Da müssen wir ein bisschen Rücksicht drauf nehmen“, sagt Nagelsmann. Trotzdem wolle man attraktiven Fußball spielen und gewinnen, „um Dinge weiter nach außen zu senden, aber vor allem auch nach innen“.

Ein Punkt, der sich ein bisschen geändert hat, ist der, dass ich öfter in die Box reingehe. Auch wenn jemand anderes schießt, um die einfachen Tore zu kriegen.

Jamal Musiala, Nationalspieler und FC Bayern-Profi

Der 37-Jährige spricht bezüglich der Belastungssteuerung von einer Gratwanderung. Er befinde sich im Zwiespalt zwischen der Weiterentwicklung des DFB-Teams, ohne die Spieler dabei zu sehr an ihre Belastungsgrenzen zu bringen. Ein solches Debakel wie beim Lehrgang im November letzten Jahres mit den beiden Niederlagen gegen die Türkei und Österreich wolle allerdings niemand erleben. „Wir sind schon auf einem anderen Ausgangsniveau und das gilt es, zu zeigen, ohne dabei zu überpacen“, so Nagelsmann.

Umso wichtiger ist ein gesunder Jamal Musiala in der Nationalmannschaft. Beim Lehrgang im Oktober hatte er noch wegen Hüftgelenkbeschwerden aussetzen müssen, wodurch in Deutschlands Offensive etwas die Kreativität gefehlt hatte. „Zu meiner Bayern-Zeit habe ich gesagt, dass er die Gier nach Toren weiterentwickeln kann. Das macht er gerade herausragend“, lobt ihn der Bundestrainer. „Sein Potenzial war immer bekannt – und jetzt gewinnt er eine gewisse Seriosität und Geradlinigkeit in seinem Spiel.“

Sowohl bei Bayern als auch in der Nationalelf trägt der erst 21-jährige Musiala immer mehr Verantwortung. Davon überfordert wirkt er nicht. Gemeinsam mit Florian Wirtz bringt er eine große Spielfreude und Leichtigkeit auf den Platz, die kaum zu stoppen ist.

Die Defensive der Nationalelf bereitet größere Sorgen

Unterstützung in der Offensive erhalten die beiden Youngsters vom nachnominierten Leroy Sané und Rückkehrer Julian Brandt. „Generell habe ich schon immer betont, dass Türen nie zu sind für Spieler und ich am Ende auch Leistung bewerte“, sagte Nagelsmann über den Dortmunder. „Wenn jetzt der komplette EM-Kader zur Verfügung steht, wäre er vielleicht nicht dabei gewesen. Aber er gehört zu denen, die Plätze besetzen, wenn Spieler ausfallen.“ Letztlich liege es dem Bundestrainer zufolge an Brandt selbst, sich zu präsentieren und nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Während die Offensivabteilung des deutschen Teams also recht gut besetzt ist und nur wenige Ausfälle zu beklagen hat, ist die Abwehr wie schon im Oktober etwas dünn aufgestellt. Mit Jonathan Tah, Nico Schlotterbeck und Antonio Rüdiger stehen nur drei etatmäßige Innenverteidiger zur Verfügung, da Robin Koch angeschlagen angereist und ein Einsatz fraglich ist.

Ein Sieg am Samstag wäre daher aus zwei Gründen von großem Vorteil: Zum einen wäre mit drei weiteren Punkten auf dem Konto der Gruppensieg vorzeitig gesichert und zum anderen könnte Julian Nagelsmann anschließend gegen Ungarn das Thema Belastungssteuerung angehen. Selbst auf die einfachen Tore eines Jamal Musialas könnte er dann vielleicht verzichten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })