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Schlechte Aussichten. Hannover hat elf von dreizehn Heimspielen verloren. Das hat in der Saison 1965/66 nicht mal Tasmania geschafft.

© dpa

Hannover 96 vor dem Abstieg in die Zweite Liga: Nationale Marke? Nationale Lachnummer!

Martin Kind hatte mit Hannover 96 ehrgeizige Pläne. Das nächste realistische Ziel für den Klub kann nur lauten: der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga. Ein Kommentar

Die Welt des Fußballs mit seinem Hang zur Irrationalität ist dem rationalen Unternehmer Martin Kind im Innersten vermutlich immer fremd geblieben – sonst hätte er seine Ziele mit Hannover 96 vermutlich etwas anders formuliert, als er es einst getan hat. Klub-Präsident Kind hat ja immer davon fabuliert, 96 zu einer nationalen Marke aufbauen zu wollen. Ein Fußballverein als Marke – solche Begriffe mögen die traditionalistisch veranlagten Fans grundsätzlich nicht, weil ihre Liebesbeziehung dadurch auf einen monetären Kern reduziert wird.

Außerdem lässt sich Erfolg im Fußball anders als bei einem stinknormalen Wirtschaftsunternehmen nur schwer planen. Martin Kind ist nicht der erste Unternehmer, der diese Erfahrung macht. Die Parallelen zur Wirtschaftswelt zeigen sich eher im Negativen: Wer zu viele Fehler macht, wird gnadenlos abgestraft, wie Hannover 96 gerade eindrucksvoll beweist. Die Bezugsgröße sind jetzt nicht mehr die Bayern, sondern die historischen Negativrekorde von Tasmania Berlin. Hannover befindet sich als Tabellenletzter auf dem besten Weg zur nationalen Lachnummer, und das ist vor allem auf gravierende Managementfehler und zweifelhafte Personalentscheidungen in allen Bereichen (Spieler, Trainer, Manager) zurückzuführen.

So wird im Mai in Hannover eine kleine Ära zu Ende gehen. Vor 14 Jahren sind die 96er in die Bundesliga aufgestiegen, seitdem spielen sie ununterbrochen erstklassig, während Klubs wie Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC, Eintracht Frankfurt, Mainz 05 oder der 1. FC Köln im selben Zeitraum mindestens einmal abgestiegen sind. Vor vier Jahren war Hannover noch im Europapokal dabei, vor 14 Monaten hat Kind das Ziel ausgegeben, den Klub „mittelfristig und nachhaltig im oberen Bundesliga-Drittel zu etablieren“.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Absturz eines Fußballklubs mit einer Fehleinschätzung der eigenen Fähigkeiten begonnen hat. In der nächsten Saison wird es für Hannover 96 jedenfalls nur darum gehen, sich kurzfristig im oberen Sechstel der Zweiten Liga zu etablieren.

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