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„Nur weil du Weltmeister bist, wirst du nicht Europameister“: Deutsche Basketballer nehmen nächste Medaille ins Visier
Die deutschen Basketballer haben die Qualifikation für die EM im Sommer geschafft. Für den neuen Bundestrainer Álex Mumbrú beginnt die Turniervorbereitung mit einer Reise in die USA.
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Die deutschen Basketballer haben ihre Pflichtaufgabe erfüllt, für ihren Trainer Álex Mumbrú geht die Arbeit jetzt aber erst richtig los. Durch den 94:85-Sieg gegen Bulgarien am Sonntag in Bamberg hat das DBB-Team seine EM-Qualifikationsgruppe als Erster abgeschlossen.
Der Spanier war kurz nach dem Spiel mit dem Kopf aber schon bei dem Turnier im kommenden Sommer. Schließlich muss der Nachfolger von Weltmeistercoach Gordon Herbert ein kompliziertes Personpuzzle lösen.
Stehen alle Spieler zur Verfügung? Setzt er auf Kontinuität im Kader? Und wie viele neue Impulse sind nötig? Die ersten Antworten sucht der neue Bundestrainer zeitnah jenseits des Atlantik. „Ich werde in die USA reisen, um mit den Jungs zu sprechen, die dort sind“, sagte Mumbrú am Sonntag.
Nachdem Center Daniel Theis vergangene Woche in die Euroleague zurückgekehrt ist und künftig für die AS Monaco spielen wird, sind noch sieben Deutsche in der NBA aktiv. Moritz Wagner hat nach seinem Kreuzbandriss bereits verkündet, dass er die EM verpassen wird, Maximilian Kleber hat seine Nationalmannschaftskarriere beendet.
Sollten keine Verletzungen dazwischenkommen, werden Franz Wagner (Orlando Magic) und Dennis Schröder (Detroit Pistons) das DBB-Team im Sommer erneut anführen. Rookie Tristan da Silva (ebenfalls Orlando) könnte eine hochtalentierte Ergänzung für die Flügelpositionen sein, Überzeugungsarbeit muss Mumbrú vor allem bei Isaiah Hartenstein leisten.
Nur weil du Weltmeister bist, wirst du nicht Europameister.
Álex Mumbrú, Basketball-Bundestrainer
Unter Herbert kam der 26-Jährige trotz seiner Entwicklung zu einem überdurchschnittlichen NBA-Center nicht zum Einsatz, weil er nicht für den gesamten Dreijahreszyklus aus EM, WM und Olympia zusagen wollte. Mumbrú ist beim Thema „Commitment“ deutlich weniger dogmatisch, als es Herbert war.
Hartenstein hat kürzlich angekündigt, dass er gerne für die Nationalmannschaft spielen möchte, dies aber nur unter gewissem Vorbehalt. Für ihn komme die NBA-Karriere an erster Stelle und mit den Oklahoma City Thunder hat Hartenstein gute Chancen, es in den Play-offs weit zu schaffen.
Ob er nach einer langen Saison in seinem Klub noch für den DBB zur Verfügung stehen wird, weiß er wahrscheinlich selbst noch nicht. Das erschwert die ohnehin schon komplizierte Situation auf den großen Positionen weiter. So viele Power Forwards und Center auf internationalem Topniveau hatte der deutsche Basketball noch nie.
Die Weltmeister Theis, Johannes Voigtmann und Johannes Thiemann dürften bei ihrem womöglich letzten großen Turnier gesetzt sein. Mit Oscar da Silva, Tibor Pleiß und eventuell Hartenstein gibt es hochkarätige Kandidaten für einen, maximal zwei Plätze. „Von der Qualität her eine der stärksten Mannschaften, die wir je auf dem Platz hatten. Aber jeder muss mit seiner Rolle zurechtkommen“, sagte Vizepräsident Armin Andres. „Da muss man schon schauen, wie das alles zusammenpasst.“
Die Teamchemie war unter Herbert die wahrscheinlich größte Stärke. Der Kanadier nominierte nicht die zwölf besten Spieler, sondern die beste Mannschaft. Jeder kannte und akzeptierte seine Rolle. Das ist auch Mumbrús Ziel, wenngleich er spielerisch und in der Mannschaftsführung einen anderen Stil verfolgt als sein Vorgänger.
Auslosung am 27. März
Das Team sieht sich nach den ersten beiden Länderspielfenstern mit drei Siegen und einer Niederlage unter dem spanischen Trainer auf einem guten Weg. „Wir verstehen das System immer besser. Da wächst was zusammen“, sagte Thiemann in Bamberg. Theis betonte die große Kontinuität: „Wir haben den Kern noch zusammen. Hoffentlich bleiben alle gesund und fit, dann können wir im Sommer bei der EM wieder angreifen.“
Am 27. März werden die Gruppen für die EM ausgelost. Das Turnier wird vom 27. August bis zum 14. September mit Vorrunden in Limassol/Zypern, Tampere/Finnland, Katowice/Polen und Riga sowie der Endrunde in der lettischen Hauptstadt ausgetragen.
Deutschland gehört neben Serbien, Frankreich, Spanien, Griechenland und Slowenien zum Favoritenkreis. 2022 holte das DBB-Team mit Bronze zwar die erste Medaille seit zwölf Jahren, verspielte im Halbfinale gegen Spanien aber einen Vorsprung und die Chance auf den Titel.
Es war dennoch der Beginn der erfolgreichsten Jahre in der Geschichte des deutschen Basketballs. 2023 folgte WM-Gold, 2024 Platz vier bei Olympia. Ziel für diesen Sommer ist die nächste Medaille, doch Mumbrú warnt davor, sich auf den Triumphen der Vergangenheit auszuruhen. „Nur weil du Weltmeister bist, wirst du nicht Europameister.“ (mit dpa)
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