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Álex Mumbrú arbeitete zuletzt bei Valencia BC, am Freitag gibt er sein Debüt als deutscher Bundestrainer.

© IMAGO/Laurent Coust

Der deutsche Basketball nach Gordon Herbert: Mit Álex Mumbrú beginnt ein neues Zeitalter

Am Freitag gibt Álex Mumbrú sein Debüt auf der Trainerbank des Basketball-Weltmeisters. Der Spanier will die Arbeit seines Vorgängers fortsetzen – aber auch neue Akzente setzen.

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Es gibt einfachere Aufgaben, als auf den erfolgreichsten Bundestrainer der deutschen Basketballgeschichte zu folgen. Doch Álex Mumbrú Murcia – 45 Jahre alt, geboren in Barcelona, fünf Kinder – gibt sich dieser Tage betont gelassen. „Es ist anspruchsvoll, aber ich mag Druck. Ich kenne das, seit ich 18 Jahre alt bin. Als Spieler musste ich damit jedes Wochenende umgehen und nun habe ich eben Druck in einer anderen Position“, sagte der Spanier in einem Interview mit „Basketball-World“.

Am Freitag (18.30 Uhr, Magentasport) wird Mumbrú erstmals auf der Bank der deutschen Nationalmannschaft sitzen. In Stockholm trifft das DBB-Team in der EM-Qualifikation auf Schweden.

Die Erwartungen sind groß, schließlich hat Gordon Herbert riesige Fußstapfen hinterlassen. Unter dem Kanadier haben die deutschen Basketballer 2022 Bronze bei der Heim-EM geholt, sind 2023 sensationell Weltmeister geworden und haben im vergangenen Sommer nur knapp eine olympische Medaille verpasst.

Er war als Spieler supertough, und so will er sein Team auch verteidigen sehen.

Alba-Kapitän Martin Hermannsson über Álex Mumbrú

Herbert trainiert mittlerweile den deutschen Branchenführer Bayern München – und Mumbrú ist in seinen ersten Tagen mit seiner neuen Mannschaft auf der Suche nach der richtigen Balance. Der richtigen Balance aus erfahrenen und jungen Spielern. Der richtigen Balance aus Offensive und Defensive. Vor allem aber der richtigen Balance aus Kontinuität und eigenen Akzenten.

„Wenn ein Team nicht funktioniert hat, möchtest du alles verändern. Das ist hier nicht der Fall“, sagte Mumbrú. „Wir werden viele Dinge, die das Team unter Herbert ausgezeichnet haben, übernehmen und verbinden einige Elemente mit meinem Stil.“

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Wie dieser Stil aussieht, zeigt ein Blick auf seine vorherigen Stationen. In Spanien arbeitete Mumbrú nach dem Ende seiner großen Spielerkarriere als Trainer in Bilbao und Valencia. An der Costa del Azahar traf er auf den heutigen Alba-Berlin-Spieler Martin Hermannsson, der den Stil des Katalanen in zwei Facetten beschreibt.

Da ist der harte Hund, der mit Spanien die Weltmeisterschaft, die EM und Olympia-Silber gewonnen und dabei der Goldenen Generation den Rücken freigehalten hat. Während die Gasol-Brüder, José Calderon, Juan Carlos Navarro, Ricky Rubio und Rudy Fernandez die Basketballwelt ab Mitte der 2000er Jahre verzückten, war der 2,02 Meter große Flügelspieler vor allem ein Arbeiter.

„Er war als Spieler supertough, und so will er sein Team auch verteidigen sehen“, sagt Hermannsson. Sei diese Intensität nicht vorhanden, könne es schon mal ungemütlich werden.

Im Finale der Olympischen Spiele 2008 in Peking unterlag Mumbrú (links) gegen das US-Team um den jungen LeBron James.

© IMAGO/USA TODAY/Bob Donnan

Es gibt jedoch auch den anderen Álex Mumbrú. Als Spieler hat er bei Joventut Badalona und in der Nationalmannschaft unter Aíto García Reneses gearbeitet und Hermannsson, der die spanische Trainerlegende aus gemeinsamen Alba-Tagen kennt, sieht durchaus Gemeinsamkeiten. „Offensiv findet man bei ihm viele Ideen, die man von Aíto kennt“, sagt der Isländer: „Schnell und teamorientiert spielen, schöner spanischer Basketball.“

Wie viel Aíto steckt in Mumbrú?

Diese Parallelen zum großen Maestro sehen nicht alle Experten. Es gibt auch Stimmen, die Mumbrú keineswegs als Aíto-Jünger bezeichnen wollen und dessen Anstellung als Bundestrainer kritisch sehen. Öffentlich sagen möchte das aber keiner.

Am Freitag in Stockholm und beim Heimspiel gegen Schweden am Montag (19.30 Uhr) in Heidelberg kann sich das deutsche Publikum einen ersten Eindruck davon verschaffen, wie viel Aíto wirklich in Mumbrú steckt und wie die Nationalmannschaft unter dem neuen Coach spielen wird.

Mehr als ein erster Eindruck wird es allerdings nicht sein. Wie üblich hat der Kader in den Länderspielfenstern während der Saison nicht viel mit jenem zu tun, der im kommenden Sommer bei der EM antreten wird.

Mumbrú und Albas Kapitän Martin Hermannsson kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in Valencia.

© imago/Max Vincen

Die acht deutschen NBA-Spieler, darunter mit Kapitän Dennis Schröder, Daniel Theis sowie den Berlinern Franz und Moritz Wagner vier Führungsspieler der Nationalmannschaft, stehen nicht zur Verfügung. Niels Giffey hat als erster Weltmeister seine Länderspielkarriere beendet. Die Euroleague-Profis stoßen erst nach der Rückkehr aus Schweden zum Team, Mumbrú hat Bayerns Andreas Obst sowie Louis Olinde und Jonas Mattisseck von Alba Berlin nominiert.

Ziel für die EM ist der Titelgewinn

Ansonsten ist es eine bunte Mischung aus Nationalspielern der Herbert-Ära (Johannes Thiemann, David Krämer, Chris Sengfelder), erfahrenen Rückkehrern oder Neulingen (Tibor Pleiß, Dylan Osetzkowski) und blutjungen Perspektivspielern (Johan Grünloh, Jack Kayil).

„Natürlich ist das nicht einfach, wenn so viele Topspieler fehlen. Aber mir gefällt, was ich bislang gesehen habe“, sagte Mumbrú nach den ersten Trainingseinheiten der dpa.

Anders als Herbert, der von seinen Spielern das berühmte „Commitment“ für einen Dreijahreszyklus forderte, will Mumbrú von Jahr zu Jahr planen. Zum einen, weil einige Leistungsträger mittlerweile über 30 Jahre alt sind. Zum anderen, weil im Jahr 2026 kein großes Turnier ansteht.

Der Fokus liegt also voll auf der EM, und mit seiner Zielsetzung knüpft der neue Bundestrainer nahtlos an seinen Vorgänger an. „Wir wollen den Titel gewinnen, ganz klar“, sagte Álex Mumbrú. Nach den Erfolgen der vergangenen Jahre klingt das allerdings weit weniger verrückt als bei Gordon Herbert im Herbst 2021.

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