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Valentin Baus, 28, sitzt aufgrund der erblich bedingten Glasknochenkrankheit im Rollstuhl. Bei den Paralympics in Tokio gewann er Gold im Einzel.

© imago images/Beautiful Sports

Paralympics-Sieger Valentin Baus: „Mentale Unterstützung ist unerlässlich“

Drei Jahre nach seinen goldenen Spielen in Tokio startet Valentin Baus morgen im Männer-Doppel. Seine Mission im Einzel: Titelverteidigung.

Von Svea Frey

Stand:

Herr Baus, in der kommenden Woche beginnen die Paralympics. Sie reisen als Titelverteidiger nach Paris. Schon aufgeregt?
Ich bin kein Typ, der besonders nervös ist. Ich bin da relativ entspannt. Es überwiegt gerade vor allem Vorfreude. Die Paralympics finden nur alle vier Jahre statt, und das ist ja dann auch das Ziel eines jeden Sportlers, da dann gut zu spielen und in Topform zu sein.

Wie sieht Ihr Trainingstag gerade aus?
Ein Tag beginnt bei mir oft relativ früh mit circa zwei Stunden Krafttraining. Um zehn Uhr geht es dann meistens das erste Mal an den Tisch. An einem Tage habe ich so zwei Einheiten Tischtennis, die jeweils zwei Stunden lang sind. Danach dann noch Physio. Das Training ist jetzt auf jeden Fall schon intensiver geworden und wird immer mehr. Man geht konzentrierter in jede Einheit rein und versucht, keine Zeit zu verschenken.

Sie haben bereits in jungen Jahren mit dem Sport angefangen. Fällt es da manchmal schwer, sich zu motivieren?
Ich bereue es nicht, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe, und ich hänge einfach sehr an diesem Sport. Ich komme aus einer sportbegeisterten Familie und habe immer noch Freude daran, obwohl ich schon so viel gespielt habe. Die Leidenschaft noch genauso da wie am Anfang.

Was macht Ihre Begeisterung am Tischtennis aus?
Es ist eine sehr komplexe Sportart. Es gibt nicht den einen Weg, sondern man hat immer verschiedene Möglichkeiten und da steckt auch sehr viel Taktik dahinter. Es ist einfach schön, dass man sich immer weiterentwickeln kann und nie alles gelernt hat. Das macht es so spannend für mich und wird dadurch nie langweilig.

Was wäre ein Rat, den Sie Ihrem jüngeren Ich geben würden?
Ich hätte vielleicht mehr Disziplin an den Tag legen können. Das kam erst über die Jahre, dass ich dann auch akribischer geworden bin und auf viele Kleinigkeiten geachtet habe. Das hätte vielleicht etwas früher kommen können.

Was genau meinen Sie mit Kleinigkeiten?
So Sachen wie Ernährung, einen guten Tagesrhythmus haben und ausreichend Regenerationszeit. Im Training muss man sich auch selbst immer wieder an seine Grenzen bringen und auch die Sachen machen, die vielleicht nicht so viel Spaß machen.

Nehmen Sie auch psychologische Unterstützung in Anspruch?
Ich glaube, dass das extrem wichtig ist. Vor allem für solche wichtigen Turniere wie die Paralympics. Da muss man mental gut vorbereitet sein, und es ist gut, wenn man da mit einem Sportpsychologen zusammenarbeitet. Wenn man alles rausholen will und ganz oben stehen möchte, ist das unerlässlich.

Neben dem Leistungssport studieren Sie Business Administrations in Düsseldorf. Wie oft sieht man Sie in einer Saison mit den Paralympics in der Uni?
Ich gehe ehrlich gesagt nicht oft zur Uni. Im letzten Semester war ich maximal in zwei oder drei Vorlesungen. Ich setze mich dann halt kurz vor den Klausuren hin und lerne rund um die Trainingseinheiten. Bis jetzt lief das mal besser und mal schlechter. Ich werde mit meinen studentischen Leistungen aber sicherlich keine Preise gewinnen. Wenn ich da durchkomme, dann reicht mir das.

Denken Sie schon an die Zeit nach Ihrer Karriere?
Mein Fokus liegt momentan ganz klar auf Paris. Ich würde meinen Titel gerne verteidigen. Ob das dann am Ende auch funktioniert, weiß man natürlich nie. Die Konkurrenz schläft ja auch nicht. Und was danach kommt, werden wir sehen. Ob lange ich noch weiter mache oder mich anderen Herausforderungen im Leben widme, das steht noch offen.

Blicken wir noch Paris: Wie muss man sich einen Wettkampftag von Ihnen vorstellen?
Das Besondere bei den Paralympics ist: Man hat sehr viel Zeit. Wenn ich nicht gerade vormittags ein Spiel habe, stehe ich da ganz entspannt auf und frühstücke in Ruhe. Danach packe ich alles zusammen. Da schaue ich manchmal dann so zwei, dreimal nach, damit ich auch wirklich nichts vergesse. Dann geht es in die Halle und ich spiele mich so eine Stunde lang ein, vielleicht auch mal etwas länger. Vor den Spielen geht es dann nochmal in den Callroom, wo die Schläger gecheckt, der Ball ausgewählt und allgemein alles überprüft wird. Bis dann das Spiel anfängt, ist meistens nochmal eine halbe Stunde Zeit, da redet man mit dem Trainer und hält sich einfach weiter warm.

Haben Sie bestimmte Rituale vor einem Spiel?
Ich gehe vor jedem Spiel nochmal auf Toilette, und das ist auch das einzige, das ich wirklich immer mache. Ansonsten habe ich kein richtiges Ritual, das ich vor jedem Spiel wiederhole.

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