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Sport: Permanente Provokation

Die südliche Sonne mag derzeit nur spärlich scheinen, doch die Temperaturen in Madrid vor dem heutigen Rückspiel im Viertelfinale der Champions League gegen Bayern München nähern sich dem Siedepunkt. "Eine permanente Provokation", nannte Spaniens größtes Sportblatt "Marca" die Ankündigung von Bayerns Kapitän Stefan Effenberg, seine Mannschaft wolle "Real zermalmen".

Die südliche Sonne mag derzeit nur spärlich scheinen, doch die Temperaturen in Madrid vor dem heutigen Rückspiel im Viertelfinale der Champions League gegen Bayern München nähern sich dem Siedepunkt. "Eine permanente Provokation", nannte Spaniens größtes Sportblatt "Marca" die Ankündigung von Bayerns Kapitän Stefan Effenberg, seine Mannschaft wolle "Real zermalmen". Nach dem Hinspiel vor einer Woche, das Bayern 2:1 gewonnen hatte, tönte Mittelfeldspieler Hasan Salihamidzic gar, Real habe "die Hosen voll gehabt".

Der FC Bayern schickte prompt eine Entschuldigung hinterher und sprach von einem Missverständnis. Real reagierte indigniert und zurückhaltend zugleich. "Wir werden auf dem Spielfeld antworten", sagte Kapitän Fernando Hierro. Auch Roberto Carlos war nicht für eine Retourkutsche zu haben: "Vielleicht ist das ja in den Kreisen dieser Herren der übliche Umgangston - mir aber erscheinen solche Redereien nur unprofessionell", sagte Reals Brasilianer.

Derart kultiviert präsentieren sich die Spieler des spanischen Rekordmeisters vor allem, seitdem Jorge Valdano dort Sportdirektor ist. Der Argentinier bemüht sich stets, dem weitverbreiteten Vorurteil entgegenzuwirken, Fußballer seien in der Regel dumme Rowdys. Seinen Kickern ließ Valdano zu Saisonbeginn einen umfangreichen Katalog mit Umgangsformen zuleiten, die er von ihnen bei öffentlichen Auftritten gewahrt wissen will. Schiedsrichter-Entscheidungen zu kritisieren ist ebenso verpönt, wie sich auf Pöbeleien mit Gegenspielern einzulassen.

So ganz mochte Roberto Carlos das Sticheln dann doch nicht sein lassen. "Wie auch immer sich die Deutschen vorbereiten, auf sie wird eine Lawine niedergehen", sagte der Brasilianer. "Die Bayern haben die Bundesliga bereits verloren, für sie ist die Champions League die letzte Chance, in dieser Saison einen Titel zu gewinnen. Aber wir sind technisch besser." Anders als die Bayern, die nach Ansicht der spanischen Fußball-Experten derzeit eine Midlife-Crisis durchmachen, befindet sich Real in aufsteigender Form. Im Jahr ihres 100-jährigen Jubiläums stehen sie jedoch mächtig unter Druck: Real Madrid ließ sich bereits von Deportivo La Coruña den spanischen Pokal wegnehmen.

Das heutige Duell mit den Deutschen soll zu "einer historischen Nacht werden", fordert "Marca". Dazu soll auch Luis Figo beitragen. Der Portugiese ist nach einer Verletzungspause wieder fit - und angriffslustig. "Mir würde es gefallen, die Bayern mit 1:0 zu besiegen", sagte der Spielmacher. "Und - besonders schön wäre es, wenn das Tor erst in der letzten Minute fällt."

Genau so hatten es die Bayern vor einer Woche im Hinspiel vorgemacht.

Harald Irnberger, Silke Kersting

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