
© Mike Wolff
Golfclubs bauen aus: Platz für Visionen
Die Rahmenbedingungen sind schwierig. Trotzdem investieren mehrere Golfclubs in Berlin und Brandenburg viel Geld in den Ausbau ihrer Anlagen.
Fast 600 Meter schlängelt sich das Fairway wie eine Schneise durch den Kiefernwald. Die sechste Spielbahn ist der spektakuläre Höhepunkt des neuen 18-Loch-Platzes des Golf und Country Clubs Motzener See. Drei sehr gute Schläge braucht der Spieler, um das von Bunkern bewachte Grün zu erreichen. Eine echte Herausforderung. So wie die gesamte Platzerweiterung für den Club im Süden Berlins. Neun neue Spielbahnen sind mitten in einem Waldstück entstanden. Sie bilden zusammen mit den Löchern 10 bis 18 des alten Platzes das neue Herzstück des Clubs. Die erste Hälfte des ehemaligen German-Masters-Kurses soll künftig als separater Neun-Loch-Platz genutzt werden können. Zum 20-jährigen Jubiläum am 22. Juni ist die Eröffnung geplant, knapp zwei Jahre nachdem der Club sich durch den Kauf zusätzlichen Landes von 120 auf 162 Hektar vergrößert hat. Noch fehlt die Beschilderung der einzelnen Bahnen, der Bunkersand muss eingearbeitet werden und hier und da braucht es noch einen überdachten Unterschlupf für die künftigen Spieler.
„Wir sind guter Dinge, dass wir alles rechtzeitig fertig stellen können“, sagt Kerstin Keil. Hinter der Clubmanagerin liegen anstrengende Monate. „Vor zwei Jahren war hier noch überall Wald.“ Und dann erinnert sie sich an einen Vorfall mit einem Wildschwein. „Das lief plötzlich über den Platz. Da habe ich schon einen ganz schönen Schreck bekommen“. Auch deshalb markieren Zäune auf den neuen Spielbahnen die seitlichen Aus-Grenzen. Golf inmitten natürlicher Fauna und Flora - und laut Studie sogar umweltverträglich. „Wir haben nicht nur Schneisen geschlagen, wir haben auch wiederaufgeforstet – 27 Hektar“, erklärt Manfred Gugerel. Er vertritt den Hauptaktionär, die international agierende CCA Group, die Golfplätze und private Businessclubs betreibt. Unter anderem den Platz in Motzen.

© Mike Wolff
Drei Millionen Euro wurden hier in die Platzerweiterung investiert. Viel Geld für einen Club – vor allem in einer Zeit, in der das große Golfwachstum in Deutschland erst einmal vorbei zu sein scheint. „Es ist schwierig, Mitglieder zu gewinnen“, sagt Kerstin Keil. Dabei sei das Potenzial in Berlin eigentlich groß. Doch: „Golf hat immer noch ein schlechtes Image.“ Trotzdem habe man sich zur Neugestaltung der Plätze entschieden, weil „wir noch attraktiver werden wollen. Vor allem für unsere Mitglieder, aber auch für Gäste“, sagt Keil. In Motzen steigt die Mitgliederzahl kontinuierlich, auch deshalb sei zur Finanzierung des Ausbaus „keine Umlage“ fällig geworden. Langfristig peilt der Club 1000 Mitglieder an, „viel mehr können wir auch gar nicht aufnehmen“, erklärt Gugerel. Große Risiken sieht er nicht auf den Club zukommen. Die Mitglieder stünden hinter der Neustrukturierung, zumal „die Platzauslastung schon jetzt bei über 75 Prozent liegt“.
Trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen wird in Berlin und Brandenburg aber nicht nur im Golf und Country Club Motzener See angebaut. Im Golf Resort Pankow ist der Bau einer neuen Driving Range und eines zusätzlichen Neun-LochPlatzes geplant. Und im Einzugsgebiet des künftigen Berliner Großflughafens wartet der Golfclub Gross Kienitz auf Fortschritte bei der Fertigstellung des BER. „Wenn es einen zuverlässigen Eröffnungstermin für den Flughafen gibt, wollen wir mit der Errichtung eines neuen 18-Loch-Platzes loslegen“, sagt Geschäftsführerin Ariane Fränkle.

© Mike Wolff
Einige Millionen Euro einer irischen Investorengruppe stünden bereit. Die plant zusätzlich auch gleich noch den Neubau eines Hotels in unmittelbarer Nähe. Anders als in Motzen zielt die Investition aber vor allem auf Touristen ab. „Wir wollen einem internationalen Publikum ein Komplettpaket anbieten können“, sagt Fränkle. Gespielt werden soll dann auf einem Inland Links Course. Architekt ist Martin Hawtree, der kürzlich in Schottland für den amerikanischen Milliardär Donald Trump einen Platz konzipiert hat. Angst, dass man sich Gross Kienitz vielleicht übernehmen könnte, hat Ariane Fränkle nicht. „Klar, am Ende des Tages muss sich das tragen. Aber wir sehen in unserer Region großes Entwicklungspotenzial.“