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Auf der 8. Etappe hatte Vingegaard (l.) die Nase im Zielsprint mit Tadej Pogacar wenigstens einmal vorn.

© AFP/Anne-Christine Poujoulat

Pogacar gegen Vingegaard bei der Tour de France: Ein Duell, das diesmal kein wirkliches war

2022 und 2023 hatte Jonas Vingegaard seinen Gegner Tadej Pogacar bei der Tour zermürbt. Diesmal lief es anders, wofür es gute Gründe gab.

Jörg Leopold
Ein Kommentar von Jörg Leopold

Stand:

Besser war Tadej Pogacar noch nie. Das hat er während dieser Tour de France selbst so gesagt. Und seine Dominanz auf den 21 Etappen von Florenz bis Nizza belegt diese Behauptung nur. Wurde es ernst, war es der 25 Jahre alte Slowene, der immer noch einen Gang höher schalten könnte.

Auch das abschließende Zeitfahren am Sonntag wurde noch einmal zu einer Demonstration der Stärke. Damit hat er nach dem Giro d’Italia auch die zweite große dreiwöchige Landesrundfahrt des Jahres für sich entschieden.

Der letzte Rennfahrer, dem dies gelang, war Marco Pantani 1998. Das Double fiel seinerzeit allerdings in die große Doping-Ära des Radsports. Ob Pogacars aktuelle Leistungen die Zeit überdauern, sollte auch vor diesem historischen Hintergrund abgewartet werden.

Dass Pogacar diese Tour so überlegen gestalten konnte, lag aber nicht nur an ihm selbst. Vor dem Start galt als fraglich, ob er seinem Körper nicht zu viel zumuten würde, mit gleich zwei Rundfahrten auf allerhöchstem Niveau. Nach dem Rennen lässt sich konstatieren: Es schadet offenbar weitaus weniger als im Vorfeld zu wenige Kilometer auf dem Rad zurückgelegt zu haben.

Womit wir bei Jonas Vingegaard wären. Der Däne hatte Pogacar in den vergangenen zwei Jahren zermürbt, konnte dessen Attacken immer wieder abwehren und irgendwann selbst entscheidend kontern. Auch, weil seine Mannschaft die beste im Feld war.

2024 sah das ganz anders aus. Dass Vingegaard in Frankreich überhaupt dabei sein konnte, war nach seinem schweren Sturz bei der Baskenlandrundfahrt im April schon ein kleines Wunder. Und sein Visma-Team war dem von Pogacars UAE-Equipe diesmal nicht gewachsen, kurz vor dem Start fiel sein wichtigster Helfer, Vuelta-Sieger Sepp Kuss, wegen einer Corona-Erkrankung aus.

Dass er angesichts dieser Voraussetzungen am Ende sogar als Zweiter auf dem Podest gelandet ist, erstaunt umso mehr. Und wirft die nächste Frage auf: Wie wäre wohl das Duell eines Pogacars in Topform mit Vingegaard in ebensolcher Verfassung ausgegangen?

Der Slowene darf sich zu Recht feiern lassen, er wird aber Sportsmann genug sein, um zu wissen, dass in diesem Jahr alles für ihn gelaufen ist. Und dass die Frage nach dem tatsächlich besten Rundfahrer der Welt einmal mehr vertagt ist. Mindestens mal bis zur Tour de France 2025.

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