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Niroomand, Zingler und Baldi (v.l.n.r) wollen die Berliner für Olympia aufrütteln.

© imago/Matthias Koch

Profiklubs trommeln für Olympia in Berlin: Vereine hoffen auf Schub für Wohnungsbau und Sport

Der Berliner Sport möchte Überzeugungsarbeit leisten für eine Berliner Bewerbung. Unions Präsident Dirk Zingler hält dafür ein flammendes Plädoyer.

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Am Ende lächelte Dirk Zingler doch noch. Marco Baldi hatte am Dienstag festgestellt, dass er der Jüngste der drei Größen des Berliner Sports in dieser Runde sei. Wenn man, wie Zingler, 61 Jahre alt ist, ist das doch mal ganz nett.

Baldi, Geschäftsführer von Alba Berlin, Kaweh Niroomand, Geschäftsführer der BR Volleys, und Unions Präsident Zingler hatten sich in einer Lounge in der Alten Försterei versammelt, um für Berlins Olympiabewerbung zu trommeln.

Blumen standen auf den Tischen, Getränke gab es auch, alles war fein. Doch als einer der anwesenden Journalisten gleich zu Beginn wagte, Zingler zu fragen, was er glaube, was auf dem Union-Gelände bei Olympia alles ausgetragen werden könnte, war die Stimmung schon im Eimer.

Es gehe nicht um Union, nicht darum, was für den Klub herausspringen könne, sagte Zingler. Es gehe um eine gemeinsame Aufgabe. Die Fragestellung sei genau die falsche. Er könne kaum glauben, dass ihm diese Frage gestellt worden sei.

Der Start hätte besser laufen können. Auf der anderen Seite waren danach alle Herrschaften an diesem Nachmittag mit etwas mehr Puls auf Betriebstemperatur, schien es.

Berlin also will Olympia – beziehungsweise: Der Berliner Sport und die Berliner Politik wollen es vor allem. Die Bevölkerung zeigt sich Umfragen zufolge noch unentschieden. Deshalb sollen Impulse auch von den großen Sportvereinen kommen.

Olympia könne ein Hebel sein, damit in Sportinfrastruktur und Wohnungsbau investiert werde, argumentierte Niroomand. Der 72-Jährige ist zugleich Senatskoordinator der Berliner Bewerbung.

Das Land wurde auf Verschleiß gefahren, man hat es verkommen lassen. Wir brauchen solche Ereignisse.

Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union

Niroomand hielt einen überzeugenden Vortrag, echauffierte sich darüber, dass man in Berlin nach dem Sport teils nach Hause gehen müsse, um zu duschen – weil die Sportinfrastruktur nicht mehr hergebe. „Olympia setzt Energien frei.“

Zingler stimmte vorbehaltlos zu. „Wir stehen mit einem klaren Ja dahinter“, sagte er. Eine deutsche Olympiabewerbung ohne Berlin dürfe es nicht geben. „Berlin hat die größte Strahlkraft.“

Dann referierte der Präsident des 1. FC Union feurig über die Versäumnisse Deutschlands in den vergangenen Jahren. „Das Land wurde auf Verschleiß gefahren, man hat es verkommen lassen“, sagte er. „Wir brauchen solche Ereignisse.“

Olympia als Rettungsanker für ein dahinsiechendes Land? So konnte man die Protagonisten verstehen.

Die Kritik an einer Berliner Bewerbung will jedoch nicht verstummen. Budgetkürzungen in jüngster Zeit mehren die Skepsis hinsichtlich einer teuren Bewerbung und – im Falle einer erfolgreichen – einer sehr, sehr teuren Austragung.

Hinzukommt die Geschichte der Olympischen Spiele, in der die Austragungsstädte in den seltensten Fällen als Sieger hervorgegangen sind.

Auf der anderen Seite: Wer mag jemandem wie Marco Baldi widersprechen, der am Dienstag fragte: Wie könnte ein Ruck durch diese Stadt gehen?

Olympia, so die vorgetragene Hoffnung von Niroomand, Baldi und Zingler, könne Berlin, könne Deutschland aus einer Lethargie wachrütteln. „Wollen wir uns auf den Weg machen oder wollen wir beklagen, dass früher alles besser war?“, fragte Baldi gleich hinterher.

Eine zentrale Forderung der Profiklubs, die für mehr Unterstützung durch die Berliner sorgen soll: die Einrichtung eines Breitensport-Fonds zur Sicherstellung moderner Sportstätten und Sportangebote. Olympia soll nicht nur für die Besten sein, sondern für alle. Eine einfache Botschaft. Ob sie verfängt, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen.

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