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Marta Huerta De Aza pfiff unter anderem das Eröffnungsspiel bei der EM in England.

© IMAGO/Beautiful Sports

„Rechte, die jeder Mensch haben sollte“: Schiedsrichterinnen in Spanien beenden erfolgreich Streik

Eine Woche streikten die Schiedsrichterinnen in Spanien, sodass der Auftakt der Liga verschoben werden musste. Sie forderten bessere Bedingungen. Mit Erfolg.

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Die Schiedsrichterinnen in Spaniens Primera Division haben ihren Streik nach einer Woche beendet. Mit Erfolg: Wie die Zeitung „Mundo Deportivo“ berichtet, erhalten Schiedsrichterinnen im spanischen Fußball der Frauen künftig für jedes Spiel 1666 Euro, zuvor waren es 320. Für Linienrichterinnen soll es statt 160 Euro zukünftig 1066 Euro geben.

Darauf sollen die Liga und die beim spanischen Fußballverband RFEF angestellten Schiedsrichterinnen sich geeinigt haben. Auch Rücklagen, die den Unparteiischen nach ihrer aktiven Zeit im Profisport zur Verfügung stehen, sind geplant.
Erst im Sommer hatten die spanischen Fußballerinnen eine eigene Profiliga ausgerufen, die sich Liga F nennt. Das Motto: „Ohne F schreibt sich der Fußball nicht gleich“.

Die Professionalisierung des Fußballs der Frauen in Spanien ist in den vergangenen Jahren fortgeschritten, das zeigte sich zuletzt, als Europameisterin Keira Walsh für die Weltrekordablösesumme von rund 460.000 Euro von Manchester City zum FC Barcelona wechselte. Ein deutliches Zeichen Richtung Europameister England. „Es ist gut für den Frauenfußball, dass das Geld ins Rollen kommt“, sagte die frühere Rekordhalterin Pernille Harder. Spaniens Nationalspielerinnen erhalten mittlerweile die gleiche Bezahlung wie die Männer.

Professioneller Status und gleiche Bezahlung

Der erste Spieltag der neuen Profiliga lief allerdings anders als erwartet: Eigentlich sollten am Samstag und am Sonntag jeweils vier Spiele stattfinden, alle mussten jedoch abgesagt werden. Der Grund: Während die Spielerinnen endlich ihren Lebensunterhalt mit dem Sport verdienen können, wurden die Schiedsrichterinnen bei der Professionalisierung der Liga scheinbar vergessen. Deshalb streikten sie und forderten einen professionellen Status sowie die gleiche Bezahlung wie die Männer. Feste Arbeitsverträge und damit auch Aspekte wie die Sozialversicherung wurden ihnen bislang verweigert.

Weil der Job als Schiedsrichterin finanziell nicht ausreicht, haben die meist noch einen anderen Hauptberuf. Schiedsrichterin Marta Huerta de Aza sagt: „Wir haben eine professionelle Liga und doch sind wir die einzigen, die nicht als professionell gelten.“ Bisher sei die Liga (LPFF) nicht auf ihre Forderungen eingegangen und unter den „derzeitigen Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen“ würden sie keine Spiele der höchsten Spielklasse leiten.

Bereits zuvor hattes es Verhandlungen zwischen Liga und spanischem Fußballverband (RFEF) gegeben, bei denen es um die Angleichung der Löhne ging – erfolglos. Es sei beschämend und lächerlich dazu gezwungen zu sein zu streiken, weil ihnen Rechte verweigert würden, die „jede Person haben sollte“, sagte Marta Huerta de Aza, die seit 2016 Fifa-Schiedsrichterin ist und auch das Eröffnungsspiel bei der diesjährigen EM pfiff. „Wir haben den Fußball der Frauen nicht lahmgelegt. Wir fordern Rechte, die jeder Mensch haben sollte“, sagte sie am Montag und ergänzte: „Wenn wir krank werden, bekommen wir kein Geld. Wenn wir nicht als Schiedsrichter auftreten, werden wir nicht bezahlt. Wir verlangen nicht nach einer zusätzlichen finanziellen Leistung, sondern nach allem, was ein Vertrag eben mit sich bringt.

Solidarität von den männlichen Kollegen

Die Liga drohte den streikenden Schiedsrichterinnen daraufhin mit „rechtlichen und disziplinarischen Maßnahmen“, woraufhin Huerta de Aza klarstellte: „Wir werden nicht mit denen verhandeln, die uns bedrohen.“ Es sei Aufgabe des Verbandes, sich mit der Liga zusammenzusetzen und zu verhandeln.

Die Schiedsrichter aus der ersten und zweiten Liga solidarisierten sich mit ihren Kolleginnen und kritisierten: „Ein professioneller Wettbewerb sollte nicht von einer Gruppe Amateur-Schiedsrichterinnen geleitet werden, da alle Vereine aus denen der Wettbewerb besteht, professionell“ seien. Auf der Website des RFEF veröffentlichten sie ein Statement, in dem es hieß: „Die Zeit, die unsere Kolleginnen für die Weiterentwicklung ihrer Leistung aufwenden, sowohl im Training als auch in der Vorbereitung sowie auf Reisen und Auftritten, macht es unmöglich, ihre Schiedsrichtertätigkeit mit der Ausübung anderer Berufe zu vereinbaren und erfordert daher einen hohen Einsatz.“

Sämtliche Ebenen des Fußballs müssten sich zusammentun und gemeinsam sicherstellen, dass der Fußball der Frauen sich verbessere und die Anerkennung erlange, die der Wettbewerb auch verdiene. Huerta de Aza bedankte sich für die Solidarität von Schiedsrichtern, Spieler*innen und Verband. „Wir freuen uns darauf, auf das Spielfeld zu gehen und zu schiedsrichtern“, sagte sie. Das können sie und ihre Kolleginnen jetzt tun – ohne sich Gedanken zu machen, ob sie sich das finanziell überhaupt leisten können.












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