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Sport: Rostock verliert die Hoffnung

Nach dem 0:3 in Leverkusen lässt sich der Abstieg wohl nicht mehr verhindern

Elf Minuten vor Schluss verließ Jari Litmanen den Rasen, den Kopf gesenkt, mit hängenden Schultern. Fast unbemerkt von den 22 500 Zuschauern humpelte der Mittelfeldregisseur Hansa Rostocks gen Kabine. In der 71. Minute hatte er sich eine Leistenverletzung zugezogen und war danach, da Hansa bereits dreimal ausgewechselt hatte, nur noch Statist gewesen. Aber selbst Standfußball ging in diesem Moment nicht mehr.

Der Finne wird sich wohl nicht mehr anfreunden mit der Leverkusener Bayarena: Im April 2002 hatte er für den FC Liverpool im Champions-League-Viertelfinale das 2:3 für Liverpool erzielt, und war später doch ausgeschieden. Diesmal stand sein stiller Abgang für den nur noch theoretisch zu vermeidenden Abstieg Rostocks aus der Bundesliga. Rostock benötigt nach der 0:3-Niederlage zwei Siege aus den letzten beiden Spielen, während Konkurrent Mönchengladbach dreimal verlieren muss, zunächst heute Abend in Hamburg. „Ich habe schon alles erlebt“, sagte Hansas Trainer Jörg Berger.

Dabei war das Ausgangsszenario wie geschaffen gewesen für die Rostocker. Bayer spielte mit einer Viererkette, die – abgesehen von Juan – noch feucht hinter Ohren ist: Jan-Ingwer Callsen-Bracker ist 20 Jahre alt, Linksverteidiger Sascha Dum 18, nur der 17 Jahre alte Rechtsverteidiger Gonzalo Castro „ist schon ein alter Hase“, witzelte Trainer Klaus Augenthaler, „der hat doch schon sechs Spiele hinter sich“. Rostock machte zwar anfangs Druck, doch vor allem Rade Prica ließ es in den entscheidenden Momenten an Konsequenz vermissen. So scheiterte er mit einem aussichtsreichen Weitschuss (20. Minute) an Torhüter Butt, und sein Volley aus 14 Metern ging neben das Tor (29.).

Die punktgenaue Flanke von Rydlewicz kurz vor der Pause sprang dem Schweden auf die Schulter. Zu diesem Zeitpunkt führte Bayer bereits 1:0. Woronin hatte einen Freistoß gedankenschnell auf Ramelow gepasst, der legte quer auf Berbatow, und der musste aus vier Metern nur noch einschieben. „Da haben wir kollektiv geschlafen“, klagte Berger.

Nach der Pause besaß Di Salvo noch einmal eine gute Kopfballchance. Aber mit dem ersten Konter Leverkusens fiel die Vorentscheidung: Über Berbatow und Krzynowek kam der Ball zu Woronin, der ebenfalls ein leeres Tor vor sich hatte (57.). Nach dem 2:0 kontrollierte Leverkusen das Spiel. Ein Tor des eingewechselten Marcus Allbäck wurde zurecht wegen Handspiels abgepfiffen (67.). Mit seinem zweiten Tor erhöhte Berbatow nach einem weiteren Konter auf 3:0 (88.). Als Schiedsrichter Stark abpfiff, sanken die zehn verbliebenen Rostocker zu Boden und schwiegen. Auch Litmanen ließ nach dem Duschen den Kopf hängen. „Ich bin noch nie abgestiegen“, sagte er leise.

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