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Es war nicht alles schlecht bei der Finalniederlage gegen Spanien. Das DFB-Team muss dennoch aus seinen Fehlern lernen.

© dpa/Sebastian Gollnow

Rückschritt im Finale, Fortschritte im Prozess: Welche Lehren die DFB-Frauen ziehen müssen

Das 0:3 gegen Spanien zeigt, wie nah das DFB-Team an der Weltspitze ist und wie groß die Lücke in entscheidenden Momenten weiterhin bleibt. Für die Zukunft liefert das Spiel wertvolle Hinweise.

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Auf allerhöchstem Niveau machen Kleinigkeiten den Unterschied aus. Gerade im Fußball ist das keine allzu neue Weisheit, die trotzdem immer wieder angeführt wird. Am Dienstagabend, als Deutschland Spanien im Finale der Nations League mit 0:3 unterlag, war es also mal wieder so weit.

Bundestrainer Christian Wück und seine Spielerinnen sprachen alle von drei guten Halbzeiten und einer etwas schwächeren, die letztlich den Ausschlag gegeben habe. „Wir haben sie zu sehr ins Spiel kommen lassen und waren nicht mehr so richtig kompakt“, sagte etwa Ann-Katrin Berger. Die deutsche Torfrau hatte beim 1:0 durch Claudia Pina nach einer Stunde nicht ganz so glücklich ausgesehen. „Sie haben drei richtig gute Tore geschossen. Das sind die Qualitäten, die sie haben, und da müssen wir noch hin.“

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Schüsse konnte das DFB-Team verzeichnen und damit deutlich weniger als die Spanierinnen.

Mit Blick auf das Ergebnis und das Torverhältnis von 14 zu sieben Schüssen zugunsten der Spanierinnen mag der Unterschied vielleicht nicht klein wirken. Zum vollständigen Bild gehört allerdings, dass die Abschlüsse der Deutschen meist aus deutlich gefährlicheren Positionen abgegeben wurden.

Franziska Kett und Jule Brand vergaben ihre frühen Möglichkeiten aber, ehe Nicole Anyomi kurz vor der Halbzeitpause dann hauchdünn die Führung verpasste. „Die größte Chance in der ersten Hälfte hatten wir und die machen wir halt nicht rein. Wenn wir mit dem Halbzeitpfiff mit 1:0 in die Kabine gehen, dann wird die zweite Hälfte nicht so laufen, wie sie jetzt gelaufen ist“, meinte Wück.

Wir dürfen nicht so den Faden verlieren und dadurch innerhalb von zehn Minuten auch das Spiel.

Sjoeke Nüsken, deutsche Nationalspielerin

Der erneute Titelgewinn der Spanierinnen ist für den Bundestrainer dennoch verdient. Die Unterschiede zwischen beiden Nationen seien nach wie vor erkennbar, auch wenn man vor allem im Hinspiel auf Augenhöhe agiert habe. „Wenn wir unser Spiel durchbringen, bekommen wir Spanien an den Rand einer Niederlage. Heute hatten wir aber nicht dieses Level, was wir in Kaiserslautern hatten.“

In Madrid seien gerade die technischen Fähigkeiten denen der Spanierinnen unterlegen gewesen. Mehrmals eroberte das deutsche Team den Ball, spielte Umschaltsituationen dann aber schlecht aus. Im Strafraum selbst mangelte es oftmals an einem guten ersten Kontakt, sodass der Abschluss anschließend entweder zu ungenau geriet oder gar nicht erst zustande kam. Das stellte sich auf der anderen Seite völlig anders dar. Die weiteren sehenswerten Treffer durch Vicky Lopez und Claudia Pina zeugten von einer hohen individuellen Klasse, die sich im Gegensatz zu den deutschen Spielerinnen auch im letzten Drittel zeigte.

Offensiv besser, defensiv eher ein Rückschritt

Die Niederlage in Madrid offenbarte, dass das deutsche Team in vielerlei Hinsicht noch Luft nach oben hat. „Ich glaube trotzdem, dass wir nach der EM zwei Entwicklungsschritte in die richtige Richtung gemacht haben“, meinte Wück. Schaut man auf die deutlich offensivfreudigere und mutigere Art, Fußball zu spielen, stimmt das. In der Defensive war zumindest das Spiel am Dienstag jedoch eher ein Rückschritt.

Für Mittelfeldspielerin Sjoeke Nüsken etwa waren alle drei Tore vermeidbar. „Wir haben viele kleine Fehler gemacht heute, das hat uns ein bisschen den Stecker gezogen“, sagte die 24-Jährige. „Wir dürfen nicht so den Faden verlieren und dadurch innerhalb von zehn Minuten auch das Spiel.“ In dieser Phase, Mitte der zweiten Hälfte, stieß das deutsche Team vor allem athletisch an seine Grenzen und hatte mal wieder keinen Plan B in der Tasche, um auf den Rückstand zu reagieren.

Und vielleicht ist das mit Blick auf die vergangenen Monate unter Christian Wück die wichtigste Erkenntnis. Zwar ist man grundsätzlich auf dem richtigen Weg, es braucht aber eine größere Konstanz in den Spielen selbst und noch mehr Resilienz bei Rückschlägen. Denn die werden für das junge deutsche Team kommen.

„Wir haben seit Oktober 24 viele Veränderungen hinter uns und haben trotzdem in relativ kurzer Zeit viel erreicht“, zog DFB-Sportdirektorin Nia Künzer eine positive Bilanz. „Gerade die letzten vier Spiele nach der Euro waren total gut. Wir können positiv in die Zukunft schauen und sind noch nicht am Ende des Weges.“ Doch bis dahin bleibt es noch beim Abstand zur Weltspitze, zumindest in den entscheidenden Momenten.

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