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Rune Dahmke über die Ansprüche beim THW Kiel: „So eine Krise fängt ja schon nach einer Niederlage an“
Der Nationalspieler steht wie kein anderer für den Handball in Kiel. Er weiß, wie es ist, wenn der THW mal keinen Titel holt. Am Sonntag tritt er zum Spitzenspiel bei den Füchsen in Berlin an.
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Rune Dahmke hat eine Anekdote parat, die verdeutlicht, wie sich der Konkurrenzkampf im Handball in den vergangenen Jahren verändert hat. „Wenn du früher eine komfortable Führung in eigener Halle hattest, wurde sich darauf geeinigt, dass es nicht plus zwölf werden und dann wurde nach Hause gefahren“, erzählt der Linksaußen des THW Kiel mit einem Schmunzeln. „Heute gibt keiner mehr auf und die kämpfen alle bis zum Schluss.“
Resultat sind oft knappe, packende Duelle, die verdeutlichen, wie ausgeglichen die Bundesliga mittlerweile ist und die zeigen, dass jedes Team an seine Chance glaubt – selbst beim großen THW. Denn unangreifbar ist der Rekordmeister nicht, das hat die Vorsaison gezeigt, die der einstige Titelhamster ohne Trophäe auf Platz vier abschloss.
In Kiel wurde das durchaus mit Besorgnis registriert. Hier ist das Publikum schließlich nicht nur Erfolge, sondern deutliche Erfolge gewohnt und es wurde die Frage gestellt, ob es eine Schieflage an der Förde gibt.
„Ich denke, alles wird etwas schnelllebiger. So eine Krise fängt ja schon nach einer Niederlage an. Da wird auf allen Plattformen viel gesprochen, dann werden Schlagzeilen viel für Klicks produziert – je hochtrabender die Worte sind, desto besser“, ordnet der 31 Jahre alte Dahmke die Entwicklung ein. „Aber man muss eben auch ganz klar sagen, dass die Dominanz vergangener Zeit weg ist und wir uns alles ganz hart erarbeiten müssen. Wir haben einen Umbruch und müssen jedes Spiel kämpfen.“
Man muss eben auch ganz klar sagen, dass die Dominanz vergangener Zeit weg ist.
Rune Dahmke über die Entwicklung im Handball und in Kiel
Wichtig sei für ihn dabei, die Dinge richtig einzuordnen. Sich verbessern zu wollen, ohne die Ruhe zu verlieren. Sich anzuspornen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, ohne sich gegenseitig anzugreifen. „Letztes Jahr hatten wir negative Stimmung von allen Seiten. Innerhalb der Mannschaft und des Vereins, genauso von außen“, sagt der 31 Jahre alte deutsche Nationalspieler. Dabei erinnert er an die titellose Saison vor acht Jahren, als der THW eine ähnliche Phase durchlebte und daran, dass nach der Flaute seit 2020 drei Meistertitel, ein DHB-Pokal und ein Champions-League-Erfolg folgten.
„Das ist alles nicht so schlimm, wie es dann wirkt. Die Zündschnur ist nur kürzer. Da wird schneller alles in Frage gestellt. Doch ich finde, wir sind auf einem guten Weg“, sagt Dahmke, der es einschätzen kann. An der Förde geboren und aufgewachsen streifte er vor 16 Jahren seinem Vater Frank folgend das erste Mal das Zebra-Trikot über und trug es seither. Kaum einer personalisiert den THW Kiel mehr als er.
Zumal ihm die aktuelle Entwicklung recht gibt. Mit neun Siegen in Serie wirkt die Mannschaft – nicht zuletzt durch einen starken Andreas Wolff im Tor – stabiler und tritt am Sonntag selbstbewusst bei den Füchsen in Berlin an (15 Uhr/ Dyn).
Nicht aber ohne den nötigen Respekt. „Das ist eine absolute Topmannschaft und eine sehr homogene Truppe, die es immer schafft, einen hohen Standard auf die Platte zu bringen. Das ist wichtiger, als ab und zu nach oben auszureißen. Und das macht Berlin in den letzten Jahren auf beeindruckende Weise“, sagt Dahmke, der zudem Welthandballer Mathias Gidsel hervorhebt: „Ihm zuzusehen, macht einem sogar als Konkurrent Spaß, weil er einfach in jedem Spiel Bock hat, Handball zu spielen.“
Während die TSV Hannover-Burgdorf nach überzeugenden Auftritten gefolgt von der MT Melsungen und dem SC Magdeburg aktuell an der Spitze der Bundesliga steht, befindet sich Kiel auf Rang fünf hinter den Berlinern in der Verfolgerposition. Die Ansprüche ändert das jedoch nicht: „Es mag eine andere Zeit sein, aber wir fahren da hin, um zu gewinnen. So sind wir gepolt, so wollen wir sein. Und wir wissen, dass wir die Qualität dazu haben.“
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