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Die Eishockeyspielerinnen der Eisbären Berlin wollen ihren Zusammenhalt ausspielen.

© Imago/Johannes Traub

Saisonstart der Eishockey-Frauen: Die Berliner Kapitänin Anna-Maria Nickisch hat hohe Ziele

Nachdem sie in der vergangenen Spielzeit lange Zeit nicht aufs Eis durfte, spricht sie nun vom Titel.

„Richtig hyped“ und „hochmotiviert“, so beschreibt Anna-Maria Nickisch ihren Gefühlszustand. Am Samstag beginnt für ihr Team, die Eisbären Berlin (19.30 Uhr), die Saison mit einem Auswärtsspiel gegen die Mad Dogs Mannheim. Spiel zwei folgt ebenfalls dort am Sonntag (11.45 Uhr). Nachdem die Kapitänin in der vergangenen Saison verletzungsbedingt lange Zeit gar nicht aufs Eis durfte, freut sie sich umso mehr, in dieser Spielzeit wieder richtig dabei zu sein.

Nickisch hat derzeit viel um die Ohren. Die 22-Jährige ist nicht nur Sportlerin und muss unter der Woche fast täglich im Wellblechpalast trainieren, sondern absolviert außerdem eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau und ist Teil des erweiterten Nationalkaders. Auch ihre Teamkolleginnen gehen noch zur Schule, studieren oder machen eine Ausbildung. Einige wohnen nicht in Berlin, sondern in anderen Bundesländern wie Sachsen oder Hamburg, weil sie hauptsächlich in ihren Heimatvereinen und nur nach Absprache bei den Eisbären spielen.

Das macht es nicht leicht, einen Teamzusammenhalt hinzukriegen. Häufig sehen sich die Spielerinnen nur zu den Partien. Diejenigen, die das Grundgerüst des Kaders bilden, sind in Berlin, sagt Nickisch. „Das ist schon mal gut. Wir kennen uns untereinander gut und verstehen uns, obwohl wir unterschiedliche Charaktere haben und sehr jung sind.“ Mit den anderen Spielerinnen stehen sie über eine Whatsapp-Gruppe in Kontakt. Trotzdem sei es für sie als Kapitänin eine besondere Herausforderung, aus allen Spielerinnen ein Team zu formen.

Mit dem Sommertraining begannen die Eisbärinnen schon im Mai. Im Juli, als das Eis abgetaut wurde, stand zunächst Athletik auf dem Programm und seit August trainieren sie wieder auf dem Eis. Dabei stand Taktik im Vordergrund, sagt Nickisch, aber auch Pässe. „Da können wir uns noch verbessern. Und wir müssen künftig gut aus dem Drittel kommen und vorne die Chancen verwerten.“

Nickisch verpasste die Hälfte aller Spiele im letzten Jahr

In der vergangenen Spielzeit laborierte Nickisch an einer hartnäckigen Verletzung am Sprunggelenk. „Kurz dachte ich, jetzt ist es vorbei.“ Sie musste sich einer Operation unterziehen, viele Wochen auf Krücken laufen und sich erst langsam wieder an den Sport herantasten. „Eislaufen konnte ich aber wieder eher als joggen, weil der Schlittschuh relativ viel fest ist und man nicht so leicht umknicken kann.“ Nickisch verpasste dennoch fast die Hälfte aller Spiele und ist daher sehr froh, diesmal von Anfang bis „hoffentlich zum Ende“ spielen zu können. Dass ihre Kolleginnen ihr aber nach wie vor vertrauen und auf ihre Qualitäten setzen, zeigte sich, als sie Nickisch zur Kapitänin wählten.

Als Ziel für die Saison hat sie sich „ganz klar gesetzt, Meister zu werden“. Das ist durchaus ambitioniert. In der Vorsaison verpasste das Team auf Rang fünf den Einzug in die Play-offs. Die größte Konkurrenz sieht Nickisch in Rekordmeister Planegg, Memmingen und Titelverteidiger Ingolstadt.

Wir haben noch eine Rechnung mit Mannheim offen.

Anna-Maria Nickisch über den kommenden Gegner

Sie selbst hat einen offensiven Spielstil, obwohl sie Verteidigerin ist. Auf die Frage, wie viele Tore sie in der Saison schießen wolle, hält sie sich dennoch zurück. „Ich bin nicht der große Goalscorer, ich bereite Tore eher vor. Aber ich freue mich natürlich riesig, wenn doch mal eins rausspringt.“ Dass ihr Team einen Altersdurchschnitt von knapp 19 Jahren hat, sieht sie eher als Vorteil. Andere Bundesligisten hätten sie bereits in den vergangenen Jahren unterschätzt. „Wir kommen als Mannschaft. Das macht es brutal schwer gegen uns zu spielen.“

Dass es gleich als erstes gegen Mannheim geht, die höchstwahrscheinlich direkte Konkurrenz im Kampf um die Playoff-Plätze sein werden, freut Nickisch besonders. „Wir haben noch eine Rechnung offen“, sagt sie und lacht. „Es gibt dort ein paar Spielerinnen, gegen die man gerne eins-gegen-eins spielt. Es wird Spaß machen, ihnen zu zeigen, dass wir auch bereit sind.“ Am Wochenende gibt es auch ein Wiedersehen mit Ex-Kapitänin Hanna Amort, die aufgrund ihres Studiums gewechselt ist.

Eine Besonderheit in dieser Saison besteht darin, dass der Pokal wieder eingeführt worden ist, nachdem er 2018 abgeschafft wurde. Der Wettbewerb hat für Nickisch eine besondere Bedeutung: Gleich im ersten Spiel im November geht es für die gebürtige Sächsin gegen ihren alten Verein ETC Crimmitschau. „Das wird auch ein bisschen emotional.“

Emotionen soll es auch am Samstag geben und dann natürlich auch am 15. und 16. Oktober, wenn gegen Ingolstadt die ersten Heimspiele anstehen und die Fankurve Stimmung macht. „Das ist immer eine coole Atmosphäre, wenn sie uns anfeuern und trommeln.“ Dann halten der „Hype“ und die „Motivation“ bestimmt noch eine Weile an.

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