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Mit militärischen Grüßen: Auch einige türkische Fans bekundeten ihre Sympathie für die Militäroffensive ihres Landes in Syrien.

© Alain Jocard/AFP

Internationale Pressestimmen zur EM-Qualifikation: „Schlimmer als eine Kriegserklärung“

Die türkischen Militärgrüße sowie die rassistischen Entgleisungen der bulgarischen Fans beschäftigen europaweit die Presse. Hier lesen Sie die Reaktionen.

ENGLAND

„The Guardian“: „Willkommen in der neuen Welt. Wir haben ein Fußballspiel erwartet. Was wir bekommen haben, war ein miserables Ereignis in einer miserablen Nacht in einem miserablen Stadion (...) vor einem miserablen Hintergrund von Beschuldigungen und bösem Blut. Am Ende hat sich das kein bisschen wie ein Sportereignis angefühlt. Es fühlte sich an wie eine offene Wunde, ein Angriff auf die grundlegende Idee von Nationen, die zusammenkommen.“

„Daily Mirror“: „Das Traurige daran ist, dass niemand sich an den Fußball erinnern wird. Niemand wird sich an den klaren Sieg erinnern, Ross Barkleys Auftritt als bester Mann des Spiels, Marcus Rashfords fantastischen Treffer oder Raheem Sterlings genialen Doppeltreffer. Alle werden sich an eine Nacht erinnern, die eine Schande für den Fußball war.“

„The Sun“: „Eine Umgebung wie diese, eine giftige Mischung aus schändlichen und beschämenden Beschimpfungen und Gesängen, ist nicht das, woran man sich bei einem Fußballspiel erinnern sollte. So sieht die Zukunft für den Sport in vielen Austragungsorten aus – mit Unterbrechungen, Verzögerungen und Beobachtern im Publikum, die die vierten Offiziellen informieren.“

„Telegraph“: „England hat Bulgarien mit drei Punkten, sechs Toren und einer deutlich gezogenen Linie verlassen. Diese Qualifikation für die Euro 2020 muss ein Wendepunkt sein, ein entscheidender Moment, in dem dieser „abscheuliche rassistische Missbrauch“, wie ihn der Fußballverband in seiner Erklärung sofort und unmissverständlich genannt und eine Untersuchung der UEFA gefordert hat, aufhören muss.“

„The Independent“: „Es war ein Abend mit hässlichen, beispiellosen Szenen in Sofia, der so viele aktuelle Probleme im Fußball und in der Gesellschaft zur Schau gestellte hat, der sich jedoch als Meilenstein für die Zukunft erweisen könnte.“

„BBC Sport“: „Man kann nur erwarten, dass dem bulgarischen Verband (BFU) die schwerwiegendsten Sanktionen drohen, nachdem ein weiterer schwerwiegender Vorfall von Rassismus ein Euro-2020-Spiel überschattet hat. (...) Es ist nun an der Uefa zu handeln, sobald der Bericht des Schiedsrichters und der Beobachter vorliegt.“

SPANIEN

„Marca“: „Das Beste für England war der Sieg, der die Niederlage gegen Tschechien am Freitag korrigiert hat. Die Mannschaft von Southgate kann trotz der vergeblichen rassistischen Versuche eines Teils des Publikums lächeln.“

„El Mundo“: „Aus irgendeinem Grund war die Uefa der Ansicht, dass die Schließung von Teilen des Vasil-Levski-Nationalstadions in Sofia für zwei Spiele wegen rassistischer Parolen der bulgarischen Fans gegen Tschechien genug Strafe sei. Und dass das Platzieren einiger Plakate mit dem Motto „Respekt“ verhindern würde, dass es sich wiederholt. „Überraschenderweise“ hat es nicht funktioniert und England hat Bulgarien unter rassistischen Gesängen 0:6 besiegt.“

ITALIEN

„La Stampa“: „Sie haben es wieder getan, aber in Paris und ins Gesicht Europas ist das – nach allem, was geschehen ist – schlimmer als eine Kriegserklärung. Die türkischen Spieler haben erneut mit dem militärischen Gruß gejubelt, gestern Abend beim 1:1 von Kaan gegen Weltmeister Frankreich, zur Freude der 30 000 in Saint-Denis anwesenden Fans und zur Zufriedenheit Erdogans. Der Sultan-Präsident hat die Unterstützung des türkischen Sports erbeten, wie einen patriotischen Sport, nachdem er in Syrien einmarschiert war, und die Kraftprobe seiner Fußballspieler dürfte ihn erfreut haben.“

„La Repubblica“: „Die (türkische) Frage hat auch den italienischen Fußball ins Herz getroffen. Die Fans der Roma (AS Rom) haben einen ihrer Spieler, Cengiz Ünder, gesehen, wie er denselben militärischen Gruß über die sozialen Medien verbreitete, aber im gelb-roten Trikot. Ein Geschrei, in das die Roma nicht einstimmen wollte oder konnte, um nicht noch die Spannungen anzuheizen mit Blick auf das Auswärtsspiel der Mannschaft in Istanbul Ende November, gegen Basaksehir, die Präsident Erdogan nahe stehende Mannschaft. Gleiche Rede bei der Juve, die es vorgezogen hat, einen Post des Verteidigers Merih Demiral zur Unterstützung des Angriffs auf die Kurden zu ignorieren. Der einzige europäische Klub, der da anders reagiert, ist St. Pauli.“ (dpa)

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