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Schweden düpiert Deutschland: Diese Verteidigung ist nicht bereit für die K.-o.-Phase
Die 1:4-Niederlage der DFB-Frauen offenbart schonungslos die Defizite in der deutschen Defensive. Und dass Bundestrainer Wück ein zu hohes Risiko bei seiner Kaderplanung eingegangen ist.

Stand:
Carlotta Wamser boxte mehrmals in den Rasen. Der deutschen Nationalspielerin war sofort klar, dass sie einen großen Fehler begangen hatte. Durch ihr absichtliches Handspiel auf der Linie verzögerte sie nach einer halben Stunde zwar für drei Minuten den 1:3-Rückstand des DFB-Teams, sah aber die Rote Karte und verschuldete einen Elfmeter für Schweden. Dieser führte schließlich doch zum dritten Gegentreffer.
Die 21-jährige Wamser, die nach der Verletzung von Giulia Gwinn zur Stammspielerin auf der rechten Abwehrseite avanciert war, trifft sicher nicht die volle Schuld für die 1:4 (1:3)-Niederlage im dritten Gruppenspiel der EM. Sie leitete aber mit ihrer Aktion einen Abend ein, den die deutschen Fußballerinnen wohl so schnell wie möglich vergessen möchten.
Dieser Samstagabend in Zürich offenbarte, was sich in den jüngsten Spielen bereits angedeutet hatte: Das Team von Bundestrainer Christian Wück ist mit dieser Verteidigung nicht in der Lage, auf höchstem Niveau mitzuhalten. Schweden war der erste richtige Gradmesser und forderte die deutschen Fußballerinnen seit langer Zeit mal so richtig in der Defensive. Dieser Herausforderung hielt Deutschland allerdings nicht stand.
Zunächst ging Wücks Matchplan, seine Außenverteidigerinnen Sarai Linder und Wamser sehr hoch zu positionieren, nicht auf. Zwar legte Letztere den Führungstreffer durch Jule Brand vor, fehlte später aber mehrfach bei Kontern durch die Schwedinnen.
So auch bei der Entstehung des Ausgleichstreffers durch Stina Blackstenius, die zusätzlich von einem technischen Fehler durch Kapitänin Janina Minge sowie einem schlechten Stellungsspiel von Rebecca Knaak profitierte. Tempodefizite von Linder und Knaak wiederum leiteten die weiteren Treffer ein – ein altbekanntes Problem.
Schon im Vorfeld der EM war die Verteidigung der deutschen Fußballerinnen als Schwachstelle ausgemacht worden, vor allem nach dem Ausfall der etatmäßigen Kapitänin Gwinn. Dieser legte zudem die risikoreiche Kaderplanung von Bundestrainer Wück offen.
Der 52-Jährige hatte mit Gwinn lediglich eine gelernte Rechtsverteidigerin nominiert. Die unerfahrene Wamser war bereits eine Notlösung gewesen und fällt nun mindestens im Viertelfinale aus.
Denn für das ist Deutschland trotz der Niederlage qualifiziert. Die Leistung gegen Schweden dürfte dem DFB-Team allerdings kaum Mut machen, dort zu bestehen. Immerhin geht es aller Voraussicht nach gegen eine der absoluten Top-Nationen Frankreich oder England.
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