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Schwierigkeiten im Sommerregen: Hertha BSC quält sich auch im dritten Test
Dritter Testspiel-Sieg im dritten Spiel. Doch gegen Babelsberg 03 ließ aus Hertha-Sicht nicht nur das Wetter zu wünschen übrig. Erkenntnisse, wie Hertha in Zukunft spielen will, gab es dennoch.
Stand:
Die Hose klitschnass, von der Regenjacke und der Cap tropfte es nur so. Das Bild, das sich einem von Herthas Trainer Christian Fiél am Mittwochabend in Babelsberg darbot, war kein Neues. Schon beim ersten Testspielsieg in Bernau (7:0) vor zwei Wochen, war das Spielen wegen unwetterartiger Regenfälle kaum noch möglich. Und Fiél am ganzen Körper durchnässt
Zu einem ähnlichen Pfützenfestival mutierte nun auch das dritte Testspiel der Vorbereitung. Im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion quälte sich der Zweitligist beim Regionalligisten Babelsberg 03 unter teils sintflutartigem Regen zu einem 1:0-Erfolg.
Daran, dass das Spiel nur wortwörtlich ins Wasser fiel, hatte Florian Niederlechner großen Anteil. Nach einem sauber vorgetragenem Angriff und einem mustergültigen Zuspiel von Michal Karbownik musste der 33-Jährige nur noch flach in die rechte Ecke einschieben (11. Minute).

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Ein Spielzug, der nicht nur eine besondere Erwähnung verdient hat, weil er zum einzigen Tor des Abends führte. Mit einem genaueren Blick erkennt man: Er steht exemplarisch auch dafür, wie Fiél Hertha künftig spielen lassen will.
Fiél strebt Spielkontrolle an
Erstens ist da der moderne Spielaufbau, auf den der Ex-Nürnberger zurückgreifen will. Dem 4-1-4-1-System, mit dem Hertha unter Fiél wohl hauptsächlich spielen wird, wird dabei durch ein sogenanntes 2-3-System im Spielaufbau noch mehr Spielkontrolle verliehen.
Das heißt, dass die Innenverteidiger den Ball halten und die beiden Außenverteidiger auf die Höhe des defensiven Mittelfeldspielers rücken. Der Gegner wird so ins Pressing gelockt, es entstehen Freiräume. Auch schon Jürgen Klopp mit Liverpool und Pep Guardiola mit Manchester City setzten in der vergangenen Saison vermehrt auf dieses Konzept.
Erreicht wird damit Spielkontrolle. Und die will Fiél, der auf seiner Antritts-Pressekonferenz eben jenen Guardiola als sein Vorbild auslobte, haben. Durch die entstehenden Lücken kann Hertha mit gezieltem Kurzpassspiel schnell vor das gegnerische Tor kommen. So wie beim 1:0-Siegtreffer.
Interessant auch: Im Hertha-Spiel finden sich fast keine hohen Bälle mehr. Alles soll, wenn möglich, spielerisch und mit flachen Pässen gelöst werden.
Nicht umsonst wurden auch Spieler wie Michaël Cuisance und Kevin Sessa verpflichtet, die als kreative Achter genau diese Pässe in den Zwischenräumen spielen sollen. Während Sessa angeschlagen gegen den Regionalligisten fehlte, bewies Cuisance genau das. Der Franzose spielte einen gefährlichen Ball nach dem anderen, war Aktivposten im Berliner Mittelfeld und auch der beste Spieler auf dem Platz.
Herthas Spiel noch zu ungenau
Doch so gut die Idee der taktischen Grunderneuerung bei der Hertha ist, so holprig ist auch noch die Umsetzung. Gegen die couragiert auftretenden Babelsberger machten die Berliner noch zu viele unnötige Fehler im Spielaufbau. Ein Fehlpass hier, eine unsaubere Annahme dort.
Auch Fiél, der die kompletten 90 Minuten immer wieder lautstark korrigierende Ansagen in Richtung seiner Spieler machte, monierte das: „Ich glaube, dass wir heute nicht so viel gut gemacht haben. Wenn der Gegner tief steht und uns kaum Räume gibt, machen wir zu viele einfache Fehler. Dann wird’s auch schwer, Chancen rauszuspielen.“
Auch Neuzugang Diego Demme, der laut Fiél „absolut angekommen“ sei, war davon nicht befreit. Als Teil der vermeintlichen ersten Elf, die in der ersten Halbzeit von Fiél auf den Platz geschickt wurde, zeigte sich der Sechser vor allem in den ersten 20 Minuten teilweise unkonzentriert.

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Der 32-Jährige, dessen Wechsel gut und gerne als längster Kaugummi-Wechsel seit langem bezeichnet werden kann, spielte unsaubere Bälle und verdribbelte sich einige Male. Den Fehlern zum Trotz sah man dennoch, wie sehr Demme dem Berliner Spiel gut tun kann. Immer wieder kurbelte er den Aufbau mit an und sorgte für Stabilität im Hertha-Mittelfeld.
Und alles klappen kann ja nach 17 Tagen − in Demmes Fall sogar nur nach vier Tagen − sowieso noch nicht. Dafür seien Testspiele auch da, sagte Fiél nach dem Sieg. „Dass man Dinge sieht, die man besser machen kann.“ Mit jedem Trainingstag mehr wolle der Deutsch-Spanier nun aber auch Schritte nach vorne sehen.
Auch von den Spielern, die zur zweiten Halbzeit in das Spiel kamen, nachdem Fiel komplett durchwechselte. Nun veränderte sich auch das Wetter. Die Wassermassen stürzten fast die komplette Hälfte auf den Rasen und nahmen dem vorher unterhaltsamen Fußballspiel die Luft raus. Und so plätscherte neben dem Regen auch das Spiel nur noch vor sich hin − es blieb bei einem Tor und dem knappen Sieg für den Zweitligisten.
Schon am Samstag bestreitet Hertha das nächste Testspiel. Dann geht es gegen den ebenfalls in der Regionalliga spielenden FSV Zwickau (15 Uhr). Christian Fiél wird hoffen, dass er diesmal trocken bleibt.
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