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Frederik Rönnow (links) parierte einige Male stark, konnte den klaren Sieg der Heidenheimer (im Bild Jan Schöppner) aber nicht verhindern.

© dpa/Andreas Gora

„Darfst dich nicht so abschlachten lassen“: 1. FC Union Berlin enttäuscht im letzten Heimspiel auf ganzer Linie

Nach zuvor acht Spielen ohne Niederlage verliert der 1. FC Union Berlin 0:3 gegen Heidenheim. War das wirklich dieselbe Mannschaft, die zuletzt gegen Bremen und Stuttgart begeistert hatte?

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Steffen Baumgart tigerte die Seitenlinie entlang, ging in die Knie, pfiff und brüllte. Der Trainer des 1. FC Union war wie immer auf Betriebstemperatur. Er war beim 0:3 (0:1) gegen den 1. FC Heidenheim vor 21.231 Zuschauenden im Stadion An der Alten Försterei am Samstagnachmittag allerdings einer der wenigen Berliner mit der richtigen Körpersprache.

„Man kann verlieren, aber du musst deinen Fußball spielen. Wir sind von dem abgewichen, was uns ausgezeichnet hat“, sagte Baumgart. „Deshalb bin ich nicht so amused, um es höflich auszudrücken.“

Das letzte Heimspiel hatte deutliche Sommerfußballvibes. Auf den Banden wurde bereits die Saisonabschlussparty angekündigt, fünf Spieler wurden verabschiedet, und auf dem Rasen plätscherte das Geschehen über weite Strecken weitgehend ereignislos dahin. Selbst nach den Gegentoren durch einen Doppelpack von Adrian Beck sowie einen Treffer von Jan Schöppner war kein ernsthaftes Aufbäumen zu erkennen.

War das wirklich dieselbe Mannschaft, die vor einer Woche nach 0:2-Rückstand noch einen Punkt gegen Werder Bremen geholt hatte und im vorherigen Heimspiel ein pyrotechnisches 4:4 gegen den VfB Stuttgart auf den Rasen gezaubert hatte? „In den letzten beiden Spielen ging es auch um nichts mehr, aber wir hatten die richtige Mentalität“, sagte Danilho Doekhi. Am Samstag fehlte diese.

Durch das 0:3 hat Union es verpasst, den Vereinsrekord von acht Spielen in Folge ohne Niederlage in einer Bundesligasaison aus dem Jahr 2020 noch zu verbessern, den die Mannschaft vor einer Woche egalisiert hatte. Vor dem letzten Spieltag ist bereits sicher, dass die Berliner die Saison auf dem 13. Rang beenden werden.

Wichtiger Sieg für Heidenheim

Heidenheim bewahrt sich durch den Sieg die Hoffnung auf den Klassenerhalt. Da Holstein Kiel zeitgleich gegen den SC Freiburg verlor, kann der diesjährige Conference-League-Teilnehmer zumindest nicht mehr direkt absteigen.

Baumgart entschied sich für eine Veränderung in der Startelf und belohnte Laszlo Benes für sein traumhaftes Ausgleichstor vor einer Woche. Der Slowake rückte für Andras Schäfer ins zentrale Mittelfeld.

Beide Mannschaften ließen es anfangs langsam angehen. Sie scheuten das Risiko und ließen den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren. Es dauerte mehr als zehn Minuten bis zur ersten Strafraumszene – die saß allerdings. Mit einem einfachen Ball über die Abwehrreihe spielte sich Heidenheim vor das Tor, den Querpass von Jan Schöppner konnte Leopold Querfeld noch gerade so abfälschen, allerdings nicht entscheidend. Marvin Pieringer fand im Zentrum Adrian Beck, und der brachte die Gäste in Führung.

Kurz schien es so, als hätte der Gegentreffer die Berliner aus ihrer Lethargie erweckt. Benes schoss nach einem Pass von Benedict Hollerbach deutlich über das Tor, Christopher Trimmel prüfte Heidenheims Torwart Frank Feller mit einem kraftvollen Volley auf die kurze Ecke. Doch nach knapp fünf Minuten war Unions Reaktion bereits verpufft.

Von der Intensität, mit der die Berliner in den vergangenen Wochen in die Zweikämpfe gegangen waren und den Strafraum attackiert hatten, fehlte jede Spur. Zum ersten Mal seit dem geschafften Klassenerhalt war bei Union ein klarer Spannungsabfall zu erkennen. Heidenheim sah trotz der akuten Abstiegsgefahr auch nicht viel inspirierter aus, lag mit der Führung jedoch auch voll im Plan.

Zur Halbzeit kam bei Union Marin Ljubicic für den angeschlagenen Andrej Ilic ins Spiel, die Berliner blieben aber schlafmützig – am besten zu erkennen an Kevin Vogt vor dem 0:2. Der erfahrene Innenverteidiger hatte nach einem hohen Ball eine gute Position, zögerte aber und ließ sich von Schöppner überrumpeln.

Kurz darauf keimte doch noch einmal Hoffnung auf. Hollerbach flankte in die Mitte, Heidenheims Abwehr köpfte den Ball zentral vor den Strafraum, und Janik Haberer traf volley in die linke Ecke. Es passte zu diesem aus Köpenicker Sicht missratenen Fußballnachmittag, dass der Kölner Keller ein Veto einlegte. Hollerbach hatte vor seiner Flanke im Abseits gestanden.

Baumgart versuchte seine Mannschaft mit einem Dreifachwechsel aufzurütteln, aber ohne Erfolg. Torwart Frederik Rönnow bewahrte die Berliner mit einem herausragenden Reflex erst noch vor dem 0:3, das erzielte kurz darauf allerdings erneut Beck. „Wir wollten uns gut von den Fans verabschieden“, sagte Haberer. „Da darfst du dich hier zu Hause nicht so abschlachten lassen.“  

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