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Skisprung-Weltcup in Klingenthal: Philipp Raimund verhindert deutsches Nebel-Fiasko
Während ein deutsches Trio den zweiten Durchgang verpasst, springt Raimund auf Platz drei. Die Frauen bestätigen auch ohne Podestplatz ihren Aufwärtstrend.
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Viel zu sehen gab es nicht für die 7842 Zuschauerinnen und Zuschauer, als die Männer ihren ersten von zwei Skisprung-Weltcups am Samstag in Klingenthal bestritten. Der Nebel war so dicht, dass man ohne die Videotafel kaum erkennen konnte, wie weit es wirklich hinabging.
Und irgendwie wirkte es auch so, als ob den DSV-Springern der Durchblick fehlte. Für Luca Roth, Pius Paschke und Andreas Wellinger war schon nach dem ersten Durchgang Schluss. Karl Geiger war erst gar nicht angereist. Und auch nach dem ersten Versuch von Felix Hoffmann, der am Ende 29. wurde, war die Partystimmung kurzzeitig gedämpft. Gut zwei Wochen vor der Vierschanzentournee drohte ausgerechnet der erste Heim-Weltcup des Winters zum Fiasko zu werden.
„Meine springerische Leistung ist einfach schlecht im Moment“, sagte Wellinger anschließend am „Sportschau“-Mikrofon. Den Weltcup in Engelberg in der kommenden Woche, der als Generalprobe für die Tournee gilt, wird Wellinger auslassen. Ähnlich wie Geiger aktuell wird er versuchen, mit einigen Zusatzeinheiten wieder sein Gefühl in der Luft zu bekommen.
Aber es gibt ja noch Philipp Raimund, der aktuell eine Art Alleinunterhalter ist, was Spitzenleistungen angeht. Nach zwei Podestplätzen in Wisla am vergangenen Wochenende, landete er nach Platz zwei im ersten Versuch in der Schlussabrechnung auf Platz drei hinter Sieger Domen Prevc (Slowenien) Stefan Kraft (Österreich). Er unterstrich damit, dass mit ihm zu rechnen sein dürfte beim ersten Höhepunkt der Saison.
Selina Freitag verpasst knapp den ersten Podestplatz in diesem Winter
Nachdem er den Grand-Prix im Sommer gewonnen hatte, konnte er sein Fluggefühl auch in den Winter mitnehmen. „Der Druck vor dem ersten Winterspringen war dann aber schon groß, weil ich mich natürlich gefragt habe, ob ich mein System weiterhin so umsetzen kann“, sagt er im Interview mit dem Tagesspiegel. „Zunächst war das Gefühl nicht ganz so gut und es kann auch schnell gehen, dass man das Vertrauen verliert. Aber das ist aktuell keineswegs der Fall bei ihm. Und das, obwohl auch er Schwierigkeiten mit der Sicht hatte.
„Ich habe die Kante leider ein bisschen verfehlt und war mal wieder zu früh“, analysierte er seine Versuche. „Aber den Ersten habe ich mega getroffen und der war auch echt schön. Wenn ich morgen zweimal die Kante treffe, sieht es noch ein bisschen besser aus.“ Am Sonntag um 16 Uhr treten die Männer zu ihrem zweiten Wettbewerb in Klingenthal an.
Viel gefehlt hatte auch Selina Freitag nicht für einen Podestplatz am Samstag, 4,9 Punkte waren es zu Platz drei. Nachdem sie am Fuße der Schanze gelandet war, durften die Zuschauenden noch hoffen, dass den deutschen Frauen die erste Podestplatzierung gelingt. Zumal direkt nach Freitag Agnes Reisch in die Vogtland-Arena flog. Sie landete am Ende auf Platz fünf und damit direkt hinter der Teamkollegin.

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Nach den zwei Veranstaltungen in Klingenthal lässt sich aber festhalten, dass die derzeit führenden Athletinnen doch ein ganzes Stück weit entfernt sind. Die Slowenin Nika Prevc und die Japanerin Nozomi Maruyama lieferten sich auch am Schwarzberg ein imposantes Duell um den Sieg. Nachdem am Freitag Maruyama triumphiert hatte, schlug Prevc am Samstag zurück. Die Norwegerin Anna Odine Stroem wurde Dritte.
Obwohl es für die Deutschen derzeit eher darum geht, hinter den beiden Ausnahmespringerinnen zu den Besten zu gehören, verließ Freitag ihre Heimschanze mit einem Lächeln. Denn der Aufwärtstrend bei der Sächsin, die bei der WM in Trondheim in diesem Jahr zweimal Silber sowie einmal Bronze gewonnen hatte, hält an – trotz des bislang fehlenden Podestplatzes im Winter.
Deutsches Team schwächelte zu Saisonbeginn
„Es hat so viel Spaß gemacht“, sagte Freitag über die wuchtige Unterstützung aus dem Stadion. „Ich wäre gerne auf dem Podest gestanden, was den Kessel noch mal zum Dampfen gebracht hätte, aber ich bin wirklich zufrieden mit der Richtung und hoffe, dass unsere Leistung immer stabiler wird.“
Der Start in die Saison war nicht ganz so verlaufen, wie sich das Freitag vorgestellt hatte, obwohl sie sehr zufrieden mit ihrem Sommer gewesen war. „Ich habe mehr Kraft-Ausdauer trainiert, um beispielsweise auch die langen Reisen zwischen den Wettkämpfen besser wegzustecken. Ich konnte mich gut an die Veränderungen bei den Anzügen anpassen.“
Zwischen Platz drei und Platz zwölf ist alles möglich, mit einem kleinen Fehler bist du hinten dran.
Heinz Kuttin, Cheftrainer der deutschen Frauen
Am Freitag war sie zunächst Siebte geworden, nachdem sie im ersten Durchgang nach einem weiten Sprung bei der Landung gewackelt hatte. Beim ersten Wettkampf war die Stimmung entsprechend noch etwas gedämpfter gewesen.
Vor der Two-Nights-Tour, die ab dem nächsten Winter dann durch eine richtige Vierschanzentournee ersetzt werden soll, sieht Cheftrainer Heinz Kuttin immer noch Verbesserungspotenzial. „Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden, aber es gibt schon noch einige Punkte, die wir besser machen können.“
Katharina Schmid zum Beispiel war im zweiten Durchgang noch von Platz sieben auf Platz 12 zurückgefallen. „Zwischen Platz drei und Platz zwölf ist alles möglich, mit einem kleinen Fehler bist du hinten dran“, sagte Kuttin. Juliane Seyfarth wurde 21. Anna Hollandt verpasste den zweiten Durchgang.
Bei den Olympischen Spielen im Februar darf sich das deutsche Team aus Gewohnheit gerade im Team- sowie im Mixed-Wettbewerb gute Chancen auf Medaillen ausrechnen. Während die Frauen diesen Eindruck durchaus untermauern konnten, gibt es bei den Männern mit Ausnahme von Raimund Anlass zur Sorge.
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