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Steven Skrzybski war für das emotionalste Highlight bei Unions Gastspielen in Dortmund verantwortlich.

© Imago/Sven Simon

Skrzybski, Haaland und der fliegende Reus: Die größten Spiele und schwersten Klatschen des 1. FC Union in Dortmund

Als Zweitligist schrammte der 1. FC Union bei Borussia Dortmund zweimal knapp an der Sensation vorbei. In der Bundesliga setzte es jedoch auch heftige Schlappen.

Stand:

Nach dem Auftaktsieg gegen Stuttgart will der 1. FC Union an diesem Sonntag seinen guten Start in die neue Bundesliga-Saison fortsetzen. Einfach wird das nicht, denn am zweiten Spieltag spielt Union in Dortmund gegen den BVB. Ein Termin, der traditionell nichts Gutes verheißt.

Achtmal haben die Köpenicker im Dortmunder Westfalenstadion ein Pflichtspiel bestritten. Achtmal gingen sie als Verlierer vom Platz. In der Stahlstadt waren die Eisernen bisher so zerbrechlich wie an keinem anderen Bundesliga-Standort. Auch im neunten Anlauf sind die Berliner klare Außenseiter.

Dennoch reist man voller Vorfreude nach Dortmund. Denn so miserabel die Bilanz dort ist, war Dortmund auch der Schauplatz für einige der denkwürdigsten Spiele der neueren Union-Geschichte. Mal wurde es tragisch, mal wurde es brutal. Langweilig war es aber selten.

Zeit also für einen Rückblick. Vor dem Spiel am Sonntag haben wir aus einem Jahrzehnt der Misere in Dortmund die Highlights und Lowlights herausgepickt.


Oktober 2016: Skrzybski bezwingt die gelbe Wand

Das erste Spiel von Union in Dortmund ist gleich auch das famoseste. Als krasser Außenseiter reist der damalige Zweitligist zum Zweitrunden-Spiel im DFB-Pokal an, doch die Fans wittern schon von Anfang an eine Sensation: „Keine Wand ist unbezwingbar“ steht auf den Regenjacken, die die 11.000 mitgereisten Berliner im Gästeblock tragen.

Nach dem 1:0 von Gonzalo Castro sieht es lange so aus, als ob der BVB einen Pflichtsieg einfährt. Doch zehn Minuten vor Schluss wechselt Trainer Jens Keller Steven Skrzybski ein. Mit seiner ersten Aktion hämmert der Fanliebling einen traumhaften Fernschuss ins untere Eck und rettet seine Mannschaft damit sensationell in die Verlängerung. Am Ende verliert Union klar im Elfmeterschießen. Ein moralischer Sieg ist es trotzdem.


Oktober 2018: Schwarz-gelbes Murmeltier

Wieder dieser verdammte Elfmeterpunkt. Im Oktober 2018 scheitert Union im Pokal erneut knapp in Dortmund.

© imago/Sven Simon

Zwei Jahre später ist Union wieder in der zweiten Pokalrunde in Dortmund zu Gast und verpasst nach einer erneut epischen Schlacht schon wieder nur knapp die Sensation. Durch einen Doppelpack von Sebastian Polter kämpfen sich die Berliner in der regulären Spielzeit zweimal nach Rückstand zurück und sind eigentlich auf Kurs, erneut im Elfmeterschießen zu verlieren.

Doch in der 118. Minute zieht Marvin Friedrich am Arm von Christian Pulisic und schenkt dem BVB damit einen späten Elfmeter. Vom Punkt verwandelt Marco Reus und Union kehrt wieder mit Stolz, aber leeren Händen in die Hauptstadt zurück. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass Reus für Ärger bei den Köpenickern sorgt.


April 2021: Reus hebt ab

Der fliegende Reus. Um diesen Elfmeterpfiff gab es große Diskussionen.

© Alex Gottschalk/POOL

Das erste Bundesliga-Spiel in Dortmund verliert Union im Februar 2020 mit 0:5. Doch nach dem bezahlten Lehrgeld kehren die Köpenicker ein Jahr später mit deutlich mehr Selbstvertrauen zurück. Im April 2021 hat die Mannschaft von Urs Fischer die europäischen Plätze im Visier, ist seit drei Spielen ungeschlagen und will vor leeren Rängen endlich den ersten Sieg im Westfalenstadion einfahren.

Nach nur 25 Minuten geht der BVB aber durch einen umstrittenen Elfmeter in Führung. Bei einem Eins-gegen-eins mit Union-Torwart Andreas Luthe geht Reus zu Boden und der Schiedsrichter zeigt auf den Punkt. Der Videoschiedsrichter greift auch nicht ein, obwohl es in der Zeitlupe so aussieht, als hätte Reus mit einem ausgestreckten Bein den Kontakt gesucht. Union verliert 0:2 und nicht nur Luthe ist nach dem Spiel erzürnt.

Auch der sonst so besonnene Sky-Experte Dietmar Hamann springt Union zur Seite: „Das ist in 100 Jahren kein Elfmeter, das ist ein absoluter Witz“, sagt er. Reus wird bei seinen nächsten Auftritten im Stadion an der Alten Försterei konsequent ausgepfiffen.


September 2021: Haalands Traumtor

Erling Haaland erzielte viele Tore gegen Union, dieses war das schönste.

© Maik Hölter/Imago

Ein paar Monate später sind die Fans – zumindest teilweise – zurück im Westfalenstadion und sehen einen weiteren Klassiker zwischen dem BVB und Union. Nach einem 0:3 Rückstand kämpfen sich die Gäste durch Tore von Max Kruse und Andreas Voglsammer zurück ins Spiel, werden aber am Ende durch eins der besten Tore der neueren Bundesliga-Geschichte zerschlagen.

Beim Stand von 3:2 für den BVB schlägt Mats Hummels einen langen Ball Richtung Erling Haaland, der trotz intimer Manndeckung durch Robin Knoche seinen Körper irgendwie so verzieht, dass er den hüfthohen Ball von der Strafraumkante über den Kopf von Luthe und ins Tor lupft.


April 2023: Der Traum vom Titel

Youssoufa Moukoko beendete Unions letzte Titelhoffnungen.

© IMAGO/Hirnschal

Ob irgendjemand im April 2023 wirklich daran glaubt, dass Union Deutscher Meister werden kann? Rein mathematisch ist es vor dem 27. Spieltag durchaus noch möglich, denn mit einem Sieg in Dortmund können die Berliner an dem BVB vorbei auf Platz zwei springen und wären dann nur vier Punkte hinter dem Tabellenführer aus München. Ein Tabellenführer, wohlgemerkt, der in seinen nächsten zwei Spielen tatsächlich fünf Punkte liegen lassen wird.

Im Spitzenspiel schnuppert Union zwischenzeitlich wirklich am Sieg. 20 Minuten vor Schluss hat Sheraldo Becker sogar das 2:1 am Fuß, wird nur von einem hervorragenden Raphael Guerreiro gestoppt. Am Ende gewinnt Dortmund durch ein spätes Siegtor von Youssoufa Moukoko und verspielt erst am letzten Spieltag die Meisterschaft. Union muss sich mit der Champions League zufriedengeben.


Februar 2025: Baumgarts Tiefpunkt

Steffen Baumgarts erster Auftritt als Union-Trainer in Dortmund ging in die Hose.

© IMAGO/Marcus Hirnschal

Hochmut kommt vor dem Fall und zwei Jahre nach der Champions-League-Qualifikation ist Union sehr tief gefallen. Im zweiten Jahr in Folge kämpft Union nun gegen den Abstieg. Nach vier Niederlagen aus den ersten sieben Spielen braucht der neue Trainer Steffen Baumgart dringend Punkte.

„Borussia Dortmund ist in der Lage, aus wenig viel zu machen. Es wird ein interessantes Spiel“, sagt Baumgart vor der Partie und behält damit nur einigermaßen Recht. Dortmund macht aus viel viel und schießt Union mit 6:0 ab. Zusammen mit der Heimniederlage gegen Kiel eine Woche später stellt das den frühen Tiefpunkt in der Ära Baumgart dar.

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