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Mit Auge. Ronnie O’Sullivan spielt in dieser Woche im Berliner Tempodrom wieder um den Titel beim German Masters.

©  Dennis/AFP

German Masters im Snooker: „So viele Zuschauer wie in Berlin kommen zu keinem anderen Turnier“

Am Mittwoch beginnt das German Masters in Berlin. Barry Hearn vermarktet Snooker und Darts – mit beiden Sportarten hat er in Deutschland noch viel vor.

Herr Hearn, an diesem Mittwoch beginnt das German Masters im Berliner Tempodrom. Welchen Stellenwert hat dieses Turnier im jährlichen Snookerkalender?

Das German Masters ist das Flaggschiff unter den Turnieren außerhalb von Großbritannien. So viele Zuschauer pro Tag wie hier kommen zu keinem anderen Turnier in der Welt. Für mich ist das besonders bemerkenswert, weil es keinen deutschen Topspieler im Snooker gibt. Die Leute gucken sich das an, weil sie einfach gute Unterhaltung wollen.

Für die Profis sind Siege bei den Turnieren in Großbritannien aber immer noch viel wichtiger. Was fehlt dem German Masters denn noch?

Nur die Tradition. Turniere wie die WM, das Masters oder die UK Championship haben sich über Jahrzehnte etabliert. Im Vergleich dazu ist das German Masters natürlich ein Neuling. Aber wenn du die Spieler fragst, welches ihr Lieblingsturnier außerhalb von Großbritannien ist, bin ich ziemlich sicher, dass sie das German Masters nennen.

Beim German Masters gab es in den vergangenen Jahren trotz der Beliebtheit immer wieder finanzielle Probleme. Warum ist es so schwer, mit einem Snookerturnier in Deutschland Geld zu verdienen?

Ich sehe das German Masters nicht als finanzielle Belastung an. Und die Situation hat sich schon verbessert. Ohnehin sind die Sponsoren nur eine Seite, für mich sind die Erlöse aus den Fernsehverträgen viel wichtiger. Geben wir der Veranstaltung doch noch ein bisschen Zeit. Ich bin mir sicher, dass wir bald auch mit großen Unternehmen sprechen werden. Da mache ich mir gar keine Sorgen.

Trotzdem ist das von Ihnen ebenfalls vermarktete Darts inzwischen in Deutschland populärer als Snooker. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Beim Darts geht es einerseits um Weltklassesport, aber auch um Unterhaltung. Ich kenne auch keinen Sport in der Welt, der mit Darts vergleichbar wäre. In dieser schwierigen Zeit mit all ihren Problemen wollen die Menschen vielleicht einfach auch mal abschalten. Und so ist es mit Darts. Wenn du dabei bist, hast du einfach einen tollen Abend.

Barry Hearn, 68, ist seit 2009 Chef des Snookerweltverbands. Mit seiner Firma Matchroom Sport vermarket er zahlreiche Sportarten, darunter auch Boxkämpfe unddie WM im Ping Pong.
Barry Hearn, 68, ist seit 2009 Chef des Snookerweltverbands. Mit seiner Firma Matchroom Sport vermarket er zahlreiche Sportarten, darunter auch Boxkämpfe unddie WM im Ping Pong.

©  World Snooker

Anfangs wurde Darts als eine Art Freakshow betrachtet und eher belächelt.

Das stimmt. Inzwischen rockt Darts aber gewaltig. Ich erinnere mich daran, wie ich für mein erstes Turnier in Deutschland gerade einmal 50 Tickets verkauft habe. Inzwischen veranstalte ich zehn oder elf Turniere mit 4000 Zuschauern pro Tag. Die Deutschen sind verrückt danach.

Und deshalb gibt es auch bald ein großes Turnier in Deutschland?

Richtig. Wir planen, 2018 ein Premier-League-Turnier in Deutschland auszutragen. Wahrscheinlich in Berlin. Das wird ein Riesenkarneval, die größte Sportparty überhaupt.

Snooker-Star Ronnie O'Sullivan träumt von einer Atmosphäre wie beim Darts. Wie realistisch ist ein solches Szenario?

Ich halte das nicht für sehr realistisch. Die Sportarten sind einfach zu verschieden und auch die Zuschauer, die zu solchen Turnieren gehen, unterscheiden sich voneinander. Darts hat eine einzigartige Atmosphäre, die allerdings auch zum Spiel passt. Aber es gibt eben auch Sportarten, die Ruhe verlangen und andere Menschen ansprechen. Die sind vielleicht etwas älter, haben mehr Geld und fühlen sich beim Snooker deshalb besser aufgehoben.

Hat Snooker in der aktuellen Form noch eine Zukunft?

Jede Sportart hat ihre eigene Faszination. Wenn es überall gleich wäre, würde es doch irgendwann langweilig sein. Man geht ja auch nicht jeden Tag ins Kino, ins Theater oder ins gleiche Restaurant. Die Sportarten, die ich promote, sollen möglichst unterschiedlich sein.

Sie haben Snooker und Darts populär gemacht. Was planen Sie als nächstes?

Zuletzt habe ich es mit Ping Pong probiert, nicht das normale Tischtennis, sondern etwas anders. Da gab es gerade die Weltmeisterschaft. Der Deutsche Alexander Flemming stand übrigens im Finale. Demnächst gibt es in London eine spezielle Turn-WM, die ich veranstalte. Und im April boxt Wladimir Klitschko vor 90.000 Zuschauern im Wembleystadion gegen Anthony Joshua. Ich fühle mich wie ein Schmetterling, der von einer süßen Blume zur nächsten fliegt. Und ich bin überzeugt davon, dass die Leute für ein bisschen Abwechslung in diesen unruhigen Zeiten dankbar sind.

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