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Voller Stolz: Luis Aragonés mit der EM-Trophäe.

© AFP

Erfinder von „La Roja“: Spaniens Erfolgstrainer Aragonés ist tot

Luis Aragonés führte Spanien zum Gewinn der Europameisterschaft 2008 und leitete damit eine Erfolgs-Ära im spanischen Fußball ein. Am Samstag starb der „weise Mann aus Hortaleza“ in seiner Heimatstadt Madrid.

In seinem Trainingsanzug an der Seitenlinie wirkte Luis Aragonés beinahe wie ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Der frühere Trainer der spanischen Fußball-Nationalmannschaft, der am Samstag im Alter von 75 Jahren in Madrid gestorben ist, wolle von Maßanzug und Krawatte nichts wissen. Für den modischen Schnickschnack seiner Kollegen hatte er wenig übrig. Aragonés war eher ein rauer Typ, ein Trainer alter Schule.

Ausgerechnet diesem Oldtimer gelang eine kleine Revolution in der Selección. Aragonés bootete Spaniens Fußball-Idol Raúl aus, verjüngte das Team und ließ die Nationalelf einen technisch versierten und attraktiven Kombinationsfußball spielen. 2008 führte er Spanien zum Gewinn der Europameisterschaft, dem ersten bedeutenden Titel seit 44 Jahren.

Diplomatie und Takt gehörten nicht zu den Stärken des Trainers. Die Reihe der Anekdoten über seine Fehltritte ist lang. 2004 hatte er für einen Skandal gesorgt, als er im Training den Arsenal-Spieler Thierry Henry als „Scheißneger“ bezeichnete. Aragonés wurde Rassismus vorgehalten, er wies die Vorwürfe aber zurück und sagte, er habe damit lediglich seinen Stürmer José Antonio Reyes motivieren wollen. Außerhalb Spaniens haftete dem Mann mit dem weißen Haar der Ruf eines Rabauken an. Aber das war er nicht. Aragonés war eher ein alter Kauz, dem das Gespür dafür fehlte, wie sein Verhalten in der Öffentlichkeit ankam.

Als Vereinstrainer wurde er einmal spanischer Meister und gewann viermal den Pokal. Seinen letzten Posten hatte er 2008/2009 beim türkischen Erstligisten Fenerbahçe Istanbul, wurde dort aber vorzeitig entlassen. Im Dezember 2013 erklärte er seine Trainerlaufbahn für beendet, nahm die Ankündigung aber wenig später zurück und sagte, ein attraktives Angebot würde er nicht ablehnen.

Als er 2004 im Alter von 66 Jahren den Posten des Nationaltrainers erhielt, schien dies eine Art von Vorruhestandsprämie zu sein. Aragonés war damals der dienstälteste Trainer im spanischen Profi-Fußball. Er hatte zuvor für acht verschiedene Vereine gearbeitet, darunter Atlético Madrid und FC Barcelona, und in rund 700 Erstligaspielen auf der Bank gesessen.

Luis Aragonés gilt als der Erfinder von „La Roja“. Zwar hatte die Nationalelf seit Jahrzehnten in roten Trikots gespielt, aber niemand war auf die Idee gekommen, sie als „die Rote“ zu bezeichnen. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Kommunisten im spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) von der Gegenseite abfällig als die „Roten“ bezeichnet worden waren. Aragonés hielt vor der WM 2006 in Deutschland die Zeit für gekommen, die rote Farbe zum Markenzeichen des Nationalteams zu machen.

„Beim Ansehen des Videos schalte ich jedes Mal ab, sobald Schwarzenbeck kommt“, berichtete Aragonés einmal. Das Wiederholungsspiel verloren die Madrilenen gegen Franz Beckenbauer & Co. mit 0:4. Kurz darauf trat der Stürmer seinen ersten Trainerjob bei Atlético an. „In meiner ersten Amtshandlung gab ich meinen Ex-Mitspielern die Anweisung, dass sie mich nun mit 'Siè anreden mussten“, erinnerte sich Aragonés. (dpa)

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