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Sport und Stereotyp: Hauptstädter ohne Krönungschance
Die Saison in der Königsklasse beginnt. Leider spielen die Hauptstädter mit ihren Schützlingen keine Hauptrolle im großen Spiel mit dem runden Leder.

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Stellen Sie sich mal vor, Sie betreten morgens das Büro und da schmettert Ihnen die Kollegin wach werdend entgegen: „Stell Dir vor, die Hauptstädter haben in der Königsklasse mit ihren neuen Schützlingen groß aufgetrumpft.“ Okay, würden Sie sagen, um Fußball kann es sich nicht handeln, weil Hauptstadt gleich Berlin und Königsklasse gleich Champions League, insgesamt also eine Ungleichung. Wird ja noch ein paar Jahrhunderte dauern, bis ein Fußballklub aus der Hauptstadt in der Königsklasse auftrumpft.
Klar, kein Mensch würde so reden, aber in der geschriebenen Sportsprache geht vieles, was im Leben sonst nicht geht. Oft ist es der verzweifelten Sucht nach Synonymen geschuldet: Nicht immer Berlin, sondern auch mal Hauptstadt einstreuen oder früher sogar das Spree-Athen.
Aber das war eher zu Zeiten, als noch gegen das nasse runde Leder getreten wurde und ein neuer Schützling vom Hertha-Übungsleiter seine Zelte an der Spree aufgeschlagen hatte. Hertha war dann aber trotz des Neuzugangs (was ist ein Altzugang?) oft weiter im Tal der Tränen. Trotz guter Ausgangslage im Vorfeld.
Aber das ist ja alles noch harmlos, wenn abgekürzt werden muss, wird es bei der Aufschlüsselung mitunter noch abenteuerlicher. Deutsche Fußball-Bund-Frauen gleich DFB-Frauen, Frauen-Bundesliga nicht gleich Bundesliga im Frauen, sondern Fußball-Bundesliga der Frauen.
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Aber entspannen wir uns mal, an mancher Wortkreation hält man sich gerne fest, nicht nur, weil der Redaktionsschluss naht. Wenn die Frauen des 1. FC Union dann mal in der Champions League spielen, dann sollte aber fairerweise von Hauptstädterinnen in der Königsklasse die Rede sein. Und damit hier nicht der Eindruck entsteht, dass hier pharisäerhaft aus dem Elfenbeinturm über liebe Kolleg:innen gemotzt wird: Der erste Artikel des Autors für den Tagesspiegel endete damit, dass „ein Sieg am seidenen Faden hing“.
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