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Nicht abgehoben. Dante wirkt bisweilen etwas ungelenk, aber der Eindruck täuscht.

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Bayerns Dante: Stabil und unverzichtbar

Er kam aus Mönchengladbach und war eigentlich als Notnagel vorgesehen, doch längst ist Dante zum unverzichtbaren Abwehrstabilisator der Bayern geworden.

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Wenn es draußen kalt ist, womöglich noch Schnee fällt wie in den Tagen vor dem letzten Vorrunden-Spieltag, dann vergeht den brasilianischen Fußball-Profis in der Bundesliga regelmäßig der Spaß. Nur einem offenbar nicht. „Im Winter“, sagt Dante, „fühle ich mich wohl. Damit komme ich gut zurecht.“ Zwar freut sich der Verteidiger des FC Bayern München, dass er nach den Partien am Freitag gegen seinen ehemaligen Verein Borussia Mönchengladbach und vier Tage später im Pokal beim FC Augsburg nach Hause in den Sommer fliegen darf. Aber Dante hält es auch im hiesigen Winter eher aus als seine südamerikanischen Kollegen. Vielleicht auch deswegen, weil ihn die Lockenpracht wärmt – das sei schon ein Vorteil, sagt er. Die Frisur ist ein Markenzeichen von Dante. Sein Laufstil ein anderes. Er bewegt sich gerne mit nach oben abgewinkelten Unterarmen und wirkt dabei etwas ungelenk.

Aber der Eindruck täuscht. Überhaupt ist einiges ganz anders gekommen als viele in München dachten bei Dantes Verpflichtung vor dieser Saison. Die Bayern wollten eine Option für die mit nur drei gelernten Innenverteidigern zu dünn besetzte Abwehr der Bayern und zahlten dafür Mönchengladbach knapp fünf Millionen Euro Ablöse. „Ich wusste, der Konkurrenzkampf hier ist hart. Aber ich war immer positiv im Kopf“, erzählt Dante.

Trainer Jupp Heynckes hatte sich auf die Empfehlung des Physiotherapeuten der Gladbacher verlassen, eines alten Bekannten. Und der hat nur das Beste von dem Innenverteidiger erzählt. Trotzdem musste der Verteidiger „anfangs davon ausgehen, dass er nicht unbedingt Stammspieler wird“, sagt Heynckes. Denn Jerome Boateng und Holger Badstuber galten als gesetzt. Aber dann verletzten sich in der Saisonvorbereitung drei der vier Außenverteidiger im Kader, und Badstuber musste erst einmal auf der linken Seite aushelfen. Damit war der Platz frei für Dante. Er übernahm die Position im Zentrum und gab sie bisher nicht mehr her.

Dante strahlt in der Bayern-Abwehr große Präsenz aus

In 23 von 24 Pflichtspielen stand Dante von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz und auch gegen die früheren Kollegen vom Niederrhein am Freitag zum Abschluss der Vorrunde wird er dabei sein. Nur in der Champions-League- Partie gegen Bate Borissow vor einer guten Woche gönnte ihm Heynckes eine kleine Verschnaufpause und brachte ihn erst nach der Roten Karte von Boateng. „Wenn Dante fit und gesund ist, spielt er auch“, sagt Heynckes. Er bringe etwas in die Mannschaft, „was uns guttut“.

Dante spielt nicht fehlerfrei, manchmal ist er eine Spur zu lässig bei der Spieleröffnung, aber er strahlt in der Abwehr große Präsenz aus. „Er ist der Garant für die Sicherheit, die wir im Defensivverbund ausstrahlen“, sagt Heynckes. Fast problemlos ist ihm der Sprung von Gladbach auf die nächste Stufe gelungen. Bei Bayern steht die Ballkontrolle im Vordergrund. „Es geht um Sicherheit“, sagt Heynckes. „Wir spielen auf die Seite und dann über die Flügel.“ Das System in München erfordert viel Disziplin, und deshalb verwundert es auf den ersten Blick etwas, dass ausgerechnet ein Südamerikaner damit bestens zurechtkommt. „Auf dem Spielfeld bin ich wohl eher Deutscher“, sagt Dante.

Der in einer Großfamilie in Salvador de Bahia aufgewachsene Bonfim Costa Santos Dante war vor knapp zehn Jahren nach Europa gekommen. Über Lille, Charleroi und Lüttich landete er 2009 in Mönchengladbach. Dort lernte er nicht nur erstaunlich schnell Deutsch, sondern etablierte sich bald als kompromissloser Verteidiger. In seiner Heimat fand dieser Aufstieg allerdings kaum Beachtung. Dante ist der einzige Stammspieler beim Bundesliga-Tabellenführer ohne Nationalmannschaftseinsätze. Das, so hofft er, ändert sich nun. „Denn ich spiele beim FC Bayern.“ Sein beachtlicher Karriereschritt in München dürfte sich inzwischen auch bis nach Brasilien herumgesprochen haben.

Marie Walser

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