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Der größte Triumph seines Lebens. Stuart Bingham wird in Sheffield Weltmeister im Snooker.

© dpa

German Masters im Snooker: Stuart Bingham: Weltmeister mit Bodenhaftung

Snooker-Weltmeister Stuart Bingham tut sich in dieser Saison bislang schwer. Beim German Masters im Berliner Tempodrom hofft er auf die Trendwende.

Der Daumen geht hoch. Nachdem Stuart Bingham am Donnerstag sein Erstrundenmatch beim German Masters der Snookerprofis im Tempodrom gewonnen hatte, war der Weltmeister sichtlich erleichtert. Das Spiel gegen Feargel O’Brien aus Irland war eines aus der Kategorie „unansehnlich“, Bingham verschoss mehrfach leichte Bälle, sein Gegner brachte ihn mit seiner betont langsamen Spielweise immer wieder aus dem Rhythmus. „Ich habe mich zwischenzeitlich über mich selbst geärgert, aber es ist nicht leicht, sich in dieser Arena mit ihren fünf Tischen zu konzentrieren“, sagte Bingham nach dem Match. In Berlin hat er mit dem Einzug in die Zweite Runde bereits sein bestes Karriereergebnis wiederholt, bisher war Deutschland für ihn selten eine Reise wert.

Andererseits war Stuart Bingham lange Zeit immer nur der Mann, der einfach nur dabei war, ohne zu den Favoriten oder gar Stars eines Turniers zu zählen. Seinen ersten Ranglistentitel holte er 2011 in seinem sechzehnten Profi-Jahr. Als er im vergangenen Mai in Sheffield Weltmeister wurde, avancierte er zum ältesten Titelträger seines Sports seit 1978. Sein Leben hat er deswegen aber nicht komplett auf den Kopf gestellt. „Der größte Unterschied zu früher ist, dass jetzt mein Name auf dem WM-Pokal steht“, sagt Bingham. Der inzwischen 39-Jährige aus Basildon gilt als bodenständig, Allüren sind ihm fremd. Trotzdem war es nicht einfach, plötzlich überall als Weltmeister angekündigt zu werden. „Ich habe gelernt, damit zu leben. Gerade am Anfang war das schwer, aber inzwischen komme ich besser klar.“

Ein weiterer Turniersieg ist Bingham seither nicht gelungen, beim Masters unlängst schaffte er es immerhin ins Halbfinale. Allerdings ist Bingham nicht der erste Weltmeister, der sich erst an den Titel gewöhnen muss. Sein Vorgänger Mark Selby reiste im Vorjahr ebenfalls mit einer eher durchwachsenen Bilanz nach Berlin – am Ende gewann er das Turnier und konnte die Saison in die gewünschte Richtung drehen. „Vielleicht gelingt mir das ja auch“, sagt Bingham und fügt hinzu: „Der Anfang ist gemacht. Ich habe schon besser gespielt und am Ende verloren.“

Als Sightseeing-Trip sieht er die Reise nach Berlin jedenfalls nicht. Die Familie ist zuhause geblieben, wacht dort über den WM-Pokal. Nach Deutschland ist er nur mit seinem Manager gekommen. „Ich konzentriere mich voll auf den Sport. Von der Stadt habe ich bisher nur das Hotel, das Restaurant und die Arena gesehen“, sagt Bingham. Und am Freitag steht ihm womöglich ein besonders langer Arbeitstag im Tempodrom ins Haus. Um ins Halbfinale einzuziehen, müsste er gleich zwei Matches erfolgreich bestreiten. „Das wird hart. Da muss ich in der Nacht gut schlafen“, sagt er mit professionellem Ernst. Schließlich soll der Daumen noch häufiger hochgehen in dieser Woche.

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