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Schön war die Zeit. Als Franz Emans (l.) und Reinhard Konnopka 1971 aufeinandertrafen, waren Tas und TeBe zweitklassig.

© imago sportfotodienst

Berlin-Liga: TeBe und Tasmania: Giganten sechster Klasse

In der Berlin-Liga kämpfen die früheren Bundesligisten Tennis Borussia und Tasmania um den Aufstieg. TeBe liegt mit der besseren Tordifferenz vorn und eröffnet die Rückrunde an diesem Freitag gegen den SC Staaken.

Niedere Beweggründe sind vermutlich auszuschließen. Tennis Borussia hat den Ligarivalen BFC Dynamo sogar vorab in Kenntnis gesetzt und ihm versucht zu erklären, dass die Sache nicht böse gemeint sei. Aber letztlich sah TeBe eben keine andere Möglichkeit, als Protest gegen die Wertung des Spiels gegen die zweite Mannschaft des BFC einzulegen. Einige Indizien sprachen dafür, dass der BFC einen nicht spielberechtigten Spieler eingesetzt hatte. So weit nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich war auch nicht, dass der Protest abgelehnt wurde. Ungewöhnlich war allenfalls, dass TeBe die Begegnung ohnehin 2:1 gewonnen hatte. Wäre dem Protest stattgegeben worden, wäre das Spiel allerdings mit 6:0 gewertet worden. Im Kampf um den Aufstieg aus der sechstklassigen Berlin-Liga kann am Ende jedes Tor entscheiden.

In der Hinrunde haben sich die beiden früheren Bundesligisten Tennis Borussia und Tasmania ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Nach dem neunten Spieltag lag Tas ein Tor vor TeBe an der Spitze; eine Woche drauf waren die Neuköllner nur wegen der mehr erzielten Tore noch vorne, am elften Spieltag übernahm dann Tennis Borussia die Tabellenführung – mit drei Toren Vorsprung. Und auch zur Winterpause lag TeBe nur wegen der besseren Tordifferenz vorne.

Während Tasmania zum Rückrundenstart beim Köpenicker SC antreten muss (Sonntag, 12 Uhr, KSC-Stadion), empfängt TeBe schon an diesem Freitag (19 Uhr, Mommsenstadion) den SC Staaken. Tennis Borussias Trainer Daniel Volbert geht voller Optimismus in die Rückrunde. Obwohl sein Team mit 16 Neuzugängen in die Saison gestartet ist, hat es von Anfang an oben mitgespielt – genau wie die Tasmanen, die eine eingespielte Mannschaft an den Start schicken konnten. Inzwischen hat Tennis Borussia leicht die Nase vorne. „Unser Ziel ist ganz klar der Aufstieg“, sagt TeBe-Vorstand Andreas Voigt. „Da müssen wir gar nicht drumherum reden.“

So schön die Berlin-Liga mit den kurzen Anfahrtswegen und der hohen Derbydichte auch sein mag – irgendwann ist auch mal gut. Im vierten Jahr ist TeBe inzwischen sechstklassig, langsam wächst der Wunsch nach mehr. Der Klub hat einen Etat von 250 000 Euro, deutlich mehr als je zuvor nach der Einleitung des Insolvenzverfahrens vor knapp fünf Jahren. Mehr wohl auch als der Konkurrent Tasmania. „Davon träumen wir“, sagt Detlef Wilde, der Vorsitzende des Klubs. „Da können wir zwei Jahre mit bestreiten.“

Schon finanziell wäre für Tasmania der Sieg im Berliner Pokal und die damit verbundene Qualifikation für den DFB-Pokal wichtiger als der Aufstieg – zumal es in der Oberliga ebenfalls wenig zu gewinnen gäbe. Die Werbewirksamkeit ist auch dort gering, dafür kämen nach dem Aufstieg höhere Kosten auf den Klub zu. „Unser Fokus liegt eindeutig auf dem Pokal“, sagt Wilde. Der Aufstieg kann, muss aber nicht. „Vielleicht ist das unser Vorteil: Wir haben nicht den Druck.“ Erst recht nicht, nachdem TeBe im Winter noch mal ordentlich aufgerüstet habe.

Bei solchen Äußerungen schwingt immer die Frage mit, wo TeBe eigentlich das Geld her hat. Dabei hat der Klub dem Prinzip des Größenwahns feierlich abgeschworen. Er hat sich solides Wachstum verordnet und in den vergangenen Jahren tatsächlich zugelegt sowohl bei den Sponsoren als auch bei den Zuschauern. Im Berliner Amateurfußball ist TeBe hinter Dynamo der Zuschauerkrösus. Im Schnitt haben 437 Besucher die Heimspiele gesehen. Zwei Klassen höher hatte der Berliner AK bei fünf seiner sechs Heimspiele einen geringeren Zuschauerzuspruch. „Es ist insgesamt eine positive Stimmung im Verein, die auch nach außen ausstrahlt“, sagt Christian Schwarzkopf aus dem Aufsichtsrat des Klubs. Die Chance, endlich wieder einen Schritt nach oben zu kommen, befeuert diese positive Stimmung noch. Es sieht so aus, als habe TeBe die Insolvenz auch mental hinter sich gelassen.

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